Meilensteine neuzeitlicher Geschichte
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Harti in 2097-1:Hallo zusammen,
einerseits bewegt sich das Licht mit einer endlichen Geschwindigkeit von rund 300 000 km/sec; d.h. es bewegt sich in Raum und Zeit
andererseits
vergeht für das Licht bei seiner Bewegung keine Zeit (es bewegt sich nur im Raum).
Wie ist dieser Widerspruch aufzuklären ?
MfG
Harti
Zitat von Barrow, S. 113:
Ein großes Schwarzes Loch sieht eher rot als schwarz aus, da das Licht, das einen außen stehenden Beobachter von der Schicht knapp über dem Ereignishorizont erreicht, beim Versuch, dem Schwerefeld zu entkommen, viel Energie verloren hat, wodurch sein Farbspektrum in Richtung rot verschoben ist.
Zitat:
Ganz gegen einen weit verbreiteten Glauben sind Schwarze Löcher nicht unbedingt kompakte Objekte. Große Exemplare, wie man sie im Zentrum von Galaxien vermutet, sind milliardenfach schwerer als unsere Sonne, aber trotzdem ist ihre Dichte geringer als die von Luft! Wir könnten ihren Ereignishorizont glatt durchqueren und würden nichts Seltsames bemerken. Nur ein Versuch umzukehren würde scheitern.
Harti in 2085-9:
Unsere Vorstellung von Zeit kommt deshalb letztlich dadurch zustande, dass wir Vorgänge (Geschehensabläufe) zueinander in Beziehung setzen, miteinander vergleichen.
Dieser Vergleich hat sich verselbständigt und zu einem allgemeinen Gefühl entwickelt, dass Vorgänge nicht instantan erfolgen, sondern dauern. Wir meinen sogar, dass Zeit im Sinn von Dauer eine objektive, außerhalb unserer Vorstellung existierende Naturerscheinung ist. Dies sehe ich aus den dargelegten Gründen anders. Es gibt nicht nur dort, wo es keine Objekte/Veränderung gibt keine Zeit, sondern auch dort, wo es keine Menschen gibt.
Bauhof in 2085-12:
Die Länge der Weltlinie, die eine Person beim Flug von Ereignis zu Ereignis zurücklegt, entspricht der in der Raumzeit zurückgelegten Eigenzeit der Person.
Und dabei spielt es keine Rolle, ob diese Weltlinie gekrümmt ist oder nicht.
Ungekrümmte Weltlinie: Flug ohne Beschleunigung.
Gekrümmte Weltlinie: Flug mit Beschleunigung.
Quante in 2085-40:
Im Kausalen gilt, Ursache-Wirkung. Ursache-Wirkung ...
und die Wirkung wird zugleich ja auch, im Moment ihres Eintretens, zu einer neuen Ursache. Das geht dann immer so weiter, und so weiter... usw.
Stueps in 2085-56:
Das Zwillingsparadoxon: Unterschiedliches Vergehen von Zeit ist nicht eine subjektive Empfindung, sondern kann sich objektiv manifestieren.
C... in 2085-95:
Folgende Fragen nagen m.E. weiter an unseren bisherigen Definitionsversuchen:
— Was genau ist das "Jetzt"? (Die Gegenwart allein kann es nicht sein, da diese nur ein Zeitpunkt wäre, den man nicht wahrnehmen könnte).
— Warum ist das "jetzt" ausgerechnet "jetzt" und nicht z.B. gestern?
C... in 2085-108:
Anmerkung: Die Relativität der Gleichzeitigkeit deutet dabei darauf hin, dass jedes "Jetzt" ein subjektives Jetzt sein muss.
C... in 2085-115:Hallo Grtgrt,
folgende Frage zu deiner "Netzstruktur" der Möglichkeiten stammt nicht von mir, sondern von einem anderen Zeitphilosophen ;-) :
Wenn die Zukunft viele Möglichkeiten hat, diese Zukunft jedoch irgendwann zur (unabänderlichen) Vergangenheit geworden sein wird, welche dann eine (und nur eine) kausale Abfolge besitzt - wohin sind dann die anderen Möglichkeiten entschwunden?
C... in 2085-120:
wenn die Zeit objektiv ein "Netz der Möglichkeiten" darstellen soll, muss gelten: Wenn es das Netz "vorher" gegeben hat, muss es doch auch dann bestehen bleiben, wenn die zukünftige Zeit subjektiv zur vergangenen geworden ist. Die Möglichkeiten müssen, weil gleichwertig, irgendwo verblieben sein.
Oder es muss einen "Mechanismus" dafür gegeben haben, der die anderen Möglichkeiten beim Übergang in die Vergangenheit zerstört.
Hawking (Zitat):
Die Erkenntnis, dass sich die Zeit wie eine weitere Raumdimension verhalten kann, bedeutet, dass wir uns der Frage, ob die Zeit einen Anfang hat, auf ähnliche Weise entledigen können wie derjenigen, ob die Welt einen Rand hat ...
Wenn wir die Allgemeine Relativitätstheorie mit der Quantentheorie kombinieren, wird die Frage, was vor dem Anfang des Universums geschah, zu einer sinnlosen Frage.
Günter Spanner (2016):
Gravitationswellen nachzuweisen ist extrem schwierig, da die Raumzeit extrem steif ist:
Unter dem Elastizitätsmodul eines Stoffes versteht man eine Zahl, welche charakterisiert, wie stark sich aus diesem Stoff bestehende Objekte einer Verformung widersetzen.
Gewöhnlicher Gummi z.B. kann leicht gedehnt oder zusammengedrückt werden. Hartgummi zu verformen ist schon weit schwieriger. Holz erreicht bereits den 100-fachen Wert von gewöhnlichem Gummi und ist somit kaum mehr komprimierbar. Bei Stahl ist es das 2000-fache, bei Diamant sogar das 12000-fache.
Dennoch ist die Härte von Diamant nichts im Vergleich zur » Härte « der Raumzeit:
Der Elastizitätsmodul der Raumzeit entspricht dem 1022-fachen der Härte von Diamant.
Bernhard Kletzenbauer in 1209-22:
Raum ist für mich das imaginäre, leere (unendlich große, nicht von Wänden begrenzte) Gefäß.
RaumZeit ist für mich der Inhalt, der das Gefäß vermutlich völlig ausfüllt (zusätzlich zu Materie und Strahlung). Dieser Inhalt ist auf direktem Weg bisher mit keinem Mittel meßbar.
Genauer habe ich es hier beschrieben:
Beitrag 52-42
Der Vergleich hinkt gewaltig, aber ich sehe Raum als das leere Trinkglas - und RaumZeit als das Bier.
Zitat:
When an object moves throgh space relative to us, its clock runs slow compared to ours. That is, the speed of its motion through time slows down. Heres the leap: Einstein proclaimed that all objects in the universe are always travelling through spacetime at one fixed speed — the speed of light.
This is a strange idea; we are used to the notion that objects travel at speeds considerably less than that of light. We have repeatedly emphasized this as the reason relativistic effects are so unfamiliar in the everyday world. All of this is true.
We are presently talking about an objects combined speed through all four dimensions — three space and one time — and it is the object's speed in this generalized sense that is equal of the speed of light.
Haronimo in 2094-7:Hallo grtgrt,
Deiner Darstellung ähnelt die des Holografischen Universums-Theorie. Wolltest du in etwa dahin?
Stueps in 2085-251:
Ich wollte ausdrücken, dass Raumzeit ohne Energie (die sich in physikalischen Entitäten und Wirkungen ausdrückt) ein sinnfreies Konstrukt ist. Ein Raumzeit-Koordinatensystem sagt ohne von uns in ihm eingebettete Objekte gar nichts aus.
Zitat von Horst bezugnehmend auf eine Aussage grtgrts in 2094-1:
Aha, gedachte Ereignisse ... sind also von konkreter Existenz?
Horst in 2094-9:
Das bedeutet aber doch noch lange nicht, dass ihn auch der Rest der Welt, außer dir vielleicht, genau so sehen muß – wenn man genau hinschaut!
Haronimo in 2094-12:
Deine, und Stueps seine, durch einige Beispiele nachvollzogene Gedanken, werden nur unter den Hinweis auf experimentell durchgeführte Wissenschaft, Akzeptanz erlangen. Wir müssen vielleicht, die Assoziationen zwischen manche Theorien intensiver betrachten.
H... in 2094-14:Grtgrt in 2094-13:
Vor allem sollten wir klar unterscheiden
- Dinge und Phänomene, die allein nur logischer Verstand konstruiert (z.B. Raum, Zeit, Raumzeit),
- Dinge und Phänomene, deren Existenz wir unseren Sinnen verdanken (z.B. anfassbare Objekte, Lärm, Wärmegefühl, Gefühle) und
- Dinge und Phänomene, die keines von beidem sind, aber doch in der Natur vorkommen (Energie, Wellen, atomar eintretende Wirkung).
Dinge, die nur unser Verstand konstruiert, werden auch Experimente uns n i e zeigen können.
Grtgrt, ich weiss, das Thema ist schwierig zu beherrschen. Aber man muss ganz exakt bleiben:
Alles, was du aufgezählt hat, verdanken wir den Sinnen! Das ist die einzige Möglichkeit, zu interagieren. Die Wahrnehmung wird als real wahrgenommen (jetzt wird es auch noch rekursiv...).
Du kannst es drehen und wenden wie du willst - du wirst auf diesem Weg nicht erklären können, ob etwas da ist auch ohne die Wahrnehmung.
Zitat von Parmenides (geboren etwa 530 v. Chr.). Er lehrte:
Die Welt, in der wir zu leben glauben,
ist die vermeintliche Welt der Sinneswahrnehmungen — die Welt ist nur Meinung ...
Zitat von Kant:Es gibt die Dinge der Erscheinungen und die Dinge an sich.
Wir kennen die Dinge nur so, wie sie auf uns wirken.
Zitat von Bohr:
Die Physik kann n i c h t ergründen, wie die Natur funktioniert.
Aufgabe der Physik ist lediglich, zu untersuchen, wie die Natur sich uns zeigt.
Horst in 2094-16:
So ein Schalk aber auch der Schöpfer, gaukelt uns lauter Illusionen vor .......wenn er nicht selbst auch nur ne Illusion ist!:smiley9:
Horst in 2094-19:Grtgrt im Beitrag 2094-17
Zitat:Unsere Sinne glauben zu verstehen, und doch verstehen sie die wahre Natur solcher Dinge einfach nur falsch.
Hallo Grtgrt
Hierzu besteht Erklärungsbedarf:
Woher weißt du denn, was die wahre Natur der Dinge tatsächlich ist und nach welchen Kriterien stellst du fest, dass wir sie falsch verstehen?
Zitat:Zitat von grtgrt:So lange es um so einfache Dinge wie Pakete von Potentialwellen geht, bemerken Physiker das irgend wann.
Was aber, wenn es um ein so komplexes Wesen geht, wie unser Schöpfer es ist?
Und wieso besteht so ein komplexes Wesen aus Liebe zu Physikern nicht auch aus Paketen von Potentialwellen?:confused:
Horst in 2094-21:Grtgrt im Beitrag 2094-20
Zitat:Wenn jemand etwas betrachtet und später — nachdem er es genauer betrachtet hat — feststellt, dass es seiner Natur nach was ganz anderes ist als das, was er zunächst dachte, dann bezeichne ich diese zweite Natur des Betrachteten als die, die der Wahrheit näher kommt. (Ob das dann schon wirklich die l e t z t e Wahrheit ist, bleibt natürlich stets offen).
Hallo Grtgrt
Thema verfehlt,
denn ich habe dich im Verdacht, dass du diese Erkenntnisse bei der genauen Betrachtung deiner, oder der Frauen im Allgemeinen gewonnen hast? :smiley32:
Gruß Horst
Grtgrt in 2080-35:
Henry in 2080-33:
... er [Einstein] war später der Ansicht, seine Raumzeit sei real, was ihn sogar soweit brachte, ein Blockuniversum als wahrscheinlich anzunehmen.
Hallo Henry,
es würde mich sehr wundern, wenn es eine Literaturstelle gäbe, in der Einstein selbst den Begriff "Blockuniversum" in den Mund nimmt.
Zeitpunkte im Sinne der ART machen stets nur l o k a l Sinn,
und so sind Zeitscheiben im Sinne des Blockuniversums gar keine wohldefinierten Konzepte.
Henry in 2080-40:
Was stets übersehen wird, ist, dass die Raumzeit als GESAMTHEIT real ist, und nur in diesem Zusammenhang macht auch die Auffassung des Universums als Blockuniversum tatsächlich Sinn, denn nur, wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichberechtigt real sind, macht es Sinn, von einem "Blockuniversum" zu sprechen.
Görnitz & Görnitz (2015):
Hin und wieder begeben Personen sich freiwillig über längere Zeit hinweg in abgeschlossene Räume oder Höhlen, um herauszubekommen, wie sich ihr natürliches Zeitempfinden ohne Kontakt nach außen gestaltet:
- Einer der ersten und bekanntesten war der damals erst 23-jährige Geologe Michael Siffre, der 1962 ununterbrochen 61 Tage unter der Erde in einer Höhle verbrachte (natürlich mit Essen und Trinken), und dem dann 25 Tage in seiner Zeitwahrnehmung fehlten.
- Ein Jahrzehnt später wiederholte er diesen Versuch über 205 Tage hinweg und musste dann feststellen, dass es seiner Aufzeichnung nach ganze 2 Monate weniger waren.
Wir sehen: Ohne Außenreize verläuft die wahrgenommene Zeit ganz offensichtlich langsamer. Dem Bewusstsein fehlen — der Isolation wegen — Ereignisse, durch die für uns die Zeit unabhängig vom eigenen Verhalten gegliedert und als fortschreitend erkannt wird. Kurz:
Wahrgenommene Zeit ist wahrgenommene Veränderung.
