Andrej Linde:
Es gibt einen Anfang für jedes Universum im Multiversum, weil eben dort — nur lokal — die Inflation ein Ende nahm.
Außerhalb solcher Blasen geht die Inflation weiter.
Aus der Existenz dieses Prozesses folgt, dass das Multiversum als Ganzes niemals verschwinden wird.
John D. Barrow erklärt (2011):
Der Quantenphysiker Erwin Schrödinger machte eine Entdeckung, die — obgleich man sie damals wenig gewürdigt hat — als sehr wichtig erwies:
Die Expansion kosmischen Raumes kann
Vakuumenergie in reale, d.h. einzeln beobachtbare, Teilchen überführen:
Gibt es keine Expansion, entstehen zwar auch fortwährend in sehr großer Menge Paare von Teilchen und Antiteilchen — fast alle aber existieren nur extrem kurze Zeit und können sich deswegen kaum von ihrem Partner entfernen. Sie werden deswegen fast alle durch Annihilation in Strahlung verwandelt.
Dehnt das Vakuum sich aber schnell genug aus — oder steht es unter dem Einfluss von Gravitationskräften, die sich über kurze Strecken hinweg stark ändern —, können die dem Vakuum entsprungenen Teilchen und Antiteilchen so unterschiedlich starken Kräften ausgesetzt sein, dass sie von einander getrennt werden noch bevor sie sich vereinigen und in Strahlung auflösen können.
Ergebnis sind dann real existierende Teilchen und Antiteilchen mit einer Lebensdauer, die durch ihre artspezifische mittlere Zerfallszeit bestimmt ist.
Schrödinger nahm damals nicht an, dass dieser Prozess wichtig sei, denn seine Auswirkungen in der Gegenwart sind unmessbar klein und schienen für das Verständnis der Expansion des Universums irrelevant zu sein.
Erst ein Durchdenken der Inflationstheorie von Alan Guth (1982) hat klar gemacht, welche grundsätzliche Bedeutung der Vorgang hat:
In unserem Universum war — in den ersten Augenblicken der Inflationsphase, als die Strahlungsdichte etwa 10120 mal größer war als heute — die von Schrödinger beschriebene Teilchenproduktion von großer Bedeutung. Erst sie kann gewisse Eigenschaften unseres Unversums problemlos erklären.
Die verblüffende Erzeugung überlebensfähiger Teilchen und Antiteilchen in einem expandierenden Universum wurde erst ab Mitte der 1970-er Jahre gezielt und eingehend untersucht (nachdem Hawking die dramatische Entdeckung gemacht hatte, dass dieser Prozess auch am Rande jedes Schwarzen Lochs stattfindet und schließlich bewirkt, dass dessen gesamte Masse verschwindet [ Hawking: Black Hole Explosions, in: Nature 248 (1974), S. 30-31 ].)
Hans Jörg Fahr in » Mit oder ohne Urknall «, S. 321-324 :
Tatsache ist, dass es schwierig und fehleranfällig ist, Rotverschiebungen als Geschwindigkeiten korrekt zu deuten. Sie liegen ja nicht streng auf einer Trendgeraden, sondern streuen ganz erheblich um diese Gerade herum.
Nur die wenigsten Galaxien, so schreibt Fahr, schwimmen genau mit dem Hubble-Fluß. Sie treiben vielmehr kreuz und quer dazu wie vom Hubble-Strom entkoppelte, in Wirbeln bewegte Objekte.
Fahr schreibt wörtlich: "Das heißt aber doch, dass es hier gar keinen eindeutig zentrifugalen Bewegungsbefund gibt, den man trivial einfach zeitlich invertieren könnte. [ Und in der Tat: ] Wenn man Galaxien gleicher Entfernung bzw. gleicher Helligkeit studiert, findet man, dass die Rotverschiebungen dieser Objekte durchaus verschieden sind."
Solche Aussagen machen uns klar, dass z.B. die derzeit immer wieder genannte Altersangabe für unser Universum (13.8 Mrd. Jahre) mit großer Ungenauigkeit behaftet sein könnte.
