Interessantes zu Theoretischer Physik

Bruce Lipton, Geist, Körper, Intelligenz der Zellen, Biologie

Geist und Körper:  Bruce Liptons These

Sheldrakes These morphogenetischer Felder sowie seine Vermutung, dass sie ein kollektives, Zeit und Raum übergreifendes Gedächtnis sein könnten, auf das unser Gehirn zugreift ähnlich einem Funk­telefon, welches von seinem Besitzer Gesprochenes als Modifikation des ihn umgebenden elektromagne­tischen Feldes abspeichert, so dass sein Gesprächspartner über ein ähnliches Gerät dieses Feld auslesen und so das Gespräch empfangen kann, Sheldrakes These also, dass unser Gehirn unsere Erinnerungen gar nicht in sich selbst abspeichert, sondern vielmehr in jenem Feld, und dass es daher selbst nur eine Art Client (im IT-technischen Sinne) zum lesenden und schreibenden Zugriff auf jenes allen Wesen gemein­same,  k o l l e k t i v e  Gedächtnis darstellen könnte, erinnert mich an eine recht ähnliche Vermu­tung des Zell­biologen Bruce Lipton, die ich hier nun skizzieren möchte:

In seinem Buch Intelligente Zellen: Wie Erfahrungen unsere Gene steuern, KOHA Verlag, 2006 (Titel der englischen Originalausgabe ist Biology of Beliefs) berichtet Lipton, wie er als Zellforscher Belege dafür fand, dass unser Körper weniger durch unsere Gene, als vielmehr durch unsere  Ü b e r z e u g u n g e n  gesteuert wird, und dass dies bis hinunter auf die Ebene jeder einzelnen Zelle gilt (genauer beschrieben ist das auf Seite Biologisches Leben und der Placebo-Effekt).

Schlusswort von Liptons Buch ist ein letztes Kapitel Epilog: Geist und Wissenschaft, in dem er über die nach­prüfbaren Fakten hinaus — sozusagen als durch sie ihm nahegelegte Schlussfolgerung — uns noch Folgendes mitteilt (Zitat von S. 188-192, hier aufs Wesentliche gekürzt):


Das Verhalten der Zelle entsteht dadurch, dass ihr » Gehirn « (die Membran) auf Umweltsignale reagiert, d.h auf sie erreichendes Licht oder die Gegenwart von Molekülen unterschiedlichster Art. Tatsächlich ist jedes funktionale Protein unseres Körpers komplementäres Abbild eines solchen Umweltsignals. Wenn ein Protein kein komplementäres Signal hätte, mit dem es sich verbinden kann, könnte es nicht funktionieren. Das bedeutet, wie mir damals klar wurde, dass jedes Protein in unserem Körper physikalisch-elektromagnetisches Gegenstück zu einem Teil seiner Umwelt, unserer Umwelt ist. Da unser Körper nun aber eine aus Proteinen bestehende Maschine ist, sind Körper­funktionen Gegenstück unseres Umfeldes.

Die Menschen also, wie alle biologischen Lebewesen, entwickeln sich demnach komplementär zu ihrer Umgebung. Wenn wir diese Umgebung zu sehr verändern, werden wir nicht mehr komple­mentär dazu sein — also nicht mehr zu ihr » passen «. Im Augenblick verändern wir diesen Planeten so drastisch, dass wir unser eigenes Überleben gefährden ebenso wie das vieler anderer, deswegen immer schneller aussterbenden Organismen.

Es gibt nur zwei Wege in die Zukunft: auszusterben oder zu mutieren.

Von den Zellen habe ich gelernt, dass wir ein Teil des Ganzen sind und jeder von uns eine einzig­artige, biologische Identität besitzt, denn:

Auf der Oberfläche all unserer Zellen gibt es eine Gruppe von Identitätsrezeptoren, die uns als Individuum von allen anderen unterscheiden. Eine gut untersuchte Untergruppe dieser Identitäts­rezeptoren sind die HLA-Antigene (Human Leucocyte Antigens), die zum Immunsystem gehören. Ohne unsere Identitätsrezeptoren wären unsere Zellen nicht mehr als die unseren zu erkennen.
Mit ihnen aber ist jeder/jede von uns einzigartig und mit keiner anderen Person verwechselbar.