Nebenbei: Man kann annehmen, dass auch eine unter freiwilligen Bedingungen beschlossene Isolation bei manchen Mensch nicht ohne psychische Folgen bleibt. So ist zumindestens nicht auszuschließen, dass das bei einer Schweizerin, die 111 Tag lang isoliert gelebt hatte, nach 1 Jahr zum Selbstmord führte.
Wegen des komplexen Verhältnisses der Psyche zur Zeit wird verstehbar, warum Einzelhaft der Folterung von Gefangenen dienen kann: Wo sie sich über lange Zeit hinweg in kalten, dunklen Räumen fast ohne Anhaltspunkt für objektiv verstrichene Zeit aufhalten müssen, kann das bei Überlebenden psychische und somatische Leiden hervorrufen, die oft schwer in Worte zu fassen sind.
Andererseits berichtet Karlfried Graf Dürkheim (1896-1988) in einem Interview über seine als glückhaft empfundene, mehr als 1-jährige Einzelhaft in Japan. Er war Diplomat, sei aber als vermeintlicher Spion von dem Amerikanern nach dem Kriege festgesetzt worden. Seine gute Erinnerung an jene Zeit führt er darauf zurück, dass er dort ungestört arbeiten und meditieren konnte (und froh darüber war).
Später trug er wesentlich zur Verbreitung des Zen und der Zen-Meditation in der Bundesrepublik bei.
Zellermüdung: Unsere biologische Uhr
In unserer Kultur haben wir gelernt, so manche 2-dimensionale Zeichnungen als Bild eines 3-dimensionalen Gegenstandes zu interpretieren. Wenn man etwa gegen einander versetzte Quadrate gleicher Größe und Ausrichtung an ihren 4 Ecken mit jeweils einer Linie verbindet, erscheint uns dies als Darstellung eines Würfels (sog. Necker-Würfel).
Wenn wir nun bewusst versuchen, das eine der Quadrate als "das vordere" zu sehen, so wird uns dennoch schon nach wenigen Sekunden das andere als das vordere erscheinen.
Der Grund hierfür: Das Festhalten der Gegenwart — ohne Gliederung durch zwischenzeitlich eintretende, bewusst wahrgenommene Ereignisse — kann nur andauern, solange nichts unsere Aufmerksamkeit ablenkt. Sobald Nervenzellen aber ermüden, wird uns das bewusst und so dieser "zeitfreie" Zustand beendet und die Informationsverarbeitung (= Interpretation dessen, was wir sehen) dann durch andere, frische Zellverbände durchgeführt.
Eine solch "andauernde Gegenwart" — die erst mit dem Erkennen eines neuen Faktums endet — kann sich beim Menschen durch meditative Übung ergeben oder in Situationen, in denen wir zu fokussiert sind, um anderes Geschehen um uns herum noch mitzubekommen.
Wir können also sagen, dass eine "Gegenwart" immer wieder durch einen neue "Gegenwart" abgelöst wird. Allerdings ist uns das meist nicht so deutlich bewusst wie hier beschrieben. Präsent ist uns i.A. nur, dass wir die Vergangenheit ebenso wie die Zukunft als wesentlich größere Zeiträume empfinden als die jeweilige Gegenwart.
Ziemlich gut isoliert von der Umwelt ist unser Bewusstsein. Wenn wir darüber nichts erzählen, kann es von außen nur mit großem technischen Aufwand und nur sehr ungefähr erkannt werden. Nur wegen dieser seiner Isolierung können wir gelegentlich eine andere Zeitwarnehmung haben, als die, welche eine Normaluhr anzeigt. Solch "ausgedehnte Gegenwart" wird für unser Bewusstsein aber nicht beliebig lange dauern können: unter normalen Umständen nur bis etwa 3 sec (wie Experimentalpsychologen beobachtet haben).
Horst in 2073-3:
Nehmen wir an, der physikalische Beobachter sei eine Uhr, falls sie ein Messgerät für "Zeit" sein sollte.
Diese Uhr, das physikalische Objekt B, beobachtet "die Zeit" mit der es also kollidieren muß, um durch die entstandene Spur ein Messergebnis zu erkennen.
Beschreibe mir doch bitte mal den physikalischen Vorgang, wie durch Kollision des "Beobachters Uhr"mit der "Zeit" das Uhrwerk dahingehend beeinflusst wird, dass ein Messergebnis und vor allem welches zu erkennen ist.
Zitat von Wikipedia:
Uhren können die Zeit umso genauer angeben, je konstanter die Schwingung ihres Taktgebers ist.
- Bei Räderuhren dient als Taktgeber das Pendel oder die Unruh,
- bei der Quarzuhr ist es ein Oszillator, dessen Frequenz mit Hilfe des Schwingquarzes konstant gehalten wird.
- In Atomuhren macht man sich die Eigenschaft von Atomen zu Nutze, beim Übergang zwischen zwei Energiezuständen elektromagnetische Wellen einer bestimmten Frequenz abzustrahlen oder zu absorbieren.
Horst in 2073-5:
Die Uhr beobachtet keinen geeigneten Taktgeber, die Uhr ist selbst ein Taktgeber.
Ich wage aber daran zu zweifelen, dass eine Uhr als Objekt in der Lage ist zu beobachten und zu bewerten, weil beobachten eine subjektive Eigenschaft ist.
Wie das Subjekt die Beobachtung bewertet ist eine ander Frage.
[... Und was ist "Zeit" dann? Abstrakt, konkret, materiell, immateriell
Horst in 2073-7:Hallo Grtgrt
Gehe ich recht in der Annahme, dass du mit dem Taktgeber ein mechanisches oder elektronisches Gebilde meinst und mit dem Zähler die Uhrzeiger oder die Digitalanzeige?
Horst in 2073-7:
Dann ist es natürlich klar:
Zitat:Weder Taktgeber noch Zählwerk kennen den Begriff "Zeit".
Damit ist von einer Uhr abgelesene "Zeit" etwas Abstraktes, der Uhr völlig Unbekanntes.
Die Frage ist daher, ist denn der Begriff "Zeit" für den Bewerter, den subjektiven Beobachter, etwas völlig Bekanntes, wenn Du doch sagst:
Zitat:Er wird durch u n s gemacht und ist reine Abstraktion dessen, was die Uhr uns (über welche Art von Bild auch immer) als zum Zählerstand äquivalent
zeigt.
Im Klartext, ohne u n s gäbe es den Begriff "Zeit" nicht, weder als Abstraktum noch als reales Objekt!
Dann wäre ja auch die sogenannte (!) "Raumzeit" nur ein Produkt menschlichen abstrakten Denkens!
Oder ist die mit dem Taktgeber Uhr nachzuweisen?
Martin Bojowald ( 2012, S. 262-267 seines Buches "Zurück vor den Urknall" ):
Das mathematische Bild der Zeit ist hilfreich, aber i d e a l i s i e r t .
Eine solche Zeit nämlich wird nicht beobachtet; was wir stattdessen sehen, sind Änderungen von Materiekonfigurationen wie des Standes der Sonne relativ zur Erde oder des Zeigers der Uhr relativ zum Ziffernblatt.
Uhren jeder Art sind aus Materie aufgebaut und unterliegen dem Einfluss durch andere Materie.
Man spricht von einer guten Uhr, wenn der Einfluss anderer Materie darauf gering ist. Doch schwachen Einfluss gibt es immer, womit das Bild einer von der Materie vollkommen unabhängigen Zeit idealisiert ist.
Es wird immer nur Materie beobachtet, nie aber Zeit direkt. Dies ist vor allem in der Kosmologie bedeutsam, denn während sich unter den heutigen Bedingungen auf der Erde leicht brauchbare Uhren herstellen lassen, kann es in den frühen Phasen des Universums Situationen geben, in denen wegen extrem hoher Dichte unausweichlich ein starker Einfluss zwischen allen Materiebestandteilen vorherrscht. In solchen Fällen kann man als Maß für die Zeit höchstens kosmologische Größen nutzen wie etwa das sich ändernde Volumen des Universums.
Kip S. Thorne stellt fest:
Wenn Sie und ich uns relativ zueinander bewegen, muss das, was ich als Raum bezeichne, eine Mischung aus Ihrem Raum und Ihrer Zeit sein, und das, was Sie Raum nennen, eine Mischung aus meinem Raum und meiner Zeit.
Palle Yourgrau nennt auch Gödels Argument:
Gödel argues forcefully that in the Special Theorie of Relativity (STR) the relativity of the 'now' (of intuitive time) to an inertial frame implies the relativity of existence: "... the idea of an objective lapse of time (whose essence is that only the present really exists) ..." [Gödel 1949, p. 202, Note 4].
But the latter is impossible: "The concept of existence cannot be relativized without destroying its meaning completly." [Gödel 1949, p. 203, Note 5].
Hence, if the STR is true, time disappears.
Sources:
- Gödel 1949: A Remark about the Relationship between Relativity Theory and Idealistic Philosophy in: Feferman & Solomon, eds.: Kurt Gödel: Collected Works, Vol 2, 1995
- Yourgrau: Gödel meets Einstein, Preface to the new expanded edition 1999.
Yourgrau (1999):
In certain non-expanding GUs, there exist closed timelike wordlines, permitting time travel. But if you can revisit the past, it never 'passed' from existence in the first place. So, once again, time disappears.
But the GU is a mere possible world. What about the actual world?
Gödel reasons as follows: Our world and the GU differ only in the global distribution of matter and motion. The two universes are described by the same fundamental laws of nature and provide for observers the same experiences (as of) time. So, if time is an illusion in the one world, therefore (as it provably is), it must also be an illusion in the other. In Gödel's own words:
"A lapse of time ... would have to be found, one should think, in the laws of nature, i.e. it could hardly be maintained that whether or not an objective laps of time exists depends on the special manner in which matter and its impulse are distributed in the world."
Sources:
- Gödel 1946/49: A, B2, C1: Some Observations about the Relationship between Theory of Relativity and Kantian Philosophy in: Feferman & Solomon, eds.: Kurt Gödel: Collected Works, 1995
- Yourgrau: Gödel meets Einstein, Preface to the new expanded edition 1999.
Lee Smolin in seinem Buch » Time Reborn « (S. 58-59):
If you remove everything corresponding to the observations of particular observers from the description of nature given by Special Relativity, there remains the casaul structure. Since this is all that's observer-independent, it must — if the theory is true — correspond to physical reality [Wirklichkeit]. Hence, to the extent that Special Relativity is based on true principles, the universe is timeless. It is timeless in two senses:Relationships are the only reality that corresponds to time — relationships of a causal sort.
- There is nothing corresponding to the experience of the present moment,
- and the deepest description is of the whole history of causal relations at once.
Besides the causal structure, there is another piece of information all observers agree about:
Consider a physical clock, which ticks off seconds, floating freely in space. It strikes noon, then a minute later ist strikes a minute past noon. The first event can be considered a cause of the second. In between the clock ticks 60 times. The number of times it ticked between the two events is something else all observers, regardless of their relative motion, can agree about. This is called the proper time.
[Smolin ergänzt in Fußnoten 6 und 9, S. 276-277]:
This does not mean that all clocks will tick the same number of times between two events. Consider two movings clocks that pass each other when they both read noon, they seperate. One of them accelerates and reverses direction, passing the other clock again when that clock reads 12:01. The accelerating clock will display a different time. But the point is that all observers will agree about how many times one particular clock ticks between two events.
The clock that ticks the most times between two events is the one that is free-falling — and
because the time a free-falling clock measures is distinguished in this way, we call it the proper time.
The geodesics of spacetime, as opposed to space, are the paths that take the most proper time rather than the shortest distance:
A free-falling clock ticks faster and thus more often than any other clock traveling between two events. This leads to a good piece of advice: If you want to stay young, accelerate.
Kakashi in 2112-1:Hallo.
Ich habe mir paar Sendungen über Astrophysik angeschaut und es wurde dort beschrieben das Zeitreisen theoretisch möglich wären.
In die Vergangenheit zu reisen wäre eher schwieriger bzw. paradox.
Zitat:
Eine Reise entlang der geschlossenen ... zeitähnlichen Weltlinien, die Gödel in dem, was gemeinhin unter dem Namen Gödel-Universum bekannt ist, entdeckt hat, lässt sich nur als Zeitreise beschreiben. Gödel hat auf verblüffende Weise demonstriert, dass Zeitreisen im striktesten Sinne mit der Relativitätstheorie vereinbar sind.
Die Fans des Zeitreisens waren von dieser Entdeckung natürlich begeistert, übersahen bei alledem jedoch, dass das Hauptergebnis eine überaus gewichtige Aussage war: Dann, wenn Zeitreisen möglich sind, ist Zeit selbst [im Sinne dessen, wie alle Menschen sie erleben und begreifen] unmöglich.
Wenn diese [Gödels] Überlegung und ihre Deutung näherer Überprüfung standhalten, dann hätte Gödel das Kunstück fertiggebracht, mit mathematischen Methoden eine Erkenntnis über die Realität (bzw. die Nicht-Realität) von Zeit zu gewinnen, die sämtlichen idealistischen Philosophen von Platon bis Kant Jahrhunderte hindurch entgagngen war ...
Vor Einsteins Augen hatte eine Metamorphose stattgefunden. Die Theorie, die er entworfen hatte, um Zeit zu erfassen, mathematisch festzuschreiben und dem menschlichen Verstehen zugänglich zu machen, war unter Gödels Händen einem Taschenspielertrick zum Opfer gefallen.
C... in 2108-2:
Mit einer Zeitmaschine kannst du immer nur in die Zukunft, nie jedoch in die Vergangenheit reisen.
Wrentzsch in 2112-11:
Schreibe ihn an und machen ihn darauf aufmerksam, dann hast du eine Diskussion über Jahre, denn Harald rechnete nicht mit Aufmerksamkeit und erlaubte sich deswegen die Fehler um die Sendung zu kürzen.