Da man in den letzten Jahren Galaxien gefunden hat (Quasare), die scheinbar schon 700 000 Jahre nach dem Urknall existiert haben, obgleich Galaxien typischerweise ein Evolutionsalter von etlichen Milliarden Jahren haben, kommt vielen Astronomen nun halt doch der Verdacht, dass unser Universum einige Milliarden Jahre älter sein könnte als bisher errechnet.
Hierfür spricht auch die Beobachtung, dass jene als so verdächtig jung eingestuften Galaxien schon "so alt" aussehen: Alt sehen Galaxien dann aus, wenn sie viel Staub beinhalten. Letzteres zeigt sich am Rotindex ihrer Emissionen, den man durch Farbfilterspektoskopie ermitteln kann. Junge Galaxien - insbesondere solche, die schon 700 000 Jahre nach dem Urknall existiert haben sollten - pflegen blaugewichtige Emissionen zu zeigen, zeigen hier aber eindeutig rotgewichtige, was für staubreiche galaktische Materie spricht, wie sie eigentlich erst nach Milliarden von Jahren in einer Galaxie entstanden sein kann.
Wem da keine Zweifel an der Korrektheit bisheriger Interpretation von Beobachtungsdaten kommen, der muss schon ein begnadeter Glaubender sein.
Günther Hasinger (2007):
Es gibt in der Quantenphysik eine kleinste Länge, unterhalb derer sich physikalische Vorgänge mit den heutigen Theorien nicht mehr sinnvoll beschreiben lassen: die Plancklänge, etwa 10-35 Meter.
Jedes Objekt nämlich, dessen Durchmesser kleiner als die Plancklänge ist, muss [ nach Heisenbergs Unschärferelation ] eine Masse haben, die größer als die Planckmasse von etwa 22 Mikrogramm ist, was dieses Objekt zu einem Schwarzen Loch macht.
Analog dazu gibt es die Planckzeit. Das ist der Zeitabschnitt, den das Licht benötigt, eine Plancklänge zu durchlaufen.
Beides zusammen zeigt: Die Planckzeit ( = 10-43 sec ) ist der frühest mögliche Zeitpunkt, zu dem sich unser Universum ohne Quantengravitationstheorie beschreiben lässt.
Zu diesem Zeitpunkt waren in jedem Raumbereich vom Durchmesser 1 Plancklänge 1019 GeV Energie konzentriert (was der Bewegungsenergie eines Autos von einer Tonne Gewicht entspricht, wenn es mit 220 km/h gegen eine Betonwand rast). Mit dieser Energie brennt eine 100-Watt-Lampe 8 Monate lang.
Michio Kaku kommentiert:
Es erscheint fast unvorstellbar, dass wir — eine intelligente Affenart auf dem dritten Planeten eines unbedeutenden Sterns in einer unbedeutenden Galaxie — in der Lage sein sollten, die Geschichte des Universums fast bis zum Augenblick seiner Entstehung zurückzuverfolgen — bis hin zu einem Moment, wo Temperatur und Druck alles übertraf, was unser Sonnensystem je erlebt haben kann.
Und doch ergibt sich aus der Theorie der schwachen, der elektromagnetischen, und der starken Wechselwirkung eben dieses Bild.
Hans Jörg Fahr in Mit oder ohne Urknall (2016), S. 6 :
Wir können nicht ausschließen, dass das Universum [ gemeint ist das möglicherweise unendlich weite Weltall ] ein chaotisches System ist mit unüberschaubar vielen multikausalen, nicht-linearen Ursache-Rückkopplungen. Chaostheorie würde das einen kosmischen Attraktorzustand nennen.
Wenn dem so sein sollte, würde es keinen Sinn machen, danach zu forschen, was vor dem Urknall für ein Zustand existiert hat, denn alle nicht-linear-chaotischen Systeme lassen ihre Anfänge in völlige Vergessenheit zurücktreten.
Man sieht ihnen ihre Anfangszustände einfach nicht mehr an: Das vor dem Betrachter ablaufende Weltgeschehen liefert keinerlei Hinweise mehr auf irgendwelche Anfangszustände. Es gibt zwar lokales Mikrogeschehen, aber die großräumige Strukturbeschaffenheit wird dadurch nicht, oder kaum, beeinflusst. Sie hält sich über alle Zeiten hinweg.
Zum Vergleich denke man ein ein Gas im theormodynamischen Gleichgewicht: Sein Makrozustand ändert sich nicht mehr — und doch bewegen sich all seine Moleküle ständig.