Bei Organspenden etwa ist es sehr wichtig, dass sie zu denen des Empfängers passen. Je weniger sie sich von seinen unterscheiden, desto geringer ist die Abstoßreaktion des Immunsystems. Volle Übereinstimmung aber wird nie gegeben sein. Jedenfalls haben die Wissenschaftler bislang noch keine nie Individuen gefunden, die biologische vollkommen übereinstimmen. Theoretisch scheint es möglich, universelles Spendergewebe zu erzeugen, indem man sämtliche Identitätsrezeptoren ent­fernt. Diese Zellen würden dann nicht abgestoßen. Versucht allerdings hat man das bisher noch nie.

Die Wissenschaftler konzentrieren sich ganz auf diese mit dem Immunsystem zusammenhängenden Rezeptoren, doch letztlich sind es nicht die Protein-Rezeptoren, die einem Individuum seine Identität verleihen, sondern das, was sie aktiviert.

Stellen Sie sich den menschlichen Körper wie ein Fernsehgerät vor. Sie sind in dieser Analogie das Bild auf dem Bildschirm. Es ist NICHT im Fersehgerät entstanden, sondern wird dort nur sichtbar gemacht. So wie dieses Bild wird auch Ihre biologische Identität aus Ihrer Umwelt heraus an die Antenne des Gerätes (Ihren Körper) gesendet. Eines Tages geht Ihr Körper, das » Fernsehgerät « kaputt, Ihre Identität aber geht dadurch — wie ja auch der File, der als Strom von Signalen, das per Funk den Fernseher erreicht — keineswegs kaputt. Besorgt man sich ein neues Fernsehgerät, wird man die Sendung erneut empfangen können.

In unserer Analogie entspricht
  • der Fernseher der Zelle,
  • die Empfangsantenne entspricht den Identitätsrezeptoren,
  • und die Sendung entspricht den auf die Zelle treffenden Umweltsignalen.
Wichtig also: Die Rezeptoren sind nicht die Quelle dessen, was uns identifiziert, sie sind nur die An­tenne, über die wir unser » Selbst « empfangen, so dass es dann auch unseren Körper zu steuern in der Lage ist.
[ Diese Antenne also trennt unser Selbst vom Rest der Umwelt — von dem, was nicht Teil von uns selbst ist (so jedenfalls verstehe ich Lipton hier). ]

Als ich
[so schreibt Lipton nun weiter] diese Beziehung begriffen hatte, wurde mir klar, dass meine Identität, mein » Selbst « in der  U m w e l t  existiert — ganz gleich ob es meinen Körper nun gerade gibt oder nicht. Wenn mein Körper stirbt, und wenn dann viel später ein neues Individuum mit genau der gleichen Gruppe von Identitäts­rezeptoren geboren würde, würde es meine Identität laden und somit » ich « in der Welt wieder präsent sein.

Meine These also: Auch wenn mein physischer Körper stirbt, ist die » Sendung (mein Ich) « weiter präsent. Es fehlt nur das » Gerät « mich in materieller Form zu präsentieren.

Meine Überzeugung, dass die » Sendung « — das eigentliche Individuum — auch nach dem Tod seines Körpers präsent bleibt, wird durch Berichte von Transplantations-Patieneten gestützt, die davon berichten, dass sie mit ihren neuen Organen auch neue Verhaltensweisen und Körper­empfindungen erhalten haben.

  • Die konservative, gesundheitsbewusste Claire Sylvia aus New England etwa war sehr erstaunt, als sie nach einer Herz- und Lungentransplantation eine von ihr vorher nie verspürte Vorliebe für Bier, Brathähnchen und Motorräder entwickelte. Sie sprach mit der Familie des Spenders und erfuhr, dass sie das Herz eines 18-jährigen Motorradfans erhalten hatte, der sich am liebsten von Bier und Brathähnchen ernährte [Sylvia & Novak, 1997].
    Die Detailliertheit der Erinnerungen, die mit diesen Transplantationen einherging, kann kaum Zufall sein: Ein Mädchen etwa hatte nach einer Herz-Transplantation heftige Albträume, in denen es um Mord ging. Ihre Träume waren so aussagekräftig, dass sie dazu beitrugen, den Mörder ihres Spenders zu überführen.