Bauhof in 2112-13:
Hallo Grtgrt,
Gödels Ergebnis ist unphysikalisch, aber es zeigt auf, dass die Kausalität nicht aus der ART herleitbar ist. Hendrik van Hees begründet das hier wie folgt:
Zitat:Das Gödel-Universum hat keine große physikalische Bedeutung, da es aufgrund der Kausalitätsverletzungen unserem Empfinden der Realität entgegenläuft. Das Gödel-Universum lässt jedoch folgendes erkennen: Die Kausalität wird nicht bereits durch die Einstein'schen Feldgleichungen bedingt, da ja die Gödel-Metrik eine Lösung dieser Gleichungen ist.
Das einzige Fazit, das aus Gödels Resultat gezogen werden kann, ist folgendes: Man muss nach den Gründen der Kausalität weiter suchen, weil die ART darüber nichts hergibt. Alle anderen Aussagen über Gödels Resultat sind Science Fiction.
M.f.G. Eugen Bauhof
Bauhof in 2112-22:Hans-m in 2112-21:
Unter echter Zeitreise verstehe ich eine Reise, bei der ich bewusst ein Ziel bestimmen und auch erreichen kann, und nicht nur durch eine verzögerte Alterung irgend wann dort ankomme. Das wäre in etwa das gleiche, als würde ich mich 1000 Jahre einfrieren lassen, um dann in ferner Zukunft, wieder zu erwachen.
Hallo Hans-m,
tut mir leid, aber da liegst du vollkommen falsch.
Der reisende Zwilling unterliegt keiner "verzögerten Alterung", sondern in seinem Inertialsystem läuft die Zeit langsamer ab relativ zum Zeitablauf des daheim gebliebenen Bruders. Der reisende Zwilling sieht sich selbst während seiner Reise genau so schnell altern wie sonst auch.
Wenn der reisende Zwilling wieder bei seinem Bruder eintrifft, dann hat er eine Zeitreise in die Zukunft seines Bruders gemacht. Warum? Weil sein Bruder dann älter ist als er. Da kann auch bewusst ein Ziel bestimmt werden, indem der reisende Zwilling eine entsprechende Relativgeschwindigkeit wählt. Je höher die Relativgeschwindigkeit, um weiter reist er in die Zukunft seines Bruders.
M.f.G. Eugen Bauhof
Hans-m in 2112-21:
Zeitdilatationen verstehe ich nicht als Zeitreisen. ( Siehe Zwillingsparadoxum )
Nur weil Zwilling 2 die Möglichkeit hat, 1000 Jahre älter zu werden als Zwilling 1,weil er entsprechend langsamer altert, so sehe ich darin keine Möglichkeit zur Zeitreise.
Zitat von Grtgrt:
Zeitdilatationen verstehe ich nicht als Zeitreisen. ( Siehe Zwillingsparadoxum )
Nur weil Zwilling 2 aus Sicht seines Bruders die Möglichkeit hat, 1000 Jahre älter zu werden, (da 2 aus der Sicht seines Bruders langsamer altert), sehe ich darin keine Möglichkeit zur Zeitreise.
Wrentzsch in 2108-7:
Wo könnte man außerhalb des R-Universums auf die Wiederkehr des Ziel-Zustandes des Universums warten ohne selbst zu altern?
Horst in 2110-2:
Grtgrt im Beitrag 2094-1
Zitat:Raum, Zeit und Raumzeit existieren nur als rein gedankliche Konstruktion!
Horst in 2110-7:
Henry in 2110-5:
Eine Reaktion hat auch eine "Dauer", nämlich eine bestimmbare Zeitspanne,
Hallo Henry
Das heißt für mich, die "Dauer" einer Reaktion (Bewegung, Veränderung) hat objektiv mit der herkömmlichen Vorstellung von Zeit nichts zu tun. Das bestimmen einer Zeitspanne ist ein subjektiver Vorgang, der willkürlich die Dauer einer bestimmten Bewegung zur Norm erhebt und mit Maßeinheiten versieht.
Eine bestimmte "Zeitspanne" ergibt sich doch erst durch Messung und ist mit Maßeinheiten versehen, damit also ein reines, subjektives Messergebnis und weiter nichts.
Horst in 2110-11:
Grtgrt in 2110-9:
Mit anderen Worten: Nicht die Zeit (bzw. Zeitspanne) ist subjektiv, sondern subjektiv sind die in den Beobachtern entstehenden Bilder davon.
Hallo Grtgrt
Das kann ich nicht nachvollziehen. Kann man denn Zeit bzw. eine Zeitspanne beobachten? Welche Bilder von der Zeit siehst du denn da als Beobachter?
Erkläre mir das bitte.
Horst in 2110-11:
Wenn, wie du selbst schreibst, Zeit nur ein rein gedankliches Konstrukt ist, dann ist sie doch zweifellos nur eine subjektive Vorstellung.
Wieso zweifelst du plötzlich an deinen eigenen Worten?
Henry in 2110-5:
... der " naturwissenschaftliche Zeitbegriff " beinhaltet eindeutig die Kausalität.
Henry in 2110-15:
Der im wissenschaftlichen Zusammenhang immer wieder erwähnte "Beobachter" ist kein Individuum, sondern soll nur dafür stehen, dass bestimmte physikalische Größen vom Bewegungszustand eines Systems abhängen, also z. B. die Dauer von Prozessen. Das hat gar nichts damit zu tun, dass sie tatsächlich gemessen werden, ein Myon "altert" auch dann langsamer, wenn man diesen Alterungsprozess nicht misst.Der Beobachter steht dafür, dass man etwas messen KANN, nicht dafür, dass die Ergebnisse der Messungen vom Beobachter abhängen.
Henry in 2110-15:
Weshalb kannst du einen Begriff nicht schlicht und einfach so verwenden, wie er üblicher Weise und somit direkt verständlich verwendet wird?
Rovelli (2018):
Wir sind ausgegangen vom vertrauten Bild der Zeit, nach dem Gegenwart — ein Jetzt — existiert, in dem die Zeit gleichmäßig und in nur eine Richtung zu fließen scheint. Vergangenes ist fix, die Zukunft offen und unbestimmt.
Dies, so dachten wir, sei die Grundstruktur der Welt.
Bei genauerem Hinsehen zerbröckelt dieses einfache Bild: Die Realität — insbesondere, wenn man sie nicht nur lokal betrachtet — erweist sich als deutlich komplexer:
- Eine dem gesamten Universum gemeinsame Gegenwart gibt es nicht, denn Gleichzeitigkeit ist relativ und Kausalität eine nur teilweise Ordnung (keine lineare) auf der Menge aller die Raumzeit ausmachenden Ereignisse.
- Die elementaren Gleichungen, alles Geschehen physikalisch zu beschreiben, kennen keinen Unterschied zwischen Vergangenheit und Zukunft. Er entspringt allein nur der Tatsache, dass unserem Eindruck nach, Vergangenes andere Qualität hat als Zukünftiges.
- Schon in unserer nahen Umgebung vergeht die Zeit keineswegs überall gleich schnell:
- Im Dachboden jeden Hauses vergeht sie schneller als im Keller
- und relativ zu einander bewegte Objekte beobachten ganz grundsätzlich, dass die Uhr des jeweils anderen nicht synchron zur eigenen tickt.
- Wenn man Quanteneffekte vernachlässigt, erscheinen uns Raum und Zeit als Aspekte einer gewaltigen, beweglichen Gelatine (der Raumzeit), in die wir eingebacken sind.
- Schleifen-Quantengravitation zeigt, dass das nur eine näherungsweise Sicht zu sein scheint: Raum und Zeit sind gequantelt. Genauer:
- In der elementaren Grammatik der Welt gibt es weder Raum noch Zeit, sondern nur prozesshaftes Geschehen, welches die Werte physikalischer Größen der sich ständig neue Form gebenden Verteilung von Energie anpasst.
Wie Lee Smolin erklärt, sind hier zwei Regeln am Werk: Stetige Veränderung beschrieben durch Schrödingers Gleichung und unstetige, realisiert durch Quantenfluktuation (Kollaps — d.h. spontane Neudefinition — der Wellenfunktion).
- Auf der wirklich grundlegenden Ebene also — soweit wir sie heute zu erahnen beginnen — gibt es demnach wenig, was unserer Erfahrungswelt ähnlich ist: Es gibt weder eine spezielle Variable » Zeit «, noch einen physikalishen Unterschied zwischen Vergangenheit und Zukunft, und sogar die Raumzeit zerbröckelt. So wie Nebel beim genauen Hinsehen als Wassertröpfen besteht, besteht Raumzeit aus Ereignissen:
Es gibt keine » statische « Welt, die unveränderliches » Blockuniversum « wäre.
Das Gegenteil trifft zu:
Die Welt ist Geschehen — keine Menge von Dingen.
Es gibt keine Zeit, welche alle Geschehnisse linear anordnet — schon gar nicht weiträumig gesehen.
Rovelli (2018):
Die Überraschung — so Rovelli — bestehe darin, dass wir selbst uns dieses grobe, allzu einfache Bild der Zeit schaffen:
Aus unserer Perspektive sehen wir ein in der Zeit ablaufendes Weltgeschehen, welches wir aber nur unscharf wahrnehmen, da unsere Interaktion mit anderen Teilen der Welt nur allzu partiell ist und sein kann.
Die Unbestimmtheit der Quanten setzt der Schärfe unseres Bildes sogar ganz prinzipiell eine Grenze.
Die sich hieraus ergebende Unkenntnis führt zum Begriff der » thermodynamischen Zeit « sowie der » Entropie «. Letztere quantifiziert unser fehlendes Wissen über Mikrozustände.
Die Entropie der Welt — bezogen auf uns — nimmt ständig nur zu, und nur deswegen kennt unsere Zeit [ als die thermodynamische ] nur eine Richtung.
Somit können wir am Ende anstatt von vielen möglichen Zeiten nur von einer einzigen reden: von derjenigen unserer Erfahrung. Nur sie ist universell, gleichförmig und von nur einer Richtung. Sie ist Näherung einer Näherung einer Näherung einer korrekten Beschreibung der Welt, geschaffen aus der besonderen Perspektive von uns Kreaturen, die wir uns am Wachstum der Entropie nähren, in dem wir das Fortschreiten dieser Zeit verankert sehen.
Und so gilt für uns, wie es im Kobelet heißt, » eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben «.
Das also ist die Zeit für uns:ein geschichtetes, komplexes Konzept mit vielfältigen unterschiedlichen Eigenschaften, die sich aus unterschiedlich genauer Betrachtung — und somit aus unterschiedlicher Näherung — ergeben.
So also verstehe ich — Carlo Rovelli — die physikalische Struktur der Zeit, nachdem ich mich ein Leben lang mit ihr befasst habe.
Viele Aspekte meiner Sichtweise sind solide, andere plausibel und wieder andere gewagte Versuche, zu einem Verständnis des Gegenstandes zu kommen:
- Durch zahllose Experimente abgesichert ist, wie Gravitation den Lauf der Zeit bremst, ihre Relativität, dass die Grundgleichungen der Physik keine Zeit benötigen, die Beziehung zwischen Entropie und der Richtung des Fließens der Zeit, und nicht zuletzt, dass zwischen Entropie und [quantenphysikalischer] Unbestimmtheit eine Beziehung besteht.
- Dass das Gravitationsfeld Quanteneigenschaften aufweist, ist eine allgemein geteilte Überzeugung in der Physik — auch wenn bisher nur theoretische Argumente sie stützen.
- Plausibel ist das Fehlen einer Zeit-Variablen in den Grundgleichungen [wie im zweiten Teil des Buches erörtert] — auch wenn um die Form der Gleichungen noch gerungen wird.
- Der Ursprung der Zeit in der Nicht-Kommutativität der Quanten, die thermodynamische Zeit und dass die beobachtbare Zunahme der Entropie von unserer Interaktion mit dem Universum abhängt, sind Ideen, die faszinieren, aber alles andere als gesichert sind.
- Tatsache jedenfalls ist, dass die Zeitstruktur unserer Welt vom naiven Bild, das wir uns von ihr machen, abweicht.
Viele Diskussionen über den Zeitbegriff sind nur deshalb konfus, da seine Vielschichtigkeit, sein wirklich komplizierter, erst durch Einstein aufgedeckter Aspekt, unberücksichtigt bleibt. Der Fehler besteht darin, zu übersehen, dass seine verschiedenen Schichten von einander uabhängig sind.
- Das Geheimnis der Zeit beunruhigte Philosophen schonn immer:
- Parmenides (etwa 500 v. Chr.) wollte der Zeit die Realität absprachen,
- Platon (etwa 350 v. Chr.) ersann ein Reich der Ideen außerhalb der Zeit, und
- Hegel (1770-1831) spricht vom Augenblick, in dem der Geist die Zeitlichkeit überwindet.
- Mit Hans Reichenbach: The Direction of Time (1956) ist eines der scharfsinnigsten Werke über das Wesen der Zeit entstanden.
- Der Menschen zutiefst emotionale Haltung der Zeit gegenüber hat eher zum Errichten philosophischer Kathedralen als zu einer Auseinandersetzung auf Basis von Logik und Vernunft beigetragen.
- Die Physik aber hilft uns, Schicht um Schicht in das Geheimnis vorzudringen. Sie tut das, indem sie uns klar macht, wie weit sich die Zeitstruktur der Welt von der unserer intuitiven Vorstellung unterscheidet.
Vielleicht ist ja unsere emotionale Haltung der Zeit gegenüber genau das, was für uns die Zeit ausmacht.
