Interessantes zu Theoretischer Physik

Geist, Gedächtnis, Gewohnheit, Vererbung, Gene, Morphische Felder, Morphische Resonanz, Sheldrake

Wo in der Natur beginnen


Geist, Gedaechtnis, Gewohnheit und Vererbung?

In den Jahren 1990-2004 war es unter Einsatz vieler Milliarden Dollar gelungen, das menschliche Genom zu sequentialisieren. Die erste Überraschung lag in der relativ geringen Anzahl gefundener Gene: Mindes­tens 100.000 waren erwartet worden — schließlich gezählt aber hat man 23.000. Viele Planzenarten ver­fügen über weitaus mehr Gene, bei Reis etwa sind es 38.000. Selbst so einfache Wesen wie Seeigel ha­ben kaum weniger Gene als der Mensch.

Noch 2001 freute sich Svante Pääbo, Direktor des Schimpansengenomprojekts, auf dessen Fertigstellung. Dann nämlich, so kündigte er an, würde klar werdem, worin die genetischen Merkmale bestehen, die uns Menschen von anderen Tieren unterscheiden. Als dann aber 2005 die komplette Schimpansensequenz veröffentlicht wurde, fiel Paabos Kommentar gedämpfter aus: Er sagte: Wir können daran nicht erkennen, weshalb wir vom Schimpansen so verschieden sind.

Die Hoffnung also, wir würden das Leben verstehen, sobald die Molekularbiologen Klarheit über das mensch­liche Genom hatten, wich der Erkenntnis, dass zwischen einer Gensequenz und den wirklichen Eigenschaften einer Person doch noch ein ganz gewaltiger Unterschied besteht:

Man weiß z.B. schon lange, dass die Körpergröße eines Menschen zu 80 bis 90 Prozent ererbt ist. Beim Vergleich der Genome von immerhin 30.000 Menschen wurden auch tatsächlich etwa 50 Gene identifiziert, die etwas mit der Körpergröße zu tun haben. Überraschend aber war: Sie alle zusammen erklären die Vererbeung der Körpergröße nur zu etwa 5 Prozent.

Inzwischen sind viele weiter Beispiele » fehlender Erblichkeit « bekannt, und davon sind auch sog. Erb­krankheiten betroffen. Der Wert der persönlichen Genomik ist daher recht fragwürdig geworden. Seit 2008 nennt Fachliteratur dies » das Problem der fehlenden Erblichkeit «.

Zum 10.Jahrestag der ersten Auflistung des menschlichen Genoms musste ganz offiziell festgestellt wer­den: Noch nie war die Lücke zwischen der Informationsmenge und unserem Vermögen, sie zu inter­pre­tieren, größer als in diesem Fall.

Jonathan Latham, der Direktor des Bioscience Resource Projects, verkündete 2011: Die wahrschein­lichste Erklärung für den Umstand, dass man mit wenigen Ausnahmen keine Gene für verbreitete Krank­heiten findet, scheint zu sein, dass es sie nicht gibt ... Er hält weitere Suche nach ihnen für sinnlos.

Schon 2006 übrigens kam eine Studie zu Schluss: Die Kapitalgeber der Biotechnologie-Branche waren zu lange zu geduldig geblieben.

Dennoch ging der renommiert britische Biologe Lewis Wolpert noch 2009 eine Wette ein, mit der er sich zur Überzeugung bekannte:

Bis zum 1.5.2029 werden wir anhand der befruchteten Eizelle eines Tieres oder einer Pflanze in mindestens einem Fall sämtliche Einzelheiten des Organismus vorhersagen können, der sich aus dieser Eizelle entwickelt,  e i n s c h l i e ß l i c h  eventueller Abnormalitäten.


Ein anderer bekannter Biologie — Rupert Sheldreake — wettete dagegen. Er nämlich ist der Meinung:

Organismen, ihr Bau und ihr Verhalten lassen sich nicht aus zufälligen molekularen Permutationen ableiten. Vielmehr gilt: Zellen, Gewebe und Organe bilden sich modular, und für die jeweils konkrete Form sorgen morphogenetische Felder, wie sie zwischen 1920 und 1930 von Biologen zum ersten Mal vermutet wurden.


Sheldrake sieht morphogenetische Felder als ein über Zeit und Raum hinweg instantan zugängliches kollektives Gedächtnis aller sich selbst organisierender Teile der — belebten oder unbelebten — Natur.