Eine Theorie, wie diese neuen Verhaltensweisen übertragen worden sein könnten, ist das
[z.B. von Ulrike Vinmann diskutierte] Zellgedächtnis, d.h. die Annahme, dass in jeder Zelle (hier den über­tragenen) ein Gedächtnis residiert. Nun wissen Sie, dass ich große Hochachtung vor dem habe, was ich als Intelligenz der Zellen (in der Zellmembran) sehe. Aber für mich ist an dieser Stelle Schluss. Ja, die Zellen können sich zwar daran erinnern, dass sie eine Muskelzelle oder eine Leberzelle sind, aber ihre Intelligenz ist begrenzt. Ich glaube NICHT, dass es in der Zelle Mechanismen gibt, die sich an eine Vorliebe für Brathähnchen erinnern können!

Möglich aber erscheint [mir] ein psychologisches und verhaltensorientiertes Erinnerungsvermögen, da ja im transplantierten Organ imer noch die Identitäts-Rezeptoren des Spenders vorhanden sind. Sie könnten weiter ihr ursprüngliches » Programm « empfangen. Obwohl der Körper des Spenders tot (das Empfangsgerät also kaputt) ist, läuft die Sendung weiter.

Zell- und Organtransplantationen sind nicht nur gutes Modell für die Unsterblichkeit unserer biologischen Identität (unserem » Ich «), sondern auch für Reinkarnation. Denken Sie nur an die Möglichkeit, dass ein zukünftiger Embryo über genau die gleichen Identitäts-Rezeptoren verfügen könnte wie ich jetzt. Dieser Organismus würde dann » mich « empfangen — so dass dann meine Identität in einem neuen Körper präsent wäre.

Wenn man sich klar macht, dass dieser neue Körper weiß, schwarz, braun, gelb, männlich oder weiblich sein kann, wird aller Rassismus und Sexismus nicht nur lächerlich, sondern unmoralisch. Wenn wir unter der Umwelt alles verstehen, was ist, und unsere Identitäts-Rezeptoren jeweils nur einen kleinen Ausschnitt davon » empfangen « können, wird klar, dass unser Körper einfach nur ein Gerät ist, das auf begrenzte Zeit einen kleinen Teil von Allem, was ist, dekodieren und präsentieren kann.

Diese Erkenntnisse aus der Zellbiologie scheinen Bestätigung der Weisheit spiritueller Lehrer aller Zeiten zu sein: Jeder von uns verkörpert Geist in einem materiellen Gefäß (dem Körper).


Sollte Liptons Theorie (die eben skizzierte Interpretation seiner bologischen Beobachtungen) richtig sein, könnte der Teil von uns, der nicht körperlich ist, sehr gut weit länger existieren als unsere Körper (bzw. — rein theoretisch wenigstens — unsere möglichen  n a c h e i n a n d e r  existierenden Körper). Selbst dass er  u n s t e r b l i c h  ist, könnte dann nicht mehr ausgeschlossen werden: Er könnte, um es genauer auszudrücken, stets existent sein.

Man könnte dann mit Fug und Recht sagen:


Was wir als lebende Wesen wahrnehmen,

sind stets nur zeitweise (aber nie vollständig) durch Materie präsentierte

Summen Energie tragender Wellen im Sinne der Quantenphysik.



Wer — wie zunächst Bruce Lipton — diese Meinung vertritt und recht plausible Argumente dafür hat, dem wird natürlich daran gelegen sein, unserer Umwelt mit gebührendem Respekt zu begegnen und nach­drück­lich darauf hinzuweisen, wie dumm es von uns wäre, sie für immer zu beschädigen.

Uns so fährt Lipton fort (Zitat von S. 192-202, gekürzt):


Wie ich in meinem Buch mehrfach betont habe, ist zum einen die Evolution eine Entwicklung hin zu einem höheren Bewusstsein, zum anderen aber haben wir im Zusammenhang mit der Zellmembran den Rezeptor-Effektor-Komplex als die fundamentale Grundeinheit von Wahrnehmung und den Kör­per steuernder Intelligenz kennengelernt: Je mehr Rezeptor-Effektor-Proteine ein Organismus be­sitzt, desto mehr und desto genauer wird er seine Umwelt wahrnehmen
[als etwas, das ihn in uns will­kommener oder unwillkommener Weise reizt, ernährt oder zu vergiften versucht].