Ich glaube nicht, dass es noch sehr viel mehr zu verstehen gibt. Genauer:
Man kann sich weitere Fragen stellen, sollte aber darauf achten, dass sie sich gut formulieren lassen. Wo ein Problem nicht präzise formuliert werden kann, handelt es sich meist nur um ein Scheinproblem. Die Zeit haben wir gefunden, sobald wir auf alle ihre sagbaren Eigenschaften gestoßen sind.
Quelle: Carlo Rovelli: Die Ordnung der Zeit, Rohwohlt 2018, S. 159-166
Beitrag 0-39Über das Jetzt und den Fluß der Zeit
Über das Jetzt und den Fluß der Zeit
Zeit, so könnte man es sehen, vergeht überall dort, wo die Wellenfunktion des Universums (im quantenmechanischen Sinne) sich neu konfiguriert, d.h. wo Möglichkeiten verworfen und oder zu Fakten werden.
Etwas als Faktum bzw. als lediglich eine von mehreren Möglichkeiten zu bewerten, bedarf es aber stets Informationsverarbeitung. Da nun aber Information nur mit endlicher Geschwindigkeit transportierbar ist — mit maximal Lichtgeschwindigkeit —, folgt daraus zwangsläufig, dass der Fluß der Zeit beobachterspezifisch sein muss.
Da Gegenwart die Menge aller Raumzeitpunkte ist, in denen sich die Wellenfunktion des Universums umkonfiguriert, lässt sich feststellen:
Gegenwart ist überall,
ist aber nicht dasselbe, was ein spezifischer Beobachter B als Gegenwart empfindet:
Seine Gegenwart G(B) und sein Jetzt J(B) sind mehr oder weniger verschieden von der jedes beliebigen anderen Beobachters.
Dies bestätigt H. Dieter Zeh, der sagt:Zeh auf Seite 11-12 in The physical Basis of the Direction of Time (2001), 4th ed. Springer
Der Begriff des Jetzt scheint ebenso wenig mit dem Zeitbegriff selbst zu tun zu haben wie die Farbe mit dem Licht. ...
Sowohl Jetzt als auch Farbe sind bloß Aspekte dessen, wie wir Zeit oder Licht wahrnehmen. ...
Jedoch kann weder [der Farben] subjektive Erscheinung (wie "blau") noch die subjektive Erscheinung des Jetzt aus physikalischen oder physiologischen Ansätzen hergeleitet werden.
All das betrachtet, würde ich sagen:Gebhard Greiter (2014)
Zeit ist das, was der Fluß der Zeit generiert: Veränderung und eintretende Gewissheit
Und natürlich ist Zeit in diesem Sinne ein rein beobachterspezifischer Begriff.
Dennoch ist Zeit Z(B) in diesem Sinne nicht einfach ein im Beobachter B entstehender Eindruck. Nein, Z(B) ist des Beobachters spezifische Sicht auf etwas,
- das die Natur produziert,
- jedem von uns aber nur aus sehr spezifischer Sicht heraus beobachtbar macht.
Note: Wenn ich hier von Gewissheit spreche, so ist damit nicht subjektive Gewissheit gemeint, sondern beobachterspezifisch gegebene objekte Gewissheit, d.h. die Summe aller Fakten, die der Beobachter kennen würde, wenn er in der Lage wäre, sämtliche Information, die die Natur ihm zustellt, auch wirklich zur Kenntnis zu nehmen (und korrekt zu interpretieren).
Man sieht hier, dass unsere Alltagserfahrung völlig zu Recht einen objektiven (wenn auch stets beobachterspezifischen) Zeitbegriff kennt, daneben aber auch nur gefühlte, völlig subjektive Zeitbegriffe, die sich ergeben, wenn man nur einen besonders kleinen Teil der objektiven Gewissheit zur Kenntnis nimmt.
Beitrag 0-87Was Physiker bislang über die Möglichkeit von Zeitreisen zu sagen wissen
Was Physiker heute (2011) insgesamt über die Möglichkeit von Zeitreisen zu sagen wissen
Anlässlich von Einsteins 70-ten Geburtstag machte Kurt Gödel (berühmter Logiker, enger Freund Einsteins) eine Entdeckung, die eigentlich wie eine Bombe hätte einschlagen müssen:
Gödel fand Lösungen von Einsteins Feldgleichungen, die zeigen, dass die Allgemeine Relativitätstheorie auch Welten zulässt, in denen die Zeitdimension zu einer geschlossenen Kurve gekrümmt ist, so dass, wenn Bewohner solcher Welten hinreichend lange leben, sie schließlich wieder den Zeitpunkt ihrer Geburt erreichen.
Das hypothetische Universum, welches durch Gödels Gleichungen beschrieben wurde, istEs ist stattdessen ein r o t i e r e n d e s Universum:
- weder statisch (wie Einsteins instabile Lösung mit Hilfe seiner kosmologischen Konstante),
- noch expandierend (wie unser Universum)
Rotation eines Universums führt dazu, dass sich Raum und Zeit vermischen: Je weiter man sich in einem solchen Universum vom Zentrum seiner Rotation entfernt, desto mehr ist der Doppelkegel gedreht, der dem Beobachter prinzipiell einsehbare Vergangenheit und Zukunft von den für ihn prinzipiell unerreichbaren Regionen der Raumzeit trennt. Ab einer bestimmten Entfernung von Zentrum der Rotation kann der Beobachter dann auf einer in zeitlicher Hinsicht geschlossener Kurve durch die Raumzeit reisen und so in seiner eigenen Vergangenheit ankommen.
Ob diese Lösungen von Einsteins Feldgleichungen aber tatsächlich existierende Welten beschreiben, ist eine noch völlig offene Frage.
Noch offen ist bisher insbesondere, ob es physikalische Gesetze gibt, die ein Reisen in die eigene Vergangenheit unmöglich machen.
Gödels Ergebnis könnte bedeuten, dass es die Zeit in Wirklichkeit gar nicht gibt.
Auf jeden Fall haben die Physiker Gödels Ergebnis zunächst überhaupt nicht beachtet, und tatsächlich spricht bislang nichts dafür, dass unsere Universum ein rotierendes sei.
Es dauerte fast 25 Jahre, bis das Thema Zeitreisen wieder Gegenstand wissenschaftliches Interesses wurde: Diesmal durch eine Arbeit, die Frank J. Tipler als Doktorand an der University of Maryland verfasste: Er studierte die Raumzeit um rotierende Zylinder herum, die erstmals 1936 von Jacob von Stockum berechnet worden war.
Tiplers Arbeit endete mit dem Satz
Kurz gesagt: Die Allgemeine Relativitätstheorie legt nahe,
dass man durch die Konstruktion eines hinreichend großen rotierenden Zylinders eine Zeitmaschine erschafft.
Wieder hätte man erwarten können, dass so ein Ergebnis die Gemeinschaft der Physiker in hellen Aufruhr versetzt. Dies aber war nicht der Fall. Bis 1985 ist Tiplers Arbeit nur ganze 3 Mal zitiert worden. Dann aber kam ein erster Durchbruch:
Kip Thorne — ein Professor für Physik am Caltech — war von Carl Sagan — einem Astronomen und Science-Fiction-Autor — gebeten worden, eine von Sagan geschriebene phantasievolle Geschichte, bei der es um Reisen durch den sog. Hyperraum ging, dahingehend zu prüfen, ob Sagon darin irgend etwas sage, das bekannten Gesetzen der Allgemeinen Relativitätstheorie widerspreche.
Bei dieser Gelegenheit erkannte Thorne, dass sog. Wurmlöcher — deren Existenz Einsteins Theorie voraussagt — abkürzende Wege durch die Raumzeit beschreiben mit dem Effekt, dass wer ein Wurmloch durchquert, von seinem Eingang zu seinem Ausgang weit schneller gelangt als Licht, das den üblichen Weg — einer Geodäte entlang — durch die Raumzeit nimmt. Der Grund hierfür: Im Wurmloch selbst, das man sich als eine Art Schlauch vorzustellen hat, ist der Raum so stark gestaucht, dass Anfang und Ende dieses "Schlauches" nur einen Katzensprung weit voneinander entfernt erscheinen.
Wie Kip Thorne und zwei seiner Studenten (Mike Morris und Ulvi Yurtsever) dann errechnet — und in der Fachzeitschrift Physical Reviews Letters auch publiziert — haben, ergibt sich daraus ein enfaches Rezept für eine Zeitreise: Der Reisende würde am Ziel ankommen, noch bevor er — aus wessen Sicht? — abgereist ist.
Vier Jahre später veröffentlichte auch Steven Hawking Überlegungen zu Zeitreisen mit Hilfe von Wurmlöchern. In einem Aufsatz mit dem Titel » Die Chronologie-Schutz-Vermutung « (veröffentlicht 1992 in der Fachzeitschrift Physical Review D « erklärte er: Es scheint, als ob es eine Chronologie-Schutz-Kommission gibt, die die Existenz geschlossener zeitartiger Kurven verbietet und so das Universum zu einem sicheren Platz für Historiker macht. [Es war dies eine Anspielung auf die sog. Timekeepers der Comics-Serie Marvel, die dort ebenfalls über die Zeit wachen und um sicherzustellen, dass das Universum gedeiht.]
Hawking also denkt, es müsse da etwas sein, das Reisen in die eigene Vergangenheit unmöglich macht.
Und es gibt tatsächlich wenigsten zwei Gründe für diese Vermutung:
- Berechnet man nämlich, was für Materieverteilungen notwendig sind, die Geometrie eines Wurmloches zu erzeugen, so erkennt man: Jede solche Materievertelung muss negative Energie haben. Solche Raumzeitzustände aber sind instabil, wie 2005 Stepen Hsu und Roman Buniy zeigen konnten.
- Ein zweites Argument hat Hawking selbst ausgearbeitet: Selbst wenn das Problem mit der negativen Energie nicht existieren würde, könnten Teilchen mit einer solchen Zeitmaschine in der Zeit wiederholt zurückreisen, so dass sich ihre Zahl explosionartig bis ins Unendliche hinein steigen würde, was dann zu einem Kollaps der Raumzeit führen würde (so jedenfalls zeigen Rechnungen für klassische Teilchen; ob genauere quantenphysikalische Rechnung dieses Ergebnis bestätigen, ist bislang nicht bekannt: Sie durchzuführen ist wohl allzu schwierig).
Wie dem auch sei:
Es sieht schlecht aus für Reisen in die Vergangenheit.
Viel spricht dafür, dass die Zeit nicht Teil der Wirklichkeit, sondern nur ein von den Möglichkeiten des Beobachtens geprägter Eindruck des Beobachters ist.
Diese Möglichkeiten sind unvollkommen ( da die Lichtgeschwindigkeit endlich ist ).
Quelle der Fakten: Heinrich Päs: Die perfekte Welle — Mit Neutrinos an die Grenzen von Raum und Zeit, Piper 2011, Kapitel 14: Wie baut man eine Zeitmaschine?
Päs — Professor für Theoretische Physik an der TU Dortmund — forscht über Neutrinos und Theorien jenseits des Standardmodells.
Beitrag 0-158Warum in unserer Welt die Zeit nur eine Richtung kennt
Wie Hawking sich
die Unumkehrbarkeit der Zeit erklärt
Steven Hawking ( 1996, Zitat ):
Ich werde diese Vorlesung mit einem Thema abschließen, zu dem Roger Penrose und ich unterschiedliche Meinung haben — dem Zeitpfeil:
In unserem Bereich des Universums gibt es eine klare Unterscheidung zwischen der Vorwärts- und der Rückwärtsrichtung der Zeit. Man muss sich nur einen rückwärts laufenden Film ansehen, um den Unterschied zu erkennen. Man sieht dann Tassen, die nicht mehr vom Tisch fallen und zerbrechen, sondern Scherben, die auf den Tisch springen und sich dort zu einer Tasse zusammenfügen.
Die lokalen Gesetze, denen die physikalischen Felder genügen, sind zeitsymmetrisch, genauer gesagt CPT-invariant.
Der beobachtete Unterschied zwischen Vergangenheit und Zukunft muss also von Randbedingungen des Universums herrühren.
Nehmen wir an, das Universum sei räumlich geschlossen, expandiere zu einer maximalen Größe und kollabiere dann wieder. Wie Penrose betont, sieht das Universum an beiden Enden dieser Geschichte gravierend unterschiedlich aus: Was wir als seinen Anfang bezeichnen, scheint ein sehr glatter, regulärer Zustand gewesen zu sein. Wenn es jedoch wieder kollabiert, erwarten wir, dass es sehr ungeordnet und irregulär wird.
Da es weitaus mehr ungeordnete als geordnete Konfigurationen gibt, bedeutet dies, dass die Anfangsbedingungen unglaublich genau hätten ausgewählt werden müssen.
Es scheint sich daher so zu verhalten, dass an den beiden Enden der Zeit unterschiedliche Randbedingungen vorliegen müssen.
Und tatsächlich: Rogers Vorschlag sieht vor, dass der Weyl-Tensor an einem Ende verschwindet, jedoch nicht am anderen. Der Weyl-Tensor ist der Teil der raumzeitlichen Krümmung, der nicht über die Einstein-Gleichungen lokal durch die Materie bestimmt ist. Er sollte also in den glatten, geordneten Phasen des frühen Universums klein, im kollabierenden Universum aber groß sein.
Dieser Vorschlag würde die beiden Enden der Zeit voneinander unterscheiden
und könnte so den Zeitpfeil erklären.
Note: Ich schrieb eine Arbeit, in der ich behauptete, der Zeitpfeil kehre sich um, wenn das Universum kollabiere. Danach aber haben mich Diskussionen mit Don Page und Raymond Laflamme davon überzeugt, daß ich damit meinen größten Fehler — mindestens meinen größten Fehler in der Physik — begangen hatte: Das Universum würde während des Kollaps nämlich keineswegs in einen glatten Zustand zurückkehren, der Zeitpfeil also würde sich nicht umkehren: Er würde weiter in die gleiche Richtung deuten wie während der Expansion.
