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Anette Schavan, Plagiat, Hilbert, Einstein, Wissenschaftler

Schavan und sich lächerlich machende "Wissenschaftler"

Anläßlich des 150-sten Geburtstags von David Hilbert erschien in der Süddeutschen Zeitung vom 21/22. Jan. 2012 ein Artikel, aus dem hervorgeht, dass Einstein – als bereits anerkannter Wissenschaftler und aus spontanem Ärger heraus – von David Hilbert abgeschrieben hätte ohne dessen Leistung zu erwähnen (siehe was einige Historiker glauben erkannt zu haben).

Wirklich interessant ist nun, dass andere Historiker Umgekehrtes behaupten: Nach ihnen hätte Hilbert von Einstein abgeschrieben ohne ihn zu zitieren.

So schreibt etwa Amir D. Aczel auf den Seiten 127-128 seines Buches Die göttliche Formel (unter Bezugnahme auf Corry, Renn und Stachel in A. Fölsing: Albert Einstein, S. 422):


Es gab einen mathematischen Trick, den Einstein, der Physiker, beherrschte, während Hilbert — einer der größten Mathematiker aller Zeiten — ihn nicht kannte. Es war die Verjüngung eines wesentlichen Tensors, des Ricci-Tensors, und die Einfügung der resultierenden Spur in die Gleichung.

Hilbert begriff das erst,  n a c h d e m  er Einsteins Artikel gelesen hatte, den er sich vor der Veröffentlichung hatte schicken lassen. So erschien Hilberts eigener Artikel also vor dem Einsteins, doch Hilberts Artikel wies ursprüngliche Mängel auf, die er erst beseitigen konnte, nachdem er Einsteins Artikel gelesen hatte.

Verständlicherweise war Einstein wütend über das, was er für ein Plagiat seines Kollegen halten musste, eines Kollegen, dem er so viel Vertrauen geschenkt hatte. Doch dann legte sich sein Ärger wieder, und am 20. Dez. 1915 schrieb Einstein an Hilbert:

»Es ist zwischen uns eine gewisse Verstimmung gewesen, deren Ursache ich nicht analysieren will. Gegen das damit verbundene Gefühl der Bitterkeit habe ich gekämpft, und zwar mit voll­ständigem Erfolge. Ich gedenke Ihrer wieder in ungetrübter Freundlichkeit und bitte Sie, dasselbe bei mir zu versuchen. Es ist objektiv schade, wenn sich zwei wirkliche Kerle, die sich aus dieser schäbigen Welt etwas herausgearbeitet haben, nicht gegenseitig zur Freude gereichen.«


Interessant ist, dass sich diese beiden — einander so gravierend widersprechenden — Berichte der Historiker noch nicht einmal darüber einig sind, wessen Artikel – der von Einstein oder der von Hilbert – denn nun wirklich als erster erschien. Wenigstens das aber sollte sich doch schnell und zweifelsfrei klären lassen!

FAZIT also: Wir haben hier ein Indiz mehr dafür, dass selbst Wissenschaftler — in dem Fall Historiker — keineswegs immer absolut genau arbeiten.

Umso lächerlicher erscheint es mir, wenn Gruppen von Professoren die Doktorarbeit einer Studentin in höchsten Tönen loben, und dann — mehr als 30 Jahre später — eine andere Gruppe von Professoren, sich einzig und allein auf Zitierregeln berufend, eben derselben Frau, die inzwischen schon über Jahre hinweg als Wissen­schaftsministerin erfolgreich war, ihren Doktorgrad entzieht mit der Begründung, sie hätte betrogen. [AS], [CS]

Gehen jene Professoren und Gutachter denn nicht davon aus,


dass der damalige Promotionsausschuss
mit dem damaligen Stand wissenschaftlicher Erkenntnis vertraut war?

Oder denken sie, dass vor allem korrektes Zitieren einen Doktorgrad rechtfertigt?






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