Interessantes zu Theoretischer Physik

Wahrheit, Aussage, Unentscheidbar

Zum Konzept unentscheidbarer Aussagen

Meinungen zu vertreten, ohne zu diskutieren, mit welcher Wahrscheinlichkerit sie zutreffend sein könnten, führt fast immer zu Missverständnissen.

Daher sei definiert:

Eine Aussage A heißt » für uns derzeit unentscheidbar « , wenn keine durch Wissenschaft als garantiert wahr eingestufte Aussage im Widerspruch zu A oder NOT A steht.

A heißt » formal entscheidbar hinsichtlich einer gegebenen Logik L «, wenn L der Aussage A einen Wahrheitswert zuordnen kann.


Hier und im Folgenden verstehe ich unter "Wissenschaft" jede Argumentation, die kein Wissenschaftler mit Recht als nicht schlüssig kritisieren könnte.


Klassisches Beispiel einer für Menschen "derzeit unentscheidbaren" Frage ist ganz klar die Frage: Existiert Gott als ein über Menschen nachdenkendes Wesen?

Die Tatsache, dass unterschiedliche Menschen diesbezüglich Überzeugungen vertreten, die entschiedener nicht sein könnten, bedeutet nicht, dass auch nur einer von ihnen die Frage tatsächlich entscheiden kann im Sinne wenigstens einer der Definitionen oben.

Wir sind da in derselben Lage, wie z.B. unsere Darmbakterien, die ja auch keine Vorstellung darüber haben können, ob die Umgebung, in der sie wohnen, intelligenter Entscheidungen fähig ist.

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Wie dieses Beispiel ganz klar zeigt, kann es (für Menschen) auf die Frage » Was ist Wahrheit? « stets nur Antworten geben, welche sich auf diese oder jene Instanz berufen, der wir am ehesten zutrauen, sie tatsächlich entscheiden zu können. Nun gibt es hierfür aber von Fall zu Fall i.A. nur zwei ernsthafte Kandidaten: Wissenschaft oder unser Gewissen .

Welcher der beiden man in konkreter Situation mehr zutraut, wird jeder für sich selbst entscheiden.

Konsequenz daraus: Was man als wahr anerkennt, bestimmt man letztlich selbst, und so wird auch vermeintliche Wahrheit stets nur Teil unserer eigenen Überzeugung sein — nie wirklich Objektives

Weniger krass ausgedrückt: Um über Wahrheit zu entscheiden, verwenden wir notwendigerweise Hilfen, die uns keineswegs alle immer dasselbe als wahr bestätigen.


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Hinzu kommt, dass Kurt Gödel beweisen konnte: Keine formale Logik L, die wenigstens die Arith­metik der natürlichen Zahlen korrekt behandelt, kann vollständig und widerspruchsfrei sein.

Heisenbergs Unschärferelation zeigt, dass allen materiellen Grundbausteinen der Natur (sog. Quanten), gewisse Unschärfe innewohnt, die nicht einfach nur beobachtungstechnisch begründet ist.

Gödels Ergebnis ist das Analogon dazu im geistigen Umfeld (den Grundbausteinen von all dem, was wir Wahrheit nennen). Und so kann auch das Gesamtergebnis aller Wissenschaft, — da es ja auf Ableitungs­logik aufbaut — in seiner Gesamtheit nie ohne jede Unschärfe gegeben sein.

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Klar sein sollte auch: Über absolute Wahrheit können wir — genau genommen — gar nicht sprechen: Worüber gesprochen wird, sind Wege, die absolute Wahrheit aufdecken sollen, eben das aber nicht wirklich schaffen. Wo immer man genauer hinsieht, ist alles Erreichbare nur

  • mehr oder weniger starke Überzeugung
  • oder Formalismus (genannt "mathematische Logik") der ausschließlich Implikationen der Form "Falls A richtig sein sollte, ist auch B richtig" beweisen kann.
Philosophie erkennt, dass das nicht ausreicht, zahlreiche wichtige Fragen zu klären — und insbesondere nicht die Frage, ob ein über seine Geschöpfe bewusst nachdenkender Gott existiert. Konsequenz daraus: Kein noch so wissenschaftlich klingendes Nachdenken über Wahrheit kann persönliche Überzeugung ersetzen.

Und wo Atheisten sich über Gläubige lustig machen (oder umgekehrt), beweisen sie nur, dass sie noch rein gar nichts verstanden haben: Noch nicht mal, was Philosophie denn eigentlich ist und zu leisten im Stande ist, uns die Lücke bewusst zu machen, die immer bleiben wird.




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Über den Wahrheitwert philosophischer Aussagen