Quelle: Hawking und Penrose: Raum und Zeit, Rowohlt 1998, Seite 135-137
Titel der Originalausgabe: The Nature of Space and Time, Princeton University Press (1996)
Note: In general relativity, the Weyl curvature is the only part of the curvature that exists in free space — a solution of the vacuum Einstein equation. It governs the propagation of gravitational radiation through regions of space devoid of matter.
Beitrag 0-327Über Zeit und die Theorie der Quantengravitation
Carlo Rovelli: » Zeit ist uns fehlende Information «
Carlo Rovelli (2014):
Unser Zeitbegriff — der thermodynamische Zeitpfeil — entspringt der Tatsache, dass wir stets nur mit makroskopischen Variablen als Mittelwert sehr vieler mikroskopischer Variablen interagieren.
Sobald wir den Mikrozustand eines Systems betrachten, existiert das System — als eben dieser Zustand — zeitlos.
Doch kaum beschreiben wir das System anhand von Mittelwerten zahlreicher Variablen, verhalten sich diese Wert so, als existiere Zeit im Sinne unserer Alltagserfahrung. [ Aber warum? Weil unvollständige Kenntnis Raum für's Dazulernen lässt und wir ständig Neues erfahren? ]
Die Zeit ist folglich kein Grundbestandteil der Welt, aber gleichwohl allgegenwärtig, da die Welt riesig ist und wir sie stets nur aus makroskopischer Sicht kennen.
Wörtlich schreibt Rovelli:
» Die Zeit ist eine Auswirkung der Tatsache, dass wir die physikalischen Mikrozustände der Dinge außer Acht lassen.
Die Zeit ist uns fehlende Information — sie ist unser Unwissen.
In Kapitel 7 habe ich gezeigt, dass sich der Begriff der Zeit für eine physikalische Beschreibung [ im Modell der Schleifen-Quanten-Gravitation ] erübrigt und es letztlich sogar besser ist, ganz auf ihn zu verzichten. Hat man dies erst mal erkannt, wird es einfacher, die Gleichungen der Quantengravitation aufzustellen. «
In Kapitel 7 schreibt er:
Die Forschung der Quantengravitation drehte sich lange nur um Fragen des Raumes, ehe sie den Mut aufbrachte, sich der Zeit zuzuwenden. Erst ab etwa 2000 hat sich das Verständnis der Zeit etwas geklärt.
Der Raum als ein amorpher Behälter für die Dinge verschwindet mit der Quantengravitation aus der Physik. Die Dinge (Quanten) liegen nicht im Raum, sondern im Umfeld der jeweils anderen Quanten. Der Raum ist das Gewebe ihrer nachbarschaftlichen Beziehungen.
Die Gravitationsquanten entwickeln sich nicht in der Zeit, es entsteht vielmehr die Zeit als Folge ihrer Wechselwirkungen.
Wie sich in der Wheeler-DeWitt-Gleichung zeigt, ist die Zeit aus den Gleichungen verschwunden.
Wie der Raum sich als ständig ausgetauschtes Spin-Netzwerk darstellt (S. 191-195):
Die Graphen, die die Quantenzustände des Raumes, d.h. des Gravitationsfeldes, beschreiben, nennt man Spin-Netzwerke. Sie sind durch ein Volumen V für jeden Knoten und ein ganzzahliges Vielfaches von 1/2 für jede Verbindungslinie gekennzeichnet (Spin).
Der Raum [ als Summe dieser Volumina V ] ist diskret. Diese Einsicht bildet den Kern der Theorie der Quantengravitation.
Zwischen den Photonen, d.h. den Quanten des elektromagnetischen Feldes, und den Raumquamten V besteht ein entscheidender Unterschied: Photonen existieren im Raum, während Raumquanten den Raum selbst ausmachen.
Photonen sind durch ihre Position, ihr » Wo sie sich befinden, d.h. welche Raumquanten sie verbinden « charakterisiert, Raumquanten aber haben keinen Aufenthaltsort. Die charakterisieren sich durch die Information, neben welchen anderen Raumquanten sie liegen.
Ich kann mir vorstellen, mich von einem Raumkörnchen an einem Link entlang zu einem anderen zu begeben. Wenn ich so Körnchen um Körnchen weiterschreite, bis ich zum Ausgangskörnchen zurückgekehrt, d.h. einen Rundweg gegangen bin, habe ich eine Schleife — einen » Loop « — abgeschritten. Dies sind die ursprünglichen Loops der Theorie.
In Kapitel 4 habe ich gezeigt, dass sich die Krümmung des raumes messen lässt, indem man bestimmt, ob ein Pfeil, den man über den ganzen Weg mitgeführt hat, in seine ursprüngliche Zeigerichtung oder gedreht an den Ausgangspunkt des Weges zurückkommt. Die Mathematik der Theorie bestimmt die Krümmung für jeden geschlossenen Weg im Spin-Netzwerk. Die ermöglicht eine Einschätzung der Krümmung des Raumes und damit der Stärke des Gravitationsfeldes.
Es sei noch daran erinnert, dass
- die Art, wie sich ein Spin-Netzwerk entwickelt, zufallsgetrieben ist (wir können nur Wahrscheinlichkeiten berechnen).
- Auch müssen wir und den Austausch der Spin-Netzwerke als Auswirkung des Raumes auf die Dinge denken: So wie sich ein Elektron etwa an keinem bestimmten Ort, sondern als Wahrscheinlichkeitswolke an allen Orten befindet, so ist auch der Raum kein spezifisches Spin-Netzwerk, sondern eine Wahrscheinlichkeitswolke über sämtliche möglichen Spin-Netzwerke.
Damit stellt der Raum sich — unterhalb der Planckskala — dar als ein waberndes Gewimmel aus Gravitationsquanten, die.
- wechselseitig aufeinander einwirken,
- alle gemeinsam auf die Dinge einwirken
- und sich in dieser Wechselwirkung als ständig durch Quantenfluktuation umgebautes Spin-Netzwerk manifestieren
Quelle: Carlo Rovelli: Die Wirklichkeit, die nicht so ist, wie sie scheint (2016), S. 276-281 und ab S. 196 bzw. 191
Rovellis Argumentation, die Zeit sei uns fehlende Information, wird wohl nicht jeden überzeugen. Vielleicht sollte man es besser so sagen:
Was wir als Zeit wahrnehmen, ist die nicht aufhaltbare Modifikation unserer Welt durch Quantenfluktuation.
Zeit wird uns bewusst, da jedes Entstehen oder Vergehen von Quanten unsere Realität ein klein wenig verändert.
Beitrag 0-480Wie wirklich ist die Zeit?
Was ist Zeit?
Es gibt dicke Bücher, in denen theoretische Physiker ebenso wie Philosophen darüber nachdenken, was Zeit denn eigentlich sei und ob sie wirklich existiere (genauer: als von welcher Qualität wir sie uns vorzustellen haben):
Die mir am ehesten einleuchtende Antwort auf solche Fragen gibt Carlo Rovelli. Er argumentiert wie folgt:
Carlo Rovelli (2014):
Der Vorschlag von der Nichtexistenz der Zeit, der im Zentrum der Bemühungen steht, eine Quantengravitationstheorie zu formulieren sarf nicht mit der naiven Auffassung einer eingefrorenen Welt verwechselt werden.
Die Nichtexistenz der Zeit auf grundsätzlicher Ebene zu postulieren kommt aus der Erkenntnis, dass sich keineswegs alle zeitlichen Aspekte unserer Realität mit Hilfe einer absoluten, universellen Zeit, die » vergeht « beschreiben lassen, d.h. mit einem nur eindimensionalen Zeitkonzept.
Es gibt die Zeit — aber halt nur so, wie es ein Oben und ein Unten gibt.
Einsteins Theorie kennt kein Oben und kein Unten, sondern einfach nur das Gravitationsfeld.
In unserer Alltagserfahrung ist unten dort, wohin etwas fällt.
Ganz analog dazu scheint es auch kein Früher und kein Später zu geben: Später ist einfach nur, wohin Zustände sich entwickeln.
Man erkennt:
Zeit und Raum sich Begriffe ähnlich wie Farbe, Geschmack oder Temperatur.
Um die Fundamente unserer Welt zu erkennen, muss man sich solcher Vorstellungen entledigen, muss sich also auch von der Variablen t in physikalischen Formeln verabschieden.
Unsere übliche Vorstellung von Zeit ist ebenso vielgestaltig wie vielschichtig und enthält eine Fülle impliziter Hypothesen und Vorannahmen. Es handelt sich um ein ganzes Bündel von Vorstellungen, die sich in unserem kopf mischen, das das Auflösungsvermögen unserer Sinnesorgane begrenzt ist.
Das Universum ist riesig und komplex. Es gibt Abermilliarden von Teilchen, die Einfluss auf einander ausüben und noch mehr Variable, die entsprechenden Felder zu beschreiben. Wir erkennen, dass dieses ganze System in seinem dynamischen Verhalten von Gleichungen bestimmt wird, in denen die Zeit auf fundamentalem Niveau gar nicht auftaucht:
Schleifenquantengravitation beschreibt den Raum als Spin-Netzwerk ohne von Zeit sprechen zu müssen.
Wir messen immer nur einen winzigen Teil aller Variablen, welche das System bestimmen.
Wenn wir beispielsweise ein Stück Metall einer bestimmten Temperatur untersuchen, können wir seine Temperatur messen, seine Länge, seinen Ort, aber nicht die mikroskopischen Bewegungen jedes seiner Atome — obgleich doch gerade sie seine Temperatur verursachen.
In solchen Fällen benutzen wir nicht nur die Gleichungen der Dynamik, um die Physik des Systems zu beschreiben, sondern auch die der statistischen Mechanik und Thermodynamik.
Ausgehend von einer Theorie, welche die Existenz der Zeit grundsätzlich leugnet, lässt sich im Kontext der statistischen Physik aber dennoch eine makroskopische Zeit wiederfinden: Sie tritt auf als emergentes Phänomen, erzeugt von einer ganzen Reihe mikroskopischer Prozesse, die sich im Detail durch uns gar nicht verfolgen oder beschreiben lassen.
Und so kann man die Zeit sehen als eine Folge unseres Nichtwissens über die Details sich ergebender Veränderung.
Würden wir all diese Details genau kennen, hätten wir nicht das Empfinden eines Fortschreitens von Zeit.
So aber nehmen wir summarisch nur Mittelwerte wahr, aus denen eine neue Vorstellung — die Zeit — hervorgeht.
Eben ganz so, wie wir pauschal dort den Eindrück von Wärme verspüren, wo sich die Effekte vieler Bewegungen von Molekülen für uns undurchschaubar aufsummieren. Auf molekularer Ebene erkennen wir kein einziges der Moleküle ist warm.
Denken wir nochmals an das Unten und das Oben:
Es ist nicht das Unten, das die Objekte fallen lässt. Es ist vielmehr das Fallen der Objekte, welches für uns den Begriff » Unten « definiert. Unten ist einfach da, wohin alles fällt, und so ist auch das » Später « einfach nur das Entstehen neuer Zustände. Die Ordnung, in der sie entstehen muss keine lineare sein.
Zeit ist demnach nur gedankliches Konzept.
In eindeutige Richtung fließt sie nur,
soweit uns die Menge aller betrachteten Zustände eines Systems als linear angeordnet erscheinen.
Note: Rovelli weist explizit darauf hin, dass dies seine Vorstellung von Zeit sei, und dass sein Freund Lee Smolin nicht glaubt, dass das schon die ganze Wahrheit sein könne. Er hat seine Position ausführlich beschrieben in Lee Smolin: Time Reborn (2014).
Quelle: Carlo Rovelli: Und wenn es die Zeit nicht gäbe? (2018), S. 126-158
Beitrag 0-511Wie sich relative von absoluter Zeitdilatation unterscheidét
Absolute und relative Zeitdilatation
Siegfried Petry:
Bei den relativistischen Effekten der Zeitdilatation (Zeitverzögerung) muss strikt zwischen der absoluten und der relativen Zeitdilatation unterschieden werden.
- Die absolute Zeitdilatation — sie ist die Ursache des so genannten Zwillingsparadoxons — besteht darin, dass bei der Beschleunigung eines Bezugssystems der Gang der darin befindlichen Uhren und allgemein die Geschwindigkeit aller Abläufe verzögert werden.
Sie wurde experimentell bestätigt, indem man eine Atomuhr in einem schnellen Flugzeug auf eine Reise um die Erde schickte (Hafele-Keating-Experiment). Nach der Rückkehr ging die Uhr wieder genau so schnell wie die Vergleichsuhr am Boden, war jedoch retardiert, das heißt, ihre Anzeige war zurückgeblieben:
Die im Flugzeug transportierte Uhr — und mit ihr die Besatzung des Flugzeugs — war weniger gealtert als alles auf dem Boden zurückgebliebene.
- Die relative Zeitdilatation dagegen besteht darin, dass für die Beobachter in zwei relativ zu einander bewegten Bezugssystemen die Uhren im jeweils anderen Bezugssystem anders zu gehen scheinen als seine eigene.
Genauer: Den Dopplereffekt herausgerechnet scheint jedem Beobachter jede relativ zu ihm bewegte Uhr umso langsamer zu gehen, je schneller sie sich relativ zu ihm bewegt.
Quelle: Siegfried Petry: Spezielle Relativitätstheorie (einschließlich aller Rechnung dazu)
Beitrag 2085-1Zeit im (unterschiedlichen) Sinne von Newton vs Leibniz und Einstein
Hallo zusammen,
bisher wusste ich, dass Newton und Leibniz miteinander darüber stritten, wer von beiden die Priorität bei der Erfindung der Infinitesimalrechnung hat.
