Wie Sheldrake versucht, seine These durch Beobachtung und Experimente zu untermauern
Da der einflussreiche Evolutionsbiologe Richard Dawkins alles dafür getan hat, Sheldrake eine akademische Karriere unmöglich zu machen — er hat sogar recht publikumswirksam die Verbrennung von Sheldrakes Büchern gefordert — blieb Sheldrake nur der steinige Weg eines Privatgelehrten. Dass er ihn jahrzehntelang durchhielt und sich nicht entmutigen lies, nötigt mir Respekt ab.Mit großen Fleiß und eisernem Willen hat Sheldrake in seinen mehrfach überarbeiteten Büchern sowie auf seiner Homepage
- nicht nur zahlreiche gut dokumentierte Beobachtungen anderer Wissenschaftler zusammengetragen,
- sondern auch selbst eine ganze Reihe von Vorschlägen für Experimente gemacht, die geeignet erscheinen, seine These zu überprüfen, d.h. zu stützen oder zu widerlegen.
Im folgenden sei aufgelistet, was er da alles gefunden und in seinen Büchern und Fachartikeln aufgelistet hat:
(1) Beobachtungen anderer Wissenschaftler
Mich, Gebhard Greiter, beeindrucken vor allem die beiden Beobachtungen, die Sheldrake vermuten lassen, dass neben biologischen Lebewesen sogar Kristalle und andere sich selbst organisierenden Systeme Zugriff auf Erfahrungen anderer solcher Systeme (gleichen Typs) haben könnten:
- Ein Experiment zur Lernfähigkeit von Ratten über Generationen
und große räumliche Distanz hinweg
(die Graphik dort spricht deutlich Worte) und
- Mehrere dazu analoge Beobachtungen Dritter aus dem Bereich der Kristallographie:
Sheldrake schreibt: There is in fact good evidence that new compounds get easier to crystallize all around the world. For example, turanose, a kind of sugar, was considered to be a liquid for decades, until it first crystallized in the 1920s. Thereafter it formed crystals everyehere. (Woodard and McCrone Journal of Applied Crystallography (1975) 8, p. 342). The American chemist C. P. Saylor, remarked it was as though "the seeds of crystallization, as dust, were carried upon the winds from end to end of the earth" (quoted by Woodard and McCrone).
Man hat Brieftauben auf offener See — 60 Meilen entfernt von nächsten Stück Land — vom fahrenden Schiff losgeschickt. Sie fanden problemlos zum Taubenschlag auf einer Insel weit außer Sichtweite des Schiffes. Damit nicht genug: Sie fanden von dort auch zurück zu den auf dem Schiff während des ganzen Tages verbliebenen Tauben — und das, obgleich das Schiff sich da schon fast einen ganzen Tag lang mit normaler Reisegeschwindigkeit weiterbewegt hat, so dass es bei Rückkehr der Tauben Dutzende von Seemeilen weit weg vom Aussendeort war.
Über ein völlig anderes Experiment berichtet der Wirtschaftswissenschaftler Robert Schorn in seinem Buch Kollektive unbewusste Markenkenntnis (2005):
Anhand eines weltweit durchgeführten Experiments überträgt er in Anlehnung an C. G. Jung und Rupert Sheldrake die These vom kollektiven Wissen der Menschheit auf das Gebiet der Markenzeichen und ihrer Gestaltung. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen auf Zeichen, die sie bewusst nicht kennen, die aber vielen anderen Menschen weltweit bekannt sind oder waren, besser ansprechen als auf ähnliche Kontrollzeichen. Dieser Effekt ist unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildung, vom kulturellen Hintergrund und vom Ausmaß der Extraversion der Versuchsperson.
(2) Sheldrakes eigene Exprimente
Ich kenne sie nicht alle, aber eines — für dessen Durchführung Sheldrake u.A. auch Gelder der renommierten britischen Institutionen Trinity Collage und Cambridge University bekam —, findet sich dokumentiert in seiner Veröffentlichung Telepathy in Connection with Telephone Calls, Text Messages, and E-Mails (einem Vortrag aus 2014, um den offenbar die Geldgeber ihn gebeten haben).
(3) Sheldrakes Entwurf zusätzlich möglicher Experimente
Sheldrake hat Vorschläge für ein weites Spektrum von Experimenten erarbeitet, mittels derer die Sinnhaftigkeit seiner These überprüfbar wäre. Sie sind skizziert in Anhang A.1 bis A.10 zu seinem Buch Das schöpferische Universum (überarbeitete Ausgabe 2008), S. 280-346, und charakterisieren sich durch folgende Überschriften:
- Bose-Einstein-Kondensate
- Schmelzpunkte
- Transformation von Kristallen
- Anpassungen in Zellkulturen
- Wärmetoleranz bei Pflanzen
- Die Übermittlung von Abneigung
- Evolutionäre Anpassungen im Tierverhalten
- Das kollektive Menscheitsgedächtnis
- Verbesserungen der menschlichen Leistungsfähigkeit
- Resonante Computer
Publikumsinteresse war aber anscheinend nur vorhanden für Experimente im Bereich der menschlichen Psychologie, denn:
- Um die These morphischer Resonanz überprüfbar zu machen, schrieb 1982 die britische Zeitschrift New Scientist einen Ideenwettbewerb aus. Die schließlich prämierten Vorschläge bezogen sich sämtlich auf physychologische Experimente.
- Ein etwa zeitgleich in den USA ausgeschriebener Wettbewerb (Preisgeld 10.000 USD) bewies ganz ähnlich gelagertes Publikumsinteresse.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Es dürfte nur wenig Wissenschaftler geben, die sich derart eingehend Gedanken über Experimente gemacht haben, die zur Überprüfbarkeit einer ihrer noch unbestätigten Theorien herangezogen werden können.
Dass Sheldrake ehrlich genug ist, auch auf Aussagen anderer hinzuweisen, die seiner eigenen Interpretation der Ergebnisse eines gemeinsam durchgeführten Experiments widersprechen, zeigt z.B. ein durch ihn gesetzter Link auf Rose Responds to "An Experimental Test of the Hypothesis of Formative Causation".
Note: Als schöne Bestätigung von Sheldrakes These könnten zwei im Abschnitt Morphic Fields aus [1] beschriebene Beobachtungen gelten. Leider aber hat der unbekannte Autor dieser Schrift auf Quellenhinweise verzichtet.
Sheldrakes Hauptproblem dürfte sein, dass man auch Experimente durchführen müsste, die Phänomene zum Gegenstand haben, über die i.A. nur Esoteriker sprechen, deren Phantasie dann gerne mit ihnen durchgeht und so seriöse Bemühungen diskreditert.
stw5061SET — Sheldrake . Experiment . These — News?
Mehr + B G E + S H A + More
Wenn Sheldrakes These zuträfe ...