Schönes Beispiel für solche Situation ist das metereologische Geschehen auf unserer Erde: Niemand kommt auf die Idee, einen Anfangszustand des Wetters zu suchen. Die einzig sinnvolle Frage ist, wie sich aus dem heutigen Wetter das von morgen oder übermorgen ergibt.
Quante in 52-8:
Zugleich verstößt die Urknalltheorie auch gegen ganz andere anerkannte physikalische Lehrsätze, z.B. dem Energieerhaltungssatz der da lautet. "In einem abgeschlossenen System ist die Summe aller Energien konstant. Die Gesamtenergie bleibt erhalten." Energie kann also weder verloren gehen noch kann sie geschaffen werden, aber beim Urknall, der Singularität, da haben andere Gesetze gelten lassen...dürfen, die wir nicht kennen.
Quante in 52-8:
Denn auch Gott muss es ja schon seit ewiger Zeit und für ALLE Zeit geben, denn ansonsten sei die Frage seiner Entstehung hiermit gestellt.
Zeitreisender in 52-5:
Also das Universum ist nicht unendlich!
Ich meine, dies hat die Wissenschaft bereits geklärt. Die Größe des Durchmessers (unserers) Universums, findest du sogar auf dieser Website.
Quante in 52-30:
Wenn wir in alle Richtungen des Himmels blicken, so wird bei Messungen auf Grund der Rotverschiebung festgestellt, dass sich alle Objekte von uns entfernen. Nun, gut so, erst einmal, erklärt wird es u.a. mit der Expansion des Raumes. Das dumme daran ist nur, Andromeda vollzieht eine genau entgegengesetzte Bewegungsrichtung, sie kommt auf uns zu und wird in ein paar Mrd. Jahren mit unserer Galaxie kollidieren. Was kann also die Ursache dafür sein, daß Andromeda, im Gegensatz zu allen anderen Galaxien, auf uns zukommt, sie müsste doch gefälligst, entsprechend der Expansion des Raumes sich ebenfalls von uns entfernen.
Es gäbe eine ganz einfache logische Erklärung dafür, sie war nicht schon immer Bestandteil unseres Universums und ist als solche, vor langer Zeit, in unser Universum eingedrungen. Damit wäre die Eigenart ihrer Bewegungsrichtung erklärt ohne sich verbiegen zu müssen, bzw. eine unlogische Konsequenz zu erzeugen.
Harti in 52-18:
Ich bin der Auffassung Raum und Zeit sind die begrifflichen Koordinaten, mit denen wir Veränderungen in unserer Umwelt erfassen, beschreiben, uns darüber verständigen.. Deshalb können wir Raum und Zeit auch mathematisch in einem kartesischen Koordinatensystem, da sie begrifflich als Gegensätze vorgestellt werden, beschreiben.
Quante in 52-8:
Aber nein, es wird immer fleißig weiter postuliert Raum und Zeit seien mit dem Urknall entstanden bzw. in neueren Postulaten wird behauptet, der Urknall habe an allen Orten des Universums gleichzeitig stattgefunden. Wau!
Quante in 52-17:
Wenn mittels des Urknalls vermittelt wird, mit ihm seien zugleich Raum und Zeit, von mir aus auch Raumzeit erst entstanden und die Frage gestellt wird, wo denn dieser Urknall stattgefunden habe, wenn es weder Raum noch Zeit gab, dann kommt als Antwort, der Urknall habe an allen Orten gleichzeitig stattgefunden.
U... in 2080-1:
Kann etwas aus dem Nichts entstehen und was ist eigentlich "Nichts"?
Wenn wir zu den Sternen blicken, dann sind die untereinander Millionen von Kilometern entfernt, aber dazwischen ist nicht "Nichts". Selbst das Vakuum ist nicht "Nichts"....
U... in 2080-1:
Die Frage nach dem Urknall ist für mich nicht plausibel erklärt. Einerseits geht man davon aus, dass am Beginn der Zeit alles in einem Punkt konzentriert war. Da müssen also entweder bereits alle Teilchen / Teilcheneigenschaften konzentriert in einem Punkt vereint gewesen sein. Das wäre meiner Meinung nach das ultimative schwarze Loch mit einer Gravitation, die der Summe aller Gravitationskräfte im gesamten Universum entspricht. Oder aber es sind erst Teilchen entstanden. Aber woher? Aus dem Nichts?