Nun erfahre ich, dass sie auch über das Wesen der Zeit miteinander gestritten hatten. Newton glaubte an eine absolute Zeit hingegen Leibniz hielt eine absolute, von allen Dingen unabhängige Zeit für ein Unding. Leibniz war damit damals schon näher an Einstein als Newton.
Das geht aus der Buch-Rezension Großer Streit um die Zeit hervor:
Zitat:Newton postulierte: Das, was zeitgenössische Uhren sukzessive immer genauer messen, ist eine absolute Zeit, die völlig unabhängig von allen physikalischen Zusammenhängen gleichmäßig dahinfließt, sozusagen der Pendelschlag einer vollkommenen Uhr. Die absolute Zeit bildet – zusammen mit dem ebenso absoluten Raum als vollkommenem Metermaß – gewissermaßen die physikalische Bühne, auf der sich alle Vorgänge des Universums abspielen.
Newtons absolute Zeit beherrschte die Physik unangefochten 200 Jahre lang, bis Einstein sie mit der Relativierung der Zeitmessung entthronte. Seither wissen wir: Bewegte Uhren gehen langsamer.
Wie de Padova zeigen will, mutet darum das, was Leibniz unter "Zeit" verstand, heutzutage durchaus modern an. Leibniz hielt eine absolute, von allen Dingen unabhängige Zeit für ein Unding; sie sei vielmehr eine Eigenschaft der Bewegung von Objekten. In einem Weltall ohne ein einziges veränderliches Ding wäre es Leibniz zufolge sinnlos, von Zeit zu sprechen.
Ganz in diesem Sinn sollte Einstein zu Beginn des 20. Jahrhunderts definieren: Zeit ist das, was Uhren messen.
Insofern sind heutige Physiker eher Leibnizianer als Newtonianer.
M.f.G. Eugen Bauhof
Beitrag 2085-6-
Horst in 2085-4:
Umgekehrt wird ein Schuh daraus.
Wo sich Veränderungen ergeben, bezeichnet man deren Dauer als "Zeit" !
Damit hast du sogar recht: "Zeit" ist ein abstrakter Begriff, eine subjektive Empfindung für die Dauer von Veränderungen.
Horst,
du denkst hierbei an mesotopische Veränderung (an Veränderung, wie wir sie in unserem täglichen Leben ständig um uns herum erleben und wahrnehmen).
Mein Beitrag 2085-3 aber meint Veränderungen, wie sie noch minimaler — des Wirkungsquantums wegen — gar nicht mehr denkbar sind. Sie "dauern" nicht, sondern treten spontan ein, und Zeit ist dann der voranschreitende Wandel, dem der Kosmos dieser kleinsten Wirkungsportionen wegen unterworfen ist.
Sie häufen sich an wie sich Sandkörner zu einem Berg von Sand anhäufen. So ein ganzer "Berg" von kleinstmöglichen Veränderungen in meinem Sinne bildet dann — wenn groß genug geworden — eine Veränderung in deinem Sinne.
Gruß,
grtgrt
Beitrag 2085-8-
An Eugen & Harti:
Harti in 2085-7:
Bewegungen sind ein Spezialfall von Veränderungen, nämlich räumliche Veränderungen.
Das sehe ich ebenso.
Harti in 2085-7:
Dies gilt natürlich nur makrokosmisch betrachtet. Im Mikrokosmos mag alles als Bewegung beschreibbar sein.
Im Mikrokosmos, so scheint mir, wird sich letzlich alle Veränderung auf Potentialschwankung reduzieren (denn: Bewegung ist Reaktion auf Beschleunigung, die letztlich auf das Einwirken von Kraft zurückzuführen ist).
Harti in 2085-7:
Der Definition von Einstein "Zeit ist das, was Uhren messen" würde ich noch eine weitergehende Bedeutung als nur die Relativierung der Zeit geben. Er grenzt damit den wissenschaftlichen Zeitbegriff vom allgemein sprachlichen Zeitbegriff ab.
Mir scheint, dass das seitens Einstein nur eine flapsig dahingeworfene Verlegenheitsantwort war — es dürfte ihm nämlich durchaus bewusst gewesen sein, dass auch er nicht in der Lage war, den eigentlichen Ursprung dessen zu erklären, was der Mensch als » Zeit, die verstreicht « kennt.
Gruß,
grtgrt
Beitrag 1376-1Was ist Zeit?
Auch wenn ich absolut fasziniert von dieser Seite bin ( ein Kompliment an die Verantwortlichen ), habe ich mir schon oft die Frage gestellt: "Was ist Zeit eigentlich?"
Mit den bisher veröffentlichen Theorien und wissenschaftlichen Meinungen kann ich aber leider nicht besonders viel anfangen.
Ich bin dann irgendwann zu meiner persönlichen Erkenntnis gekommen, daß es Zeit NICHT gibt, sondern daß sie nur eine Erfindung der Menschen ist.
Alles bleibt so wie es ist. Der Mensch hat die Zeit erfunden, um sichtbare Veränderungen zu beschreiben, um seinen Tagesablauf zu gestalten oder einfach nur um sein Dasein zu definieren.
Beitrag 1376-43Zeitablauf ist fortwährende Zustandsänderung
Harti aus 1376-42:Die Vorstellung von Zeit ist eine Folge unserer Fähigkeit, Geschehensabläufe (Veränderungen) zueinander in Beziehung zu setzen. Diese Vorstellung hat sich derartig verselbständigt, dass wir Zeit fälschlich als etwas objektiv Existierendes empfinden.
Das scheint mir eine sehr schöne Erklärung.
Sie kommt mir nur insofern noch nicht so ganz perfekt vor, als sie sich auf den Begriiff Ablauf (in Geschehensabläufe) stützt.
Er aber basiert auf Begriffen wie vorher und nachher, die wiederum nur für den wohldefiniert sind, der die übliche Vorstellung von Zeit hat — womit man sich beim Definieren dann im Kreis bewegt hätte.
Mein Vorschlag also: Den Begriff Ablauf eliminieren indem man von einer durch Ursache und Wirkung gegebenen transitiven Relation auf der Menge aller Ereignisse spricht (von einer Ordnung im Sinne der Mengenlehre).
PS: Ich will nicht verheimlichen, dass das dann sehr gut zu meiner Zeittheorie passen würde.
grtgrt
Beitrag 2050-15Was ist Zeit?
Haronimo in 2050-14:Hallo grtgrt ,
Wenn die Existenz beginnt, beginnt die Zeit der Existenz , oder ist Existenz=Zeit?
Hallo Haronimo,
meiner Auffassung nach kommt es zur Existenz von Zeit alleine dadurch, dass da etwas existiert u n d sich fortentwickelt (wohin auch immer).
Meine Begründung: Zeit ist eine zweistellige Relation, die jedem passierenden Wirkungsquantum Ursachen zuordnet.
Solange absolut nichts existiert, kann es daher auch keine Zeit geben.
Gruß, grtgrt
Beitrag 2050-17Erklär mir doch einmal die Zeit ...
Horst in 2050-16:
Erklär doch einfach mal – oder mal einfach – wie meßbare(!) "Zeit" dadurch entstehen kann, dass sich etwas(?) fortentwickelt!
Hallo Horst,
die Zeit existiert in wenigstens zweierlei Ausprägung:
- Als m e s s b a r e Größe ist sie einfach nur ein Konzept, welches sich der Mensch so d e f i n i e r t hat, dass es ihm nützt.
- Nur als etwas, das v e r g e h t (zwangsweise verbraucht wird) ist die Zeit ein durch die Natur geschaffenes Objekt:
Die Natur "strickt" sie wie ein großes Tuch, das niemals fertig wird. Wie ich mir dieses "Tuch" vorstelle, habe ich den Forumsteilnehmern hier schon mal beschrieben. Nachzulesen ist all das
- und ausführlicher per Zusammenfassung einer hier im Forum geführten Diskussion, siehe » Sich verzweigende Zeit und die Ticks der kosmischen Uhr «.
Bin gespannt, ob Dir damit gedient ist.
Gruß, grtgrt
Beitrag 2050-23Ticks der kosmischen Uhr sind die Qanten aller Fortentwicklung (und daher die Zeit im Sinne der Natur)
Horst in 2050-22:
Erkläre mir bitte plausibel und nachvollziehbar – ohne Links – den physikalischen Vorgang, wie durch "fortentwickeln" der Existenz von "etwas"(?) das "Objekt" Zeit entsteht und dessen Struktur.
Hallo Horst,
zunächst sei gewarnt: Wovon ich da spreche ist zunächst mal nur m e i n e ganz p e r s ö n l i c h e Idee davon, was Zeit für die Natur sein könnte.
Ich habe keine Ahnung, wie viele Physiker diese Idee plausibel fänden, wenn sie davon erführen — vielleicht wirklich niemand.
Leute, die über Schleifenquantengravitation forschen, stellen sich Ähnliches vor (aber keineswegs so Einfaches wie ich). Sie haben mich letztlich auf meine Idee gebracht.
Der physikalische Vorgang, nach dem Du frägst, ist das, was man ein Elementarereignis nennt: Zwei oder mehr Quantensysteme stoßen zusammen, verschmelzen, und teilen sich sofort wieder auf in eine Menge neuer Quanten.
Elementarereignisse in diesem Sinne sind sozusagen die Quanten aller Fortentwicklung von "etwas".
Ich nenne sie » die Ticks der kosmischen Uhr «.
Was alles ein Etwas a u ß e r h a l b unseres Universums sein könnte, kann ich dir nicht sagen (da habe ich noch nicht mal eine Ahnung).
I n n e r h a l b unseres Universums aber ist jenes Etwas schlicht und einfach
die Menge ALLER in ihm gerade existierenden Elementarteilchen mit oder ohne Ruhemasse.
Mehr dazu kann ich Dir nun wirklich nicht kürzer erklären als in meinen schriftlichen Beiträgen, die hier und hier online verfügbar sind.
Gruß, grtgrt
Beitrag 2050-26-
Horst in 2050-25:
Und wo kamen die vagabundierenden Quantensysteme denn her?
Die meisten dürften Photonen oder virtuelle Teilchen sein. Letztere entstehen der unvermeidlichen, überall stattfindenden Quantenfluktuation wegen.
Ansonsten ist alles, was an Materie existiert, natürlich auch Quantensystem.
Schönes Beispiel für durchaus schon komplexe, ständig umher vagabundierende Quantensysteme, die zudem noch eigenen Willen haben, wären etwa Mücken.
Aber natürlich wird an jedem Elementarereignis, an dem so eine Mücke beteiligt ist, nur ein winzig kleiner Teil iher selbst umgebaut.
Wenn ich also oben von "an Elementarereignissen teilnehmenden Quantensystemen" sprach, waren da vor allem Elementarteilchen jeder Art gemeint.
Der Witz ist nur:
- Elementarteilchen, die Ruhemasse haben, sind stets mehr oder weniger in Quantensysteme eingebunden. Diese Einbindung aber nimmt ihnen stets wenigstens einen winzig kleinen, aber doch mehr oder weniger großen Teil ihrer Identität. Als wirklich "freies" Elementarteilchen existieren sie nur als Idealisierung.
- Gleiches gilt für jedes Quantensystem, welches Elementarteilchen mit Ruhemasse enthält — und daher existiert streng genommen (um nicht zu sagen strengstens genommen) nur ein einziges Quantensystem, das voll selbstbestimmt ist: Die Menge aller Materie in unserem Universum.
Solche Feinheiten nicht berücksichtigt, bist Du gut beraten, dir jedes Elementarereignis einfach vorstellen als das Zusammenstoßen und Verschmelzen zweier Elementarteilchen (von denen wenigstens eines Ruhemasse hat) unter sofortiger Neuaufteilung in eine Menge neuer Elementarteilchen. Diese Menge kann leer sein, was aber wohl nur dann der Fall sein wird, wenn ein Paar eben entstandener virtueller Teilchen seine Existenz wieder beendet.
Die Antwort auf Deine Frage also lautet:
Sie entstehen durch Quantenfluktuation oder in Elementarereignissen (letztere im eben definierten Sinne).
So, jetzt kannste versuchen, mich weiter auf den Arm zu nehmen ... ;-)
Vorsicht aber: Ich bin weniger rücksichtsvoll als Eugen und verteile daher Wissen nicht nur in Baby-Portionen!
Beitrag 2050-29Erste nicht-virtuelle Materie
Horst in 2050-27:
Es stellt sich da natürlich die Frage, wie Quantenschwärme vor "Erschaffung" der "Zeit" herumschwärmen konnten.
Wenn es "Zeit" noch gar nicht gab, gab es ja für sie auch noch keine Bewegung um zusammen zu kommen!
Kannst du mir diesen Widerspruch erklären?
Hallo Horst,
Du vergisst, dass virtuelle Teilchen per Quantenfluktuation aus dem Nichts entstehen (wie ich in Beitrag 2050-26 ja auch sagte). Erste solche Fluktuation könnte demnach recht gut der Anfang der » Zeit im Sinne der Natur « gewesen sein.
Wir wissen heute ja sehr gut, dass nicht wirklich j e d e s Paar virtueller Teilchen sich zur gegenseitigen Auslöschung wieder zusammenfindet (denk an Hawking Strahlung). Wo das passiert, entsteht nicht-virtuelle Materie.
Gruß, grtgrt
Beitrag 1376-8Zur eigentlichen Natur der Zeit
Meine These:
Zeit entspricht den Kosten, die unsere Bewegung durch den Kosmos verursacht.
Zeit = Verbrauch an Lebensenergie
Mein Beweis:
Wer mit dem Auto unterwegs ist, kennt das: Die Geschwindigkeit v, mit der er sich bewegt, hat zwei Komponenten
v = v(1,2,3) + v(4) ,
derart dass
- v(1,2,3) seine Geschwindigkeit durch den 3-dimensionalen Raum ist und
- v(4) die Geschwindigkeit, mit der sich Kosten anhäufen (über Benzinverbrauch und Fahrzeugverschleiß): die Geschwindigkeit also, mit der sich sein Vermögen dadurch reduziert, dass er sich per Auto bewegt — das Ausmaß, in dem seine Ortsveränderung Resourcen verbraucht.
