Wo Physik und christliches Denken einander begegnen
— eben dort liegt unser Erkenntnishorizont —
Da aus Sicht der Naturwissenschaft als Wurzel aller Naturgesetze wohl nur mathematische Wahrheit in Frage kommt,
sie aber ständige Neuverteilung von Energie bewirkt, könnte man gut auf die Idee kommen,
den Gott der Christen mit Energie und mathematischem Gesetz zu identifizieren und das Phänomen der Emergenz mit seiner Schöpfungskraft.— eben dort liegt unser Erkenntnishorizont —
Es wären dann sozusagen mathematische Wahrheit (= Geist), Energie (= Vater) und alles durch ihn Geschaffene (= Sohn).
Diese Deutung wäre verträglich mit den Vorstellungen von Karl Rahner und seinem Schüler Herbert Vorgrimler, welche Jesus nicht als Gott, sondern als einen Gott besonders ergebenen, ihn besonders klar verstehenden Menschen einstufen: als den Teil der Schöpfung (sozusagen), der sich mehr als jeder andere seines Schöpfers bewusst ist.
Und jetzt das eigentlich Interessante:
Physiker sehen den Energie-Erhaltungssatz als das wohl wichtigste aller Naturgesetze. Im Rahmen der eben vorgeschlagenen religionsphilosophischen Deutung wäre er die Aussage: » Gottes Existenz hat weder Anfang noch Ende «.
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Ist es nicht erstaunlich, wie einig sich dann plötzlich Wissenschaft (= Physik) und Religionsophilosophie wären?
Sprechen sie – so gesehen – nicht einfach nur unterschiedliche Sprachen?
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Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass selbst Wissenschaft (Physik etwa) nicht auskommt ohne ein klein wenig Philosophie, die dort beginnt, wo wir über den uns durch die Natur gesetzten Erkenntnishorizont hinauszudenken wagen. Was wir durch solches Denken dann als Überzeugung gewinnen, nennt die Wissenschaft Axiome (in dem Fall den ersten Hauptsatz der Thermodynamik: den Erhaltungssatz für Energie, der zur Folge hätte, dass Energie schon immer existiert haben muss).
Wenn also irgend ein Wissenschaftler — Richard Dawkins etwa — Religionsphilosophie für lächerlich erklärt, dann müsste er aus eben denselben Gründen auch Physik als auf lächerlicher Grundlage basierend einstufen.
Dawkins hat einfach nicht begriffen, dass Religionsphilosophie sich von Naturwissenschaft einzig und allein darin unterscheidet, dass sie ausschließlich über Dinge nachdenkt, die – sollte es sie denn geben – stets nur hinter unserem Erkenntnishorizont zu finden sein können.
Der Menschen Unterbewusstsein jedenfalls macht solchen Fehler nicht. Wie ein Kind, das sich noch keiner Verbote bewusst ist, erforscht es ganz selbstverständlich auch alles, was sich hinter unserem Erkenntnishorizont – wie durch Nebel fast versteckt – kaum sichtbar abzeichnet.
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Nebenbei: Fanatischer Atheist und geradzu missionarischer Opponent allen Glaubens an Gott ist der Evolutionsbiologe Richard Dawkins. Sein Buch The God Delusion wollte er ursprünglich nennen The Root of all Evil (!).
Vielleicht sollte man Dawkins aufmerksam machen auf folgendes Argument:
Der Energie-Erhaltungssatz (das wohl wichtigste Axiom der Physik) ist gar nicht selbstverständlich. Man sehe es mal so:
Sollte er wahr sein, hätte das zur Folge, dass die den gesamten Kosmos darstellende Menge an Energie schon immer existiert haben muss und auch auf ewig existieren wird. Sie hätte dann in dieser Hinsicht eine Eigenschaft, durch die man sonst nur Gott charakterisiert sieht.
Dawkins hält Menschen, die an Gott glauben für beknackt. Aber müssten dann nicht aus demselben Grund auch alle Physiker beknackt sein, da sie ja an Energie glauben, die schon immer exististiert hat und auch immer existieren wird?
Du siehst: Was der sich so schlau vorkommende Dawkins nicht begriffen hat, ist, dass alles Denken an einen Horizont kommt, hinter den es nicht "blicken" kann (in dem Sinne, dass Logik im Sinne der Wissenschaft dahinter versagt).
Auch noch hinter ihm nach Wahrheit suchen kann nur Philosophie (= der Urgrund unserer Pysche). Wissenschaft darf – ihrem eigenen Anspruch nach – jenen Horizont nicht überschreiten, da man von hinter ihm ja nur Meinungen mitbringen könnte, aber keine Beweise. Jener Horizont also ist die Linie, ab der selbst Wissenschaft zu Philosophie wird, da Logik dahinter versagt. Genauer: ab der nur noch Nachdenken philosophischer Qualität möglich ist.
Der Glaube, dass der Energie-Erhaltungssatz wahr sei, ist deswegen rein nur philosophische Meinung (ebenso wie der Glaube an Gott).
Energie ist sozusagen das Gottesbild der Physik.
Mit anderen Worten: Energie, die sich — ebenfalls zeitlos gegebenen mathematischen Gesetzen folgend — ständig neu verteilt. spielt in der Physik eben dieselbe Rolle, welche im Leben aller Gläubigen Gott und Gottes Geist zukommt: die Rolle nämlich, etwas zu sein, das immer schon existiert hat und gewaltige Wirkung entfalten kann.
Und somit postuliert selbst Naturwissenschaft so eine Art "Schöpfergott" — d.h. eine uns Menschen ihrem Ursprung nach nicht zu verstehende, durch etwas nur geistig Existierendes gesteuerte Schöpfungskraft, die Physik dem Vakuum zuschreibt (statt sie als göttlich einzuordnen). Wir nehmen sie wahr als im Vakuum gegebenen Druck, der Quantenfluktuation zur Folge hat, hiermit gelegentlich sogar einen Urknall bewirken und deswegen ganze Universen erschaffen kann.
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Kosmologie und Schöpfungsglaube