Ob Felder solcher Art und solcher Funktion tatsächlich existieren, ist bislang noch ungeklärt.

Sheldrake jedenfalls fasst sie auf als mathematische Gebilde (ihrem Wesen nach gut vergleichbar den von Schrödinger postulierten Wahrscheinlichkeitswellen der Quantenphysik). Vererbung, so denkt er, sei somit ein Zusammenwirken von Genen und Proteinen im Rahmen veränderlicher Möglichkeiten, die sich anhand zeitlos gültiger mathematischer Gesetze ergeben.

Damit gelte: Nicht Gene und Proteine, sondern Mathematik führt zu konkreter Form.

Ein von Sheldrake selbst gegebener Vergleich macht vielleicht deutlicher, um was es hier geht:

Wir betrachten ein Fernsehgerät. Die Bilder auf dem Schirm werden von den materiellen Komponenten des Geräts und vom zugeführten Strom erzeugt, beruhen aber letztlich auf dem unsichtbaren, vom Fernsehsender erzeugten elektromagnetischen Feld. Wenn jemand überhaupt nicht an unsichtbare Einflüsse glaubt, wird er Bild und Ton allein anhand der Hardware — Drähte, Transistoren, usw. — in ihrem elektrischen Zusammenwirken zu erklären versuchen. Er wird herausfinden, dass Bild und Ton sich ändern, wenn diese oder jene Komponente abgeklemmt wird. Manche solcher "Mu­tationen" der Komponenten wirken sich auf die Bildqualität aus, andere führen zu plötzlichem Kanal­wechsel. Das beweist jedoch keineswegs, dass ein Tuning des Zusammenwirkens der Komponenten die Abend­nachrichten hervorbringt.

Im gleichen Sinne: Wenn genetische Mutationen Auswirkung auf Gestalt und Verhalten eines Tieres haben, darf dies noch lange nicht als Beweis dafür gewertet werden, dass Gestalt und Verhalten sich aus den Genen ergeben. Sie ergeben sich vielmehr aus einem von außen kommenden Einfluss.

Morphische Resonanz, so denkt Sheldrake, bringe instantan über Raum und Zeit hinweg "Erinnerung" an schon dagewesene Form. Diese "Erinnerung" komme als Drang, eben diese Form anzunehmen. Die Stärke des Dranges sei unabhängig von räumlicher oder zeitlicher Entfernung, wachse und falle aber damit, wie ähnlich die erinnerte Form einer der Formen sei, die sich ansonsten am ehesten einstellen würden. Erinnerung an schon da gewesene Lösungen beschleunige emergente Prozesse (ganz so als würde die Natur sich dann eine umständliche Suche nach weiteren Lösungsmöglichkeiten ersparen, die in großer Zahl aber durchaus gegeben sein könnten).


Sheldrake denkt, morphogenetische Resonanz (kurz: morphische Resonanz) steuere wesentlich mit, wie sich Eigenschaften, Vorlieben und Gewohnheiten im Objekt ausprägen [sowie in allen Objekten, die ihm jetzt oder zu anderer Zeit besonders ähnlich sind; hierzu rechnen auch frühere Versionen seiner selbst — was bewirkt, dass Eigenschaften, Vorlieben und Gewohnheiten sich nicht allzu schnell ändern]. Dies gelte für belebte, aber auch für unbelebte Objekte (Kristalle etwa liefern überzeugende Beispiele).

Während des gesamten 20. Jahrhunderts war die vorherrschende Lehrmeinung, dass erworbene Eigen­schaften nicht vererbt werden (dem widersprachen nur sowjetische Forscher, und die vielleicht nur aus gesellschafts-ideologischen Gründen). Seit der Jahrtau­send­wende allerdings findet der Gedanke, dass auch erworbene Eigenschaften vererbbar sein könnten, weltweit mehr und mehr Anhänger.

Und tatsächlich: Es gibt inzwischen zahlreiche Beispiele solch epigenetischer Vererbung — bei Pflanzen wie Tieren. So lässt sich z.B. beobachten, dass bestimmte Giftstoffe, die man Ratten verabreicht, über Generationen hinweg Nachwirkung haben.


Quelle: Rupert Sheldrake: Der Wissenschaftswahn — warum der Materialismus ausgedient hat (2012), siehe dort vor allem Kapitel 6: Ist Vererbung ausschließlich materieller Natur?

Siehe auch:





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