Nach Einstein bewegt sich jeder Körper ganz grundsätzlich stets mit Lichtgeschwindigkeit c durch ein 4-dimensionales Universum U, das man als Menge von Punkten gesehen (die man Ereignisse nennt) als ein kartesisches Produkt ( R, Z) schreiben kann, worin
R den uns vertrauten 3-dimensionalen Raum bezeichnet und
Z einen weiteren, nur 1-dimensionalen Raum, den Einstein und Minkowski die Zeit nennen.
Die Geschwindigkeit, mit der auch wir uns nach Einstein bewegen, ist demnach darstellbar als Summe
c = v(1,2,3) + v(4) ,
worinv(1,2,3) den auf R und v(4) den auf Z projezierten Anteil unserer Geschwindigkeit darstellt.
Daraus folgt:
v(4) — das also, was wir als vergehende Zeit empfinden — ist die Geschwindigkeit, mit der unsere Bewegung durch den Kosmos unsere Lebensenergie reduziert, die Geschwindigkeit also, die dem Kostenanteil entspricht: die Geschwindigkeit unseres Alterns.
Diese Interpretation ist voll kompatibel mit der bekannten Auflösung des Zwillingsparadoxons.
Sind A und B die beiden Zwillingsbrüder, und ist E1 das Ereignis "Sie schütteln sich die Hände, bevor der eine, B etwa, mit seinem Raumschiff abreist", und ist ferner E2 das Ereignis "Sie schütteln sich die Hände, nachdem B zur Erde zurückgekehrt ist", so gilt ganz offensichtlich: A und B haben sich beide von E1 nach E2 bewegt, haben hierzu aber unterschiedliche Wege genutzt. Es ist daher kein Wunder, dass sie sich durch ihr Reisen von E1 nach E2 unterschiedlich hohe Kosten eingehandelt haben. Erstaunlich ist nur, dass A — der Bruder also, der sich NICHT durch den Raum bewegt hat — den teuren Weg gegangen ist (für ihn verging mehr Zeit). Wir sehen somit:
Je mehr ein Weg von E1 nach E2 durch die Zeit statt durch den Raum führt, desto teurer kommt die Reise.
grtgrt
Beitrag 1376-13Lebensbatterie: Wie Zeitquanten entstehen und warum alles stirbt
Stueps aus 1376-9:Hallo Gebhard,
dies erinnert mich stark an das Konzept des "entropischen Zeitpfeils". Lässt sich deine These nicht mit Hilfe der "Zunahme der Entropie" äquivalent beschreiben?
Hi, Stuebs!
Ich glaube auch nicht, dass sich Gebhards Vorschlag mit der "Zunahme von Entropie" beschreiben lässt, und zwar weil meines Erachtens sein Ansatz falsch ist. Wir verbrauchen keine Energie, sondern wir wandeln Energie von schwach entropisch in höher entropisch um, wir "zahlen" keine Zeit, Zeit lässt sich nicht verbrauchen .Denn was die vierdimensionale Raumzeit angeht, Gebhard, so kann sie nicht in raum- bzw. zeitartig getrennt werden (siehe dazu Minkowski, auch wenn ich das Zitat jetzt nicht parat habe, du kennst es sicher), Zeit lässt sich so wenig wie Raum verbrauchen. Ich stimme dir allerdings zu, was die Lichtgeschwindigkeit angeht, jedes Objekt bewegt sich stets mit c.Ich - ich spreche da nur für mich - bin immer noch nicht sicher, ob die Zunahme der Entropie im Kosmos tatsächlich kausal etwas mit dem Zeitpfeil zu tun hat, denn die zugrunde liegenden Gesetze der Physik (Thermodynamik) sind zeitinvariant.
Beitrag 1376-21Identität eines physikalischen Objekts
Hi Stueps,
du hast natürlich völlig recht, wenn du sagst, ein Objekt trage keine Energie sondern sei Energie.
Andererseits aber lässt sich ja wohl nicht leugnen, dass ich von einem Objekt erst dann sprechen kann, wenn die Energieportion, aus der es besteht, in einer Form vorliegt, die diesem Objekt einen Typ gibt (und die es irgendwie unterscheidbar macht im Meer aller Energie unseres Universums).
Wir kommen hier wieder auf die schon einmal diskutierte Frage, was genau (bzw. wie konkret genau) ein Objekt denn eigentlich sein muss, um als physikalisches Objekt bezeichnet werden zu können. Reicht eine konzeptuelle Abgrenzung, oder muss das Objekt sich in wirklich beobachtbarer Weise von seiner Umgebung abgrenzen? Wenn jene Abgrenzung aber wahrnehmbar ist, könnte man es dann nicht wirklich auch als Energieträger sehen? In dem Sinne also war meine sprachliche Wendung des "Tragens" von Energie gemeint.
Wie du ferner schon sagst: Energie altert nicht. Und wie der Energieerhaltungssatz uns lehrt, verbraucht sie sich auch nicht — sie kann sich höchstens umverteilen oder sich in unterschiedlicher Form zeigen.
Damit ist klar: Als Energie betrachtet, kann ein physikalisches Objekt (z.B. ein Mensch) auf keinen Fall altern. Altern — und sich mehr oder weniger plötzlich verändern — kann nur die Form, in der sich das Objekt beobachtbar macht, und die dazu führt, dass es sich von anderen physikalischen Objekten abgrenzt und so für uns überhaupt erst zu einem wohldefinierten Objekt wird.
Klar ist auch: Solche Alterung kann nur dann in vielen kleinen Schritten erfolgen, wenn das Objekt kein atomares ist (also kein Elementarteilchen).
Würdest du mir da zustimmen?
Beste Grüße,
grtgrt
Beitrag 1376-24Die Frage nach noch fehlender Deutung
C... aus 1376-23:Hallo Grtgrt,
Grtgrt aus 1376-15:Kann mir das jemand deuten? Verursacht Bewegung entlang jener geheimnisvollen 4-ten Dimension vielleicht eine Art zusätzlicher Reibung (zusätzlichen Verschleiß, um im Bilde von Beitrag 1376-8 zu bleiben)?
Eine "Reibung" oder ein "zusätzlicher Verschleiß" ist bei der Bewegung entlang der 4. Dimension gar nicht erforderlich. Denn du hast doch Folgendes festgestellt:
Zitat von Grtgrt:... bewegt sich jeder Körper ganz grundsätzlich stets mit Lichtgeschwindigkeit c durch ein 4-dimensionales Universum U, ...
c = v(1,2,3) + v(4) ...
Wenn also jemand v(1,2,3) aufnimmt, so muss v(4) automatisch (d.h. auch ohne Reibung) kleiner werden, vorausgesetzt v bleibt konstant c.
Hi C...,
ich habe bewusst NICHT gefragt, ob mir das jemand beweisen kann (den Beweis nämlich erbringt die ART).
Ich habe stattdessen gefragt, ob mir das jemand deuten kann (d.h. ob jemand sich irgend eine plausible Begründung dafür vorstellen kann, dass es nun mal so ist, wie die ART uns sagt, dass es ist; und wir wissen ja: sie HAT recht: es ist wirklich so, wie sie uns sagt).
Beste Grüße,
grtgrt
Beitrag 1376-25Unberechtigte Kritik
Hi Henry,
Henry aus 1376-22:Was verschiedene Beobachter wahrnehmen ist eine Verlangsamung der Zeit - aber nur auf ein beobachtetes Objekte in einem anderen System bezogen. Entscheidend ist aber, was innerhalb des jeweiligen Systems (also des jeweiligen Beobachters) zu messen ist, und darin unterscheiden sich die einzelne Objekte nicht.
Der Witz ist: Die beiden Systeme können einen nicht leeren Durchschnitt haben. Im Hafele-Keating-Experiment etwa, besteht der darin, dass die beiden Teams — das daheimgebliebene mit seiner Atomuhr, und das andere, das eine identisch gebaute Atomuhr auf ihren Flug um die Erde begleitet hat —, nachdem sie sich wieder treffen, beide gemeinsam auf beide Uhren blicken und feststellen, dass die verschiedene Zeit anzeigen, obgleich sie doch bei Beginn des Experiments synchronisiert waren.
Henry aus 1376-22:Auch deine Graphen - mit denen du an Feynman erinnerst, oder sehe ich das falsch - sind ...
Mein Zeitgraph hat zunächst gar nichts mit Feynmans Diagrammen zu tun. Man könnte aber jedes von ihnen sehen als eine Präzisierung dessen, was ich ein Elementarereignis nenne (genauer: ein Elementarereignis bestimmten Typs).
Henry aus 1376-22:... nichts gegen neue Ideen einzuwenden, nur müssen die neuen Ideen kompatibel sein zur ART (da könnte es mit deiner These schwierig werden) und zur Quantenmechanik.
Ich kann nicht erkennen, dass meine Theorie irgendwo im Widerspruch zur ART oder zur Quantenmechanik steht.
Ganz im Gegenteil: Aus der ART kommende Ergebnisse haben sie mir nahegelegt.
Gruß, grtgrt
Beitrag 1376-45Reaktion (von stueps) auf die Idee der Lebensbatterie
Grtgrt aus 1376-28:Zusammenfassend lässt sich feststellen:
Was ich in Beitrag 1376-15 die Lebensbatterie eines Objektes X im Zustand Z nenne, ist nicht anderes als das Paar
B = ( e(X,Z), e(N) )
worin e(N) eine obere Grenze für im Objekt enthaltene Entropie bezeichnet und e(X,Z) die Entropie von X im Zustand Z ist.
Die Differenz 1 – e(X,Z)/e(N) ist dann zu deuten als die in der Lebensbatterie noch vorhandene Restladung (so normiert, dass 1 der voll geladenen Batterie entspricht).
Dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik entsprechend wird sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei jedem Zustandsübergang kleiner, so dass klar ist: X wird irgendwann sterben, d.h. wird irgendwann so entstellt sein, dass es seine Identität verliert — eben ganz so, wie auch ein Mensch sich mit zunehmendem Alter mehr und mehr verändert, schließlich in einen Sarg gelegt wird, und dort weiter zerfällt, so dass man irgendwann nicht mehr sagen kann, was man da noch vorfindet sei ein Objekt vom Typ Mensch.
Hallo Gebhard,
ich halte dies zwar für eine interessante Idee, vermute aber auf den ersten Blick irgendwo einen fundamentalen Denkfehler. Ich meine nicht deine Gleichungen, die sind m.E. in sich schlüssig. Ich werde wohl noch eine Weile brauchen, um meine Vermutung zu konkretisieren. Ich bitte um Entschuldigung, da dies unseren Austausch jetzt keinen Deut voranbringt. Aber ich habe das Gefühl, dies trotzdem einmal schon schreiben zu müssen.
Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich wohl deine Idee der "Lebensbatterie" noch nicht ganz durchschaut habe, denn:
Ich kann im Moment nicht erkennen, inwieweit sie Vorteile gegenüber anderen "Zeitideen" bietet. Wenn ich ehrlich bin, kann ich im Moment überhaupt keinen konkreten Nutzen erkennen. Dies ist aber meiner leider nicht grenzenlosen Auffassungsgabe geschuldet (ich steh halt sozusagen "auf dem Schlauch" im Moment). Vielleicht kannst du ja mal schildern, welchen Nutzen und welche konkreten Vorteile deine Ideen bieten.
Nebenbei:
Ich halte zu diesem Thema übrigens C...´ Beiträge auch für sehr wertvoll, je mehr ich seine Ideen verstehe, desto genialer finde ich sie. Sie sind (relativ) schlicht und elegant und ergeben sich allein aus den Rt´s.
Lass dich von meiner "temporären geistigen Schwäche" nicht entmutigen. Denn grundsätzlich:
Es kommt nicht oft vor, dass Leute so hartnäckig wie du versuchen, hinter die "Geheimnisse unseres Seins" zu kommen (oder diesen wenigstens ein kleines Stück näher). Ich begrüße so etwas sehr. Da ist es egal, wenn man sich vielleicht auch mal kurz "verläuft". (Was nicht heißen soll, dass dies hier konkret der Fall ist - hier weiß ich es noch nicht). In diesem Sinne: Weitermachen!
Grüße
Beitrag 1376-52Unterscheiden wir: Koordinatenzeit und Objektzeit
H... aus 1376-48:Hallo zusammen,
ich betrachte Zeit nicht als etwas Eigenständiges, sondern immer im Zusammenhang mit dem Raum (das passiert, wenn man
einmal die RT "inhaliert" hat).
Und damit kann man dann Zeit als Abstand betrachten, ... Für zeitartige Ergeignisse ist dann also die "Zeit" der Abstand in der Raumzeit.
Hallo H...,
ein fundamentaler Fehler, den man bisher überall macht, scheint mir darin zu bestehen, nicht danach zu fragen, ob die Zeit aus Sicht unseres Alltags denn wirklich genau dem entspricht, was die 4-te — leider auch "Zeit" genannte — Dimension des mathematischen Raumes Raumzeit modelliert. Genauer:
Grtgrt aus 1376-14:
Die 4-te Dimension unseres Universums (Zeitbegriff 1) sollte begrifflich unterschieden werden von dem, was wir als Zeit empfinden (Zeitbegriff 2).
Aus meiner Sicht gilt zunächst nur:
- Zeitbegriff 1 spricht über eine geheimnisvolle 4-te Dimension unserer Welt,
- Zeitbegriff 2 aber ist das wegabhängige Ausmaß, in dem wir Reisekosten zu zahlen haben [auf unserem Weg durch die Raumzeit, sprich: das Ausmaß, in dem wir altern].