Es gibt jedoch physikalische Grenzen für die Anzahl der Rezeptor-Effektor-Proteine, die in die Mebran vorhanden sein können: Die Membran ist 7 bis 8 Nanometer dick, was dem Durchmesser der Phos­phorlipidschicht entspricht. Die Rezeptor-Effektor-Proteine sind in etwa ebenso breit wie die Phos­phor­lipide, in die sie eingebettet sind. Weil der Durchmesser der Membran dadurch sehr eng wird, können die Wahrnehmungsproteine nicht übereinander gespaltet sein. Dies hat zur Folge, dass die einzige Möglichkeit, ihre Zahl — und damit die Wahrnehmungsfähigkeit der Zelle — zu erhöhen, darin besteht, die Oberfläche der Membran zu vergrößern.

Die Evolution als ein Prozess der, die Wahrnehungsfähigkeit biologischer Zellen verbessert, lässt sich deswegen physisch als Vergrößerung der Membranoberfläche definieren. Mathematische Untersu­chungen haben gezeigt, dass fraktal-ähnliche geometrische Formen der beste Weg sind, der räum­lich 3-dimensionalen Zelle möglichst große Oberfläche (Membran) zu geben. Und so wurde tatsäch­lich aus der Evolution eine fraktale Angelegenheit: Sich wiederholende, ineinander geschachtelte Formen sind in der Natur kein Zufall — sie sind bestmögliche Lösung.

Ich will mich aber gar nicht lange mit mathematischen Details des Modells aufhalten. Die wunder­schönen Computer-generierten Bilder von Fraktalen können uns jedenfalls daran erinnern, dass die Natur trotz unserer Angst vor dem scheinbaren Chaos in der Welt einer inneren Ordnung folgt. Die sich wiederholenden fraktalen Muster der Evolution ermöglichen uns, vorherzusehen, dass die Men­schen einen Weg finden können, ihr Bewusstsein so zu erweitern, dass sie dadurch die evolutionäre Leiter weiter hochzuklettern in der Lage sind. Die Welt der Fraktale ist uns anschauliches Modell, anhand dessen wir die Willkür, die Wahllosigkeit und den Zufall, den Mayr der Evolution zuschrieb, überwinden können.

Wenn wir erkennen, dass es in der Natur und der Evolution sich wiederholende, geordnete Muster gibt, wird das Leben der Zellen, das dieses Buch inspiriert und mein Leben verändert hat, noch interessanter:

Seit Milliarden von Jahren verfolgen die lebendigen, zellulären Wesen einen wirkungsvollen Plan, ihr eigenes Überleben und das anderer Organismen in der Biospäre zu ermöglichen. Stellen Sie sich vor, wie eine in die Billionen gehende Gemeinschaft von Individuen glücklich unter einem gemeinsamen Dach zusammenlebt. Solch eine Gemeinschaft gibt es — es ist der gesunde menschliche Körper.

Offensichtlich funktionieren die Zellgemeinschaften besser als menschliche Gemeinschaften: Es gibt in unserem Körper keine » heimatlosen « Zellen, niemand wird ausgelassen. Es sein denn, unsere Zellgemeinschaft ist in Unfrieden, so dass sich dann manche Zellen aus der Kooperation mit der Gemeinschaft zurückziehen. Krebszellen etwa wollen nicht in eine Funktion der Zellgemeinschaft eingebunden sein; sie entwickeln sich auf Kosten und zum Schaden gesunder Zellen.

Erinnern wir uns: Nachdem sich die Erde gebildet hatte, entstanden zunächst Einzeller, und über sehr lange Zeitabschnitte hinweg entwickelten sich viele tausend Varianten davon: Bakterien, Algen, Pilze, Protozäen, die allesamt untererschiedliche Wahrnehmung hatten. Wahrscheinlich vermehrten sie sich — ähnlich wie wir auch — einfach immer mehr, bis sie sich dann irgendwann ständig an­rempelten und so gezwungen waren, einen Weg zu finden, dem Druck auszuweichen.

Dies leitete eine neue, glorreiche Epoche der Evolution ein, die dadurch gekennzeichnet war, dass sich einzelne Zellen selbstlos zu mehrzelligen Gemeinschaften zusammenschlossen. Bisheriges Endergebnis dieser Entwicklung sind wir Menschen
[als diejenigen dieser Zellgemeinschaften, die es zu bislang höchster Komplexität und stärkste Spezialisierung verschiedener Teilfamilien gebracht haben].

