Praktisches & Grundsätzliches zur Informatik


Über Markus Gabriels Pseudophilosophie

Im Zuge seiner Argumentation hin zum erstaunlichen Ergebnis, dass die Welt gar nicht existiere, [B], versucht Markus Gabriel — seit 2009 Inhaber eines Lehrstuhls für Erkenntnistheorie — sich bekannt zu machen mit der gewagten Behauptung (2020):

» Falsch: Alle Philosophien der letzten 2500 Jahre! «.


Peinlicherweise unterlaufen ihm hierbei aber die folgenden gravierenden Fehler:

In seinem so vorschnellen Versuch, sich erfolgreich zu profilieren, indem er älteren Philosophen Irrtum unterstellt, versäumt Gabriel die seiner Argumentation zugrunde liegende Begriffe zu definieren. Genauer:


  • Er spricht von Sinnfeldern, ohne zu sagen, was er darunter versteht.
  • Er definiert, dass ein Ding (was auch immer man darunter verstehen möge) genau dann existiert, wenn es in einem Sinnfeld auftritt.
  • Er versäumt, zu definieren, was genau es denn bedeuten solle, in einem Sinnfeld aufzutreten (als Element?, als Teilmenge? oder wie sonst?).

Geben wir diesem Herrn deswegen etwas Nachhilfe-Unterricht, was notwendige Qualität philosophischen Denkens betrifft:

Ich, an seiner Stelle, würde definieren:

  • Unter einem Sinnfeld S verstehe man die Gedankenwelt S(G) eines Gehirnes.
  • Ein Ding D (in mindestens einem Sinnfeld durch Namen bezeichnet) existiert genau dann, wenn wenigstens ein Gehirn G ihm widerspruchsfreie Semantik zuordnet.


Rechtfertigung solcher Definition:

Einem Begriff D widerspruchsfrei zugeordnete Semantik macht D zu einem in sich widerspruchsfreien Konzept: Zu einem Konzept also, das Instanzen haben kann. Man kann dieses Konzept als Rolle sehen, in der D im Sinnfeld S(G) "auftritt" (= existiert).

Mir erscheint offensichtlich:

Existenz kann nur als rollengebundene Existenz Sinn machen — einfach deswegen, weil es einen großen Unterschied macht, ob etwas z.B. nur in Gedanken existiert oder auch physische Existenz hat: Pinoccio etwa existiert als Märchengestalt, aber sicher nicht als jemand, den man photographieren könnte.

Physikern etwa, wie Carlo Rovelli, ist dies selbstverständlich. Warum also nicht auch einem nun schon langjährigen Inhaber eines Lehrstuhls für Erkenntnistheorie? Will er uns für dumm verkaufen, wenn er uns erzählt, eingesehen zu haben, dass die Welt weder gedanklich noch in Wirklichkeit existieren könne?