Wie die ART uns zeigt, stehen diese beiden Begriffe durchaus in Beziehung zueinander — was aber noch lange nicht beweist, dass sie ein und dasselbe sind (!).
Mein Verdacht ist: Das Wesen der Zeit richtig zu verstehen, kann nur dem gelingen, der beide Begriffe peinlich genau auseinander hält.
Damit das gelingt, sollte man zwei verschiedene Namen dafür haben, etwa
- flüchtige Zeit einerseits und
- Koordinatenzeit andererseits.
Da nach der ART Objekte X und Y, die sich unabhängig voneinander bewegen, stets auch einen mehr oder weniger verschiedenen Begriff flüchtiger Zeit entwickeln, sollte man noch besser von Zeit( X) bzw. Objektzeit sprechen.
Ich werde das ab sofort mal so versuchen.
Beste Grüße,
grtgrt
Beitrag 1376-54Definition von: Objektzeit
H... aus 1376-53:Hallo grtgrt,
meinst du mit Zeit(X) die sogenannte Eigenzeit (dt = ds/c), die gäbe es ja dann schon ? Oder verbirgt sich dahinter
noch etwas anderes?
Statt dt = ds/c kann man auch schreiben c = ds/dt = v (= Objektgeschwindigkeit durch die Raumzeit) = v(1,2,3) + v(4) = s(1,2,3)/dt + s(4)/dt .
Was ich unter Objektzeit verstehe (so ganz bin ich mir da auch noch nicht sicher), ist dann wohl s(4).
Du könntest jetzt einwenden, dass s(4) doch gerade dt ist — das aber gilt nur im Grenzfall s(4) gegen 0. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass die Raumzeit eben kein Vektorraum ist, sondern nur eine differenzierbare Mannigfaltigkeit (ein mathematischer Raum also, der sich nur lokal wie ein 4-dimensionaler reeller Vektorraum darstellt. Lokal in diesem Sinne bedeutet: Mit hinreichend guter Genauigkeit nur in einer hinreichend kleinen Umgebung der jeweils betrachteten Position in der Raumzeit.
Was dabei "hinreichend genau" bedeutet, definieren wir selbst über die Ungenauigkeit, die zu tolerieren wir bereit sind (im Kontext irgend einer konkreten Anwendung).
Beste Grüße,
grtgrt
Beitrag 1894-1RZQ — die Raumzeit der Quanten: die Zeit als gerichteter Graph
Wie die Allgemeine Relativitätstheorie uns lehrt, entwickeln physikalische Objekte — sobald sie sich relativ zueinander mit unterschiedlicher Beschleunigung bewegen — einen unterschiedlichen Zeitbegriff. Siehe hier Details dazu.
Daraus, so denke ich, ergibt sich zwingend, dass man die Zeit als einen in die 4-dimensionale Raumzeit der Allgemeinen Relativitätstheorie eingebetteten gerichteten Graphen aufzufassen hat, dessen Knoten Ereignisse im Sinne der Quantenmechanik sind (sprich: Punkte der Raumzeit, an denen Elementarteilchen entstehen, zerfallen, oder sich neu aufteilen in Folge einer Kollision).
Genauer beschrieben findet sich diese Idee auf folgenden Seiten (man sollte sie in eben dieser Reihenfolge lesen):
(1) Vergangenheit und Zukunft genauer definiert
(2) RZQ: Die Raumzeit der Quanten (Teil 1)
(3) RZQ: Die Raumzeit der Quanten (Teil 2)
Ich würde mich freuen, wenn Physiker diese meine Ansicht kommentieren könnten (insbesondere dann, wenn sie glauben, Argumente dagegen zu haben).
Beitrag 1894-3RZQ — die Raumzeit der Quanten: aus Sicht der Quantenmechanik
Hi Henry,
die Tatsache, dass die Positionen der Ereignisse nur unscharf definiert sind, ist richtig, spricht aber nicht gegen das Modell.
Im übrigen sind natürlich auch die Kanten des Graphen nur unscharf lokalisierbar.
Noch genauer: Wo konkrete Knoten und Kanten liegen, ist nur durch eine ihnen zugeordnete Wahrscheinlichkeitswelle bestimmt — eben das ist der quantenmechanische Beitrag zum Modell.
Zur Verfeinerung und Konkretisierung des Modells RZQ sollte man wohl nicht die Stringtheorie bemühen, sondern eher die dazu konkurriernde Theorie der Schleifen-Quanten-Gravitation. Die nämlich konstruiert über etwas, was ihre Erfinder "Spin Networks" nennen, einen ganz ähnlichen Graphen.
Gruß, ggreiter
Beitrag 1894-8RZQ — die Raumzeit der Quanten: scheint plausibel (Fakt 1)
Hi Harti,
mir geht es nicht um einen gefühlten Zeitbegriff, sondern um jene Struktur der Raumzeit der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART), die dafür verantwortlich ist, dass für die diskutierten Zwillinge zwischen Abschied und Wiedersehen ganz unterschiedlich viel Zeit im Sinne absolut identisch funktionierender Uhren vergangen ist (Atomuhren fühlen nicht: Sie zählen nur).
Da jene Diskussion zwei Ereignisse (d.h. zwei Punkte der 4-dimensionalen Raumzeit) betrachtet, die — zeitlich gesehen — eben keinen eindeutig bestimmten Abstand haben, kann die Zeit — als etwas, das alle Ereignisse der Raumzeit besucht — eben nicht einfach nur Pfeil sein.
Mit anderen Worten: Worüber ich nachdenke, sind Fragen, die entstehen angesichts der Tatsache, dass die Raumzeit der ART nur lokal ein metrischer Raum im Sinne der Mathematik ist ( aber keineswegs auch global ).
Zu solchem Nachdenken angeregt haben mich neuere Ergebnisse der Experimentalphysik (solche, die für den Bau von Quanten-Computern relevant sind): Man glaubt jetzt nämlich, erste Beweise dafür zu haben, dass zukünftige Ereignisse vergangene beinflussen können, siehe etwa diesen Bericht.
Mir aber kommt der Verdacht, dass jedes Paar solcher Ereignisse eine gemeinsame Gegenwart haben könnte. Dies würde bedeuten, dass Theoretische Physik die Gegenwart nicht einfach nur als Zeitpunkt verstehen darf, sondern als eine Überlappung von Vergangenheit und Zukunft im Sinne eines geeigneten Zeitmodells sehen muss. Mehr dazu auf meiner Seite Ein Verdacht, ....
Nebenbei: Wenn die Zeit nicht auf einem Pfeil fortschreitet, sondern stattdessen auf einem sich mehr und mehr verzweigenden, ständig wachsendem Ast, wäre es fast schon verwunderlich, wenn die Spitzen all seiner Zweige gleiche Zeitkomponente haben sollten.
Mit anderen Worten: Es könnte gut sein, dass nur die (vielleicht) allzu naive Vorstellung, die Zeit sei ein Pfeil, uns glauben lässt, dass die Gegenwart keine zwei Ereignisse enthalten kann, die zeitlich hintereinander geschehen in dem Sinne, dass eines der beiden erst passieren kann, wenn das andere schon passiert ist.
Gruß, ggreiter
Beitrag 1894-9RZQ — die Raumzeit der Quanten: Definition des Zeitgraphen
Entsprechen Quantenereignisse dem Ticken einer Uhr?
Zeit — so sagt man — fließt, indem sich Veränderung ergibt. Nimmt man das ernst, muss jeder Kollaps der Wellenfunktion einen kleinsten Zeitschritt bedeuten.
Nach allem, was die Theoretische Physik heute weiß, könnte man unser Universum auffassen als ein Paar ( B, E ), für das gilt:
- B ist eine Menge elementarer Energiequanten ( Schwingungszustände von Strings im Sinne der Stringtheorie) und
- E ist eine Menge atomarer Ereignisse, deren jedes sich auffassen lässt als ein Paar X( V,Z), derart dass V und Z Teilmengen von B sind.
Jedes Ereignis X = X( V,Z ) kann als Tor aufgefasst werden, welches aus seiner direkten Vergangenheit V = X.V in seine direkte Zukunft Z = X.Z führt.
Man beachte: X.V ist Input von Ereignis X, wohingegen X.Z seinen Output darstellt.
Da die Menge aller Paare ( v, z ) mit v und z aus E derart, dass der Durchschnitt von v.Z und z.V nicht leer ist, eine zweistellige Relation auf E ist, kann man ihre transitive Hülle bilden. Sie ist ebenfalls zweistellige Relation auf E. Man nennt sie die Zeit (und kann sie sehen als einen gerichteten Graphen, dessen Knoten Ereignisse und dessen Kanten Branen sind).
Die Zeit als Pfeil zu sehen wäre nur dann gerechtfertigt, wenn die sie darstellende transitive Relation eine lineare Ordnung (im Sinne der Mathematik) wäre. Sie scheint aber lediglich Ordnung zu sein.
Frage an alle Physiker unter Euch: Wie kann der so definierte gerichtete Graph — man sollte ihn die Struktur der Zeit nennen — mathematisch mit Einsteins Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie verschmolzen (oder zu ihnen in Bezug gesetzt) werden?
Beitrag 1894-11RZQ — die Raumzeit der Quanten: Durch Henry kommentiert
Zitat von ggreiter:Hi Henry,
es scheint mir nicht richtig, nur das, was sich schon als Materie zeigt, als physikalisches Objekt elementarster Art zu bezeichnen. Unteilbare Bausteine des Kosmos sind ganz sicher schwingende Energie-Portionen (nur einige davon zeigen sich zeitweise im Zustand Materie).
Fakt ist die Äquivalenz von Materie und Energie (wenn man Einstein folgt). Dann ist es aber durchaus zulässig, einzelne Quantenobjekte als "Bausteine" der Raumzeit zu betrachten, jedenfalls als Idee. Der Stand der Dinge ist, dass Quanten als virtuelle Teilchen noch "unterhalb" oder "vor" der Raumzeit auftreten.
Quantenphysikalisch betrachtet ist einem massebehafteten Teilchen über seine Ruhemasse eine Frequenz zugeordnet (über E=mc² bzw. E=vh, also v=m(c²/h)). Es ist eine Frage der Messung, ob im Experiment Teilchen- oder Welleneigenschaften betrachtet werden. Es ließe sich trefflich darüber streiten, ob die Teilchen- oder Welleneigenschaften dem Objekt beide zukommen oder ob die Objekte keines von beiden sind.
Zitat von ggreiter:Nun zu Ereignissen: Als Position eines Ereignisses kann man nur die Summe aller Punkte verstehen, an denen sich die am Ereignis beteiligten Quanten dann gerade befinden. Es ist aber keineswegs so, dass die Position eines Quantums nur ungenau beobachtbar wäre: Sie ist wirklich auch ungenau definiert.
Diese Definition ist nicht richtig. Ein Ereignis definiert bezogen auf die Raumzeit ist ein Punkt der Raumzeit. Er wird deshalb als Ereignis bezeichnet, weil zu seinen drei Raumkoordinaten stets eine gerichtet Zeitkoordinate gehört. Die Position eines Quantums ist nicht wegen der Definition unbestimmt, sondern wegen der zugrunde liegenden Struktur. Eine Definition kann immer nur die Folge der Realität sein, nicht ihre Ursache.
Zitat von ggreiter:Damit ist klar: Unter der Position eines Ereignisses muss man sich (aus diesen beiden Gründen) eine kleine Region der Raumzeit vorstellen (eine Punktemenge, die Vereinigung von N Punktemengen ist, wenn am Ereignis N Quanten beteiligt sind) — also nicht einen einzigen Punkt im Sinne der Mathematik, sprich: im Sinne der die Raumzeit modellierenden differenzierbaren Mannigfaltigkeit.
Wovon du hier sprichst, sind Ereignisse bezogen auf einen Konfigurations- bzw. Phasenraum.
Zitat von ggreiter:Nun zur Frage, ob Wahrscheinlichkeitswellen wirklich existieren: Da Interferenz am Doppelspalt zeigt, dass sie interferieren, müssen sie ja wohl existieren. Eine ganz andere Frage ist, was es denn bedeuten mag, zu existieren. Hierzu hat Niels Bohr mal was sehr Treffendes gesagt (siehe meine Seite Zum Wesen physikalischer Aussagen und dem, was man die Realität nennt).
Das ist keineswegs klar. Was hier interferiert, sind z. B. elektromagnetische Wellen. Unter einer Wahrscheinlichkeitswelle ist aber die mathematische Beschreibung für das Auftreffen eines Photons an einer bestimmten Stelle des Schirmes hinter dem Spalt bzw. der Weg dorthin zu verstehen. Die Philosophie lassen wir mal außen vor.
Zitat von ggreiter:Zu Stringtheorie (ST) und Schleifen-Quanten-Gravitation (SQG): Zwischen beiden besteht insofern ein ganz gewaltiger Unterschied, als die ST eine hintergrund- abhängige Theorie ist, wohingegen die SQG (ebenso wie die ART) ohne Bezug zu irgend einem Hintergrund formuliert ist. RZQ ist hintergrund- unabhängig, also viel näher an SQG als an ST.
Es geht hier überhaupt nicht um die Frage, ob eine Theorie hintergrundabhängig ist oder nicht. Weder die ST noch die SQG ist bisher verifiziert bzw. falsifiziert worden. Deshalb spreche etwas flapsig davon, dass es Geschmacksache ist, welche man bevorzugt
Zitat von ggreiter:Ich sehe RZQ als eine Art vergröberte SQG, wobei mir aber nicht klar ist, ob die gröbere oder die feinere Sicht die natürlichere ist.
Das liegt daran, dass ich die Spin-Networks nicht wirklich verstehe. Als gut verständlich (und "anschaulich") würde ich sie nicht einzustufen. Hast du den Artikel, auf den ich oben verweise, gelesen?
Ich habe ihn gelesen.
Gruß