Wie plausibel ist Sheldrakes Idee morphischer Resonanz?
Die theoretischen Physiker Amit Goswami und Hans-Peter Dürr haben in [SD] (S. 204-249) — ganz unabhängig von einander — Sheldrake These morphischer Resonanz im Lichte der modernen Quantenphysik erwogen und als durchaus Sinn machend erkannt. Sie jedenfalls sind der Meinung, dass sie sich als wahr erweisen könnte.Hier eine kurze Zusammenfassung dessen, was man in ihren Aufsätzen liest:
Morphogenese — die Entwicklung von Form aus einem einzelligen Embryo — ist ein jedem Biologen bekanntes Phänomen mit einem beispiellos präzisen zeitlichen Ablauf. Eine ganz Reihe von Physikern, allen voran Erwin Schrödinger, hat dargelegt, dass die gegenwärtig bekannten Gesetze der Physik nicht ausreichen, dieses Phänomen zu erklären.
Schon vor Sheldrake haben Biologen die Vorstellung von einem morphogenetischen Feld ins Spiel gebracht als einem Zustand des Raumes, der das Gedächtnis der Form bewahrt, auf die hin sich der Embryo unter Führung des Feldes entwickelt.
Diesen Vorläufern von Sheldrakes These war gemeinsam, so schreibt Goswami, dass sie "am Konzept lokaler Felder festhielten ebenso wie am materialistischen Glauben an eine nach oben gerichtete Kausalität: am Supremat der Materie als der Ursache von allem".
Die Situation um 1966 kennen wir aus einem damals erschienen Papier von C.H. Weddington.
Sheldrake hat die Idee morphogenetischer Felder zu präzisieren versucht und hat als ursächlich postuliert
- Nichtlokalität
- und morphische Resonanz (ein erst durch ihn erdachtes Konzept).
Sobald sich Materie zu formen beginnt, so denkt Sheldrake, wirkt sie ihrer schwingenden Moleküle wegen wie die Empfangsantenne eines Radios, die ein Signal empfängt, sofern sie in Resonanz mit der das Signal tragenden elektromagnetischen Welle schwingt. In gleicher Weise könnten DNS-Stränge das morphogenetische Signal empfangen.
Jede Form hat so ein eigenens Feld, das sich mit ihrer fortschreitenden Replikation ständig verstärkt, womit dann auch das in der Morphogenese zum Ausdruck kommende Gedächtnis erklärt wäre.
Dürr kann sich gut vorstellen, dass das morphogenetische Signal getragen wird durch elektromagnetische Wellen im Zentimeter- oder Millimeterbereich (je nach Art der Biomoleküle vielleicht auch hinunter bis zum Zehntelmillimeter- und hinauf bis zum Dezimeterbereich). Es ist diese ein Wellenbereich, der zwischen dem der Fernsehkanäle und dem Infrarotbereich liegt.
Auf diesem im Vergleich zu den Mobilfunkkanälen (einige Meter) viel zu kurzem Bereich lässt sich durch Amplituden- und Phasenmodulation — ähnlich wie bei der Übertragung der zahllosen Telefongespräche — eine ganz phantastische große Menge von Information unterbringen.
Wegen der vielen dicht nebeneinander liegenden Kanäle der niederfrequenten Molekülschwingungen dürfte hierfür auch eine ausreichende Bandbreite gegeben sein.
Die artspezifischen morphischen Felder, so meint Dürr, entsprächen dann wohl unterschiedenen Modulationsformen der Trägerwellen. Sie wären in diesem Trägerfeld ähnlich gut wiedererkennbar verpackt wie es individuelle Telefongespräche im Frequenzband des Mobilfunks sind.
Da Zentimeter-/Millimeterwellen von Wasser ebenso wie von Luft nur geringfügig absorbiert werden, könnte die Reichweite dieser Wellen auf der Erdoberfläche sehr groß sein, insbesondere wenn dabei eine extrem hohe Empfindlichkeit (Nachweis einzelner Photonen) der lebenden Empfangssysteme gegeben sein sollte.
Dürr ergänzt: Die Annahme elektromagnetischer Strahlung als Übertragungssystem impliziert eine physikalisch mögliche, wenn auch technisch recht schwierige Nachprüfbarkeit. Die messtechnische Hürde könnte heute noch zu hoch sein. Hier jedenfalls gäbe es für Physiker noch einiges zu tun.
Wichtig auch: Durch geeignete Abschirmung des elektromagnetischen Strahlungsfeldes sollten morphogenetische Effekte wirkungsvoll unterdrückt werden können. Die Falsifizierbarkeit der These Sheldrakes — erweitert um die von Dürr das Trägerfeld betreffend — ist demnach gegeben.
Note: In Kombination mit dem durch Dürr angedachten Trägerfeld erinnert Sheldrakes Konzept morphischer Redundanz an Wellingtons Chreoden-Theorie, denn: Beiden gemeinsam ist, dass formgebende Information sich ausbreitet als Form eines Trägerfeldes. Damit ist Sheldrakes Idee nun endgültig als konsequentes Weiterdenken schon vor ihm existierender Ansätze anderer Biologen erkannt.
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