Ich [Lipton] glaube, dass der Druck der zunehmenden Bevölkerungsdichte auf unserer Erde auch die mensch­liche Gemeinschaft schließlich zwingen wird, sich auf eine höhere Sprosse der evolutionären Leiter zu begeben
[auf eine, die durch noch mehr Zusammenarbeit, Spezialisierung und Verteilung von Verantwortung gekennzeichnet ist]. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns zu einer globalen Ge­mein­schaft zusammenfinden werden, deren Mitglieder eingesehen haben, dass wir in einer Weise zusammenleben sollten, die nicht nur die Stärksten überleben lässt, sondern alle und alles, was auf diesem Planeten lebt.

Menschen sind ihren Impulsen, um jeden Preis konkurrieren zu müssen, ebenso wenig ausgeliefert wie krank machenden Genen:

Die Schimpansen, die dem Mensch als Art am nächsten stehen, beweisen uns, dass Gewalt nicht zwingend Bestandteil unserer Biologie ist: Eine ihrer Arten — die Bonobos — leben in friedvollen Gemeinschaften, in denen männliche und weibliche Mitglieder gleichermaßen Führungsaufgaben übernehmen. Im Gegensatz zu anderen Schimpansen, lösen die Bonobos Spannungen in ihren Ge­meinschaften nicht durch Gewalt, sondern durch eine Strategie, die man als » Make Love, not War « bezeichnen könnte: Wenn Mitglieder der Gemeinschaft unter Druck geraten oder sich aufregen, verwickeln sie sich nicht in blutige Kämpfe, sondern entladen ihre Energie über Sexu­alität.
[Der Verhaltenforscher Lingenhöhl fand auch: "Sie tauschen Futter gegen Kuscheln, was Schimpansen nie machen würden."]

Neuere Untersuchungen der Biologen M. Sapolsky und Lisa J. Share (Stanford University) haben be­obachtet, dass sogar wilde Paviane, die zu den aggressivsten Tieren auf diesm Planeten gehören, nicht genetisch zur Gewalt verpflichtet sind [Sapolski & Share, 2004]: In einer über lange Zeit be­obachteten Horde von Pavianen starben sämtliche agressiven Männchen an vergiftetem Fleisch, das sie in einem Müllbehälter gefunden hatten. Nach ihrem Tod musste die soziale Struktur der Gruppe neu geordnet werden. Die Forscher hatten den Eindruck, dass die Weibchen die überlebenden männ­lichen Mitglieder der Horde zu einem kooperativen Verhalten anhielten, was zu einer bemer­kenswert friedlichen Gemeinschaft führte. Der Schimpansenforsche deWaal schrieb: » selbst die grimmigsten Primaten brauchen offensichtlich nicht immer so zu bleiben « [deWaal, 2004].

Wir Menschen stehen in der Nahrungskette ganz oben. Unser Überleben beruht darauf, dass wir Organismen zu uns nehmen, die hierarchisch unter uns stehen, ohne fürchten zu müssen, selbst von Organismen verspeist zu werden, die in der Nahrungskette über uns stehen. Ohne natürliche Feinde laufen die Menschen nicht Gefahr, Beute zu werden. Damit besteht auch keine Notwendigkeit für die damit verbundene Gewalt.

Dennoch sind auch wir letzlich den Naturgesetzen unterworfen, und so muss unser Körper den natürlichen Kreislauf allen biologischen Lebens mitmachen: Wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beisst, werden wir zu guter Letzt von Bakterien verspeist, die in der Nahrungskette ganz unten stehen.


Lipton legt in seinem Buch großen Wert darauf, klar herauszuarbeiten, dass die evolutionäre Entwicklung von Gemeinschaften biologischer Wesen — seinen es nun Zellen oder im Extremfall Menschen — offenbar ein und denselben Gesetzmäßigkeiten gehorcht. Insbesondere ist interessant, dass sich selbst schon auf der Ebene der Zellgemeinschaften Spezialisierung und Abtreten von Autorität an spezialisierte Mitglieder der Gemeinschaft beobachten lässt, und dass es sogar dort schon zu Hierarchien kommt, die dann auch grundsätzlich verschieden arbeiten und bei der die Reaktion in der Hierarchie höher stehender Zellen die der weniger spezialisierten überschreiben wird (unser Unterbewusstsein etwa erscheint seiner Funktionalität und seinem Verhalten nach wie ein in Hardware gegossener Algorithmus, wohingegen unser Bewusstsein eher ein sich dynamisch selbst modifizierenden Software-Programm entspricht. Was Verar­beitungsgeschwindigkeit und Durchsetzungskraft im Alarmfall betrifft, unterscheiden diese beiden Ebenen sich gravierend: Bewusste Signalverarbeitung kann nur etwa 40 Reize pro Sekunde verarbeiten, unter­bewusste dagegen bis zu 20 Millionen (!). [Lipton, S. 166].