U... in 2080-1:
In diesem Zusammenhang ist für mich auch die Definition der schwarzen Löcher fraglich. Einerseits heißt es, dass die Gravitation so stark sei, dass nicht einmal Licht entfliehen kann. Andererseits spricht man von "Jets", die nahezu mit Lichtgeschwindigkeit Teilchen aus den schwarzen Löchern schießen. Überhaupt: Ist ein schwarzes Loch gar kein Loch, sondern eine Materiekugel von ungeahnter Dichte, in die doch nichts mehr eindringen kann...
Findet Ihr die Erklärungen der Wissenschaft nicht auch widersprüchlich?
Grtgrt in 2080-3:
Was Du und andere als "einen Punkt" verstehen ist in Wirklichkeit, und wohl auch nur näherungsweise, eine Kugel mit zeitlich wie räumlich durchaus positivem (wenn auch extrem kleinem) Durchmesser: Die Eizelle sozusagen, die sich dann zu dem entwickelt hat, was wir heute als den Inhalt unserer Raumzeit sehen.
Horst in 2080-4:Donnerwetter grtgrt, woher kennst du denn die Wirklichkeit?
Die Singularität "Urknall" war also in Wirklichkeit eine Kugel mit "zeitlichem" und "räumlichem" Durchmesser? Wie denn das?
Zeit und Raum sind doch angeblich erst nach/mit dem Urknall entstanden!
Horst in 2080-7:
Meine beiden Fragen waren doch eigentlich eindeutig. Also noch mal;
WO befand sich deine "Kugel" wenn es doch noch gar keinen Raum für ihren Aufenthalt gab ?
und
WIE konnte die "Kugel" vorhanden sein, wenn es noch gar keine Zeit für die Dauer ihres Daseins gab?
Beides "entstand" ja erst mit dem angeblichen Urknall, der aus dem genannten Widerspruch nicht nachvollziehbar ist und ohnehin von vielen auch angezweifelt wird.
U... in 2080-6:
Energieball? Das wäre eine Möglichkeit, ja. Ich selbst tu mich aber mit der Urknalltheorie etwas schwer.
Zitat von Linde (2003):
WMAP makes a big leap in confirming many of the predictions of inflationary cosmology, and this places the theory on much firmer ground that it was before. ... So far, if you ask me, I do not really know of a class of theories that I would consider as a decent competitor of inflation at the moment.
Zitat von Linde (schon 1994):
If my colleagues and I are right, we may soon be saying good-bye to the idea that our universe was a single fireball created in the big bang.
We are exploring a new theory based on a 15- year-old notion that the universe went through a stage of inflation. During that time, the theory holds, the cosmos became exponentially large within an in- finitesimal fraction of a second. At the end of this period, the universe continued its evolution according to the big bang model.
As workers refined this inflationary scenario, they uncovered some surprising consequences. One of them constitutes a fundamental change in how the cosmos is seen. Recent versions of inflationary theory assert that instead of being an expanding ball of fire the universe is a huge, growing fractal. It consists of many inflating balls that produce new balls, which in turn produce more balls, ad infinitum.
Cosmologists did not arbitrarily invent this rather peculiar vision of the universe. Several workers, first in Russia and later in the U.S., proposed the inflationary hypothesis that is the basis of its foundation.
Zitat von Vilenkin:
Ich sollte noch eine andere Konsequenz der Multiversumstheorie erwähnen: Die Unterhaltung, die wir gerade führen, passiert genau so mit den gleichen Leuten unendlich Mal in anderen Universen.
Der Grund ist sehr einfach: Das Multiversum ist unendlich, und es gibt eine unendliche Anzahl von Regionen, die durch die ewige Inflation entstehen. Auf der anderen Seite gibt es in einer begrenzten Region und in endlicher Zeitspanne aber nur eine endliche Zahl von möglichen Dingen, die passieren können. Also hat man eine endliche Zahl von Geschichten, die in unendlich vielen Orten spielen. Folglich findet jede mögliche Geschichte auch irgendwo statt. Es gibt Kopien von uns Menschen.