Nochmals zurück zur Tatsache, dass Lipton wie Sheldrake, die Matierie, aus der wir bestehen, mit einem Radio- oder Fernsehempfänger vergleichen bzw. ich mit einem Mobilfunktelefon:

Mir ist nicht klar, ob Sheldrake und Lipton nur deswegen einen so frappierend ähnlichen Vergleich wählen, weil einer ihn fand und der andere ihn gut fand (sie sind beide in etwa gleich alt und werden die Arbeiten des jeweils anderen wenigstens teilweise gekannt haben). Auf jeden Fall aber ist klar,

Sheldrake sieht unsere Gehirnzellen als Schnittstelle zwischen Körper und Geist, während Lipton erkannt hat, dass im Grunde genommen schon jede einzelne Zelle unseres Körpers eben diese Schnittstellen­funktion hat — wenn auch nur auf jeweils ganz bestimmte, zellenspezifische Reize bezogen.

Völlig einig sind sich beide darin, dass offenbar nicht unser Körper unser gesamtes Ich enthält, sondern dass unser Ich vor allem Teil einer nicht materiellen, sich ständig umbauenden Energie-Konzentration ist, in der alles zu verschmelzen scheint, was lebt.

Denkt man dann auch noch an die durch Sheldrake beschriebenen "Gewohnheiten", die chemische Stoffe hinsichtlich des Bildens von Kristallen zu entwickeln in der Lage sind, so kommt mir der Verdacht, dass vielleicht sogar alles, was durch Emergenz zustande kommt, Teil einer einzigen großen Gemeinschaft ist, die Grenze zwischen belebter und unbeleb­ter Natur also fließend ist — was dann bedeuten würde, dass es absolut Unbelebtes überhaupt nicht gibt.

Man darf gespannt sein, ob — und vor allem wie — andere Forscher die Ideen von Sheldrake und Lipton weiter verfolgen werden ...


Referenzierte Literatur:

PS: Wer sich im Internet über Bruce Lipton informiert, könnte den Eindruck bekommen, er sei ein Esoteriker. Ich jedenfalls hatte zunächst diesen Verdacht. Dass er unbegründet ist, wird jedem klar werden, der sein Buch Intelligente Zellen (im Original: Biology of Beliefs) sorgfältig und wirklich ganz gelesen hat.

Wo Lipton von positivem bzw. negativem Denken spricht, meint er damit ein Denken, das Placebo- bzw. Nocebo-Effekte hervorruft. Beide sind auch von der Schulmedizin — ja sogar der Pharmaindustrie — als mit Sicherheit existent und von nicht ignorierbarem Einfluss anerkannt. Beide Effekte — zurückzuführen auf ein und demselben Mechanismus — stellen den bis­her einzigen Sachverhalt dar, bei dessen Betrachtung auch Schulmediziner und Pharmalogen widerwillig zugegeben bereit sind, dass Lebewesen, allen voran der Mensch, wohl doch aus mehr als nur Materie bestehen.

Der Materialismus jedenfalls, der jeden Menschen nur als in Materie gegossenen Mechanismus sieht — als eine Art Uhrwerk ohne Geist — und der selbst heute noch (gut ein Jahrhundert nach Entdeckung der Quantenphysik) das vorherrschende Paradigma darstellt —, scheint wirklich ausgedient zu haben (siehe auch Sheldrake).

Unser Bewusstsein etwa hat sich bisher nicht als in unserem Gehirn implementiert nachweisen lassen.

Decartes hat die Welt des Geistes von der des Körpers getrennt. Forscher wie Hans-Peter Dürr, Sheldrake und Lipton aber stellen nun fest — und das auch noch aufgrund von Beobachtungen mit drei völlig verschiedenen Ausganspunkten —, dass es diese Trennung nicht gibt und wir die nächste Stufe auf der Leiter der Evolution wohl erst erklimmen können, nachdem wir den Glauben an solche Trennung aufgegeben haben.




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