welt-verstehen/Dunkle+Materie+Galaxien+GMm , stw4049DMGGM
Materie
Sabine Hossenfelder erklärt (2018):
Das Universum verbirgt etwas vor uns. Man weiß das seit 1930, als Fitz Zwicky das Hooker-Telekop mit einem Spiegel von 2,5 Meter Durchmesser auf den Coma-Galxienhaufen richtete: ein paar hundert Galaxien. Sie bewegen sich mit einer Geschwindigkeit, die abhängt von der Gesamtmasse, deren Gravitationskraft sie als haufen zusammenhält.
Zu seinner Überraschung stellte Zwicky nun aber fest, dass sie sich deutlich schneller bewegen, als mit dieser Masse erklärt werden kann. Und so vermutete er, dass der Haufen weitere Materie enthielt, die kein Licht abgab: Dunkle Materie (daher also der Name).
Als Vera Rubin — 40 Jahre später — die Rotation von mehr als 60 Galaxien untersuchte, stellte sie fest, dass in jeder von ihnen die äußeren Sterne schneller als erwartet ums Zentrum der jeweiligen Galaxi kreisen.
Das Tempo aber, das ein Stern benötigt, um in einer stabilen Umlaufbahn zu bleiben, hängt ab von der Gesamtmasse im Zentrum seiner Bewegung, und dass sich die äußeren Arme jener Galaxien so schnell drehen, konnte nur bedeuten, dass jene Galaxien mehr Masse enthalten musste als sichtbar war.
Inzwischen weiß man, dass die Schwankungen der kosmischen Hintergrundstrahlung nur zu den Daten passen, wenn mehr Materie vorhanden ist als sichtbar.
Sie ist auch nötig, um die Bildung galaktischer Strukturen im Universum unseren Beobachtungen anzupassen.
Weitere Hinweise auf dunkle Materie liefert der Gravitationslinsen-Effekt: Galaxienhaufen krümmen den Weg des Lichts mehr, als man nach ihrer sichtbaren Masse erwarten müsste.
Damit scheint klar:
Dunkle Materie existiert.
Aus was aber könnte sie bestehen?
Hier die wichtigsten Vermutungen dazu:
- Die erste Vermutung war, dass Galaxien unerwartet viel schwer erkennbare stellare Objekte enthalten, wie etwa Schwarze Löcher oder Braune Zwerge. Sie aber müsste es dann aber auch in der Milchstraße geben, und sie müssten häufig Gravitatonslinseneffekte auslösen, die man so nicht beobachtet.
- Der Gedanke, dass der Raum bevölkert ist von zahlreichen recht kompakte Objekten, die kleiner sind als Sterne, ist noch nicht völlig verworfen, allerdings ist unklar, wie sie entstanden sein könnten.
- Daher favorisiert man derzeit eine andere Art dunkler Materie: Teilchen, die sich in Wolken sammeln und in nahezu kreisförmigen Halos um die sichtbaren Scheiben galaktischer Materie schweben.
Teilchen bekannter Art interagieren jedoch fast alle zu heftig und verklumpen zu sehr, als dass sie solche Halos formen könnten — mit Ausnahme von Neutrionos, aber die sind zu leicht, bewegen sich zu schnell und verklumpen zu wenig.
Was also ist jene unbekannte Dunkle Materie? Sie muss etwas bisher noch Unbekanntes sein.
Seit 1990 gab es etwa 25 unterschiedliche Ideen, die in Beobachtungsprojekte mündeten, mit dem Ziel, eine Antwort zu finden — bisher ohne jeden Erfolg.
Helmut Satz (2016) rechnet vor:
Nach Isaac Newton ist die Anziehungskraft F zwischen zwei Massen M und m im Abstand R von einander gegeben durch
F = GMm / R2 ,
wobei G = 6.7 × 10-11 m3/kg s2 die universelle Newtonsche Gravitationskonstante ist.
Dieses Gesetz ist Spezialfall des ersten Newton'schen Hauptsatzes der Mechanik, welcher lautet:
F = ma ,
worin a die Beschleunigung ist, die eine Masse M unter Einwirkung einer Kraft F erfährt.
Auf der Erdoberfläche können wir die durch die Schwerkraft erzeugte Beschleunigung messen. Sie ist — wie schon Galilei durch seine Fallstudien gezeigt hat — für alle Massen gleich ( 9.8 m/s2 ).
Wenn wir den Radius der Erde kennen ( 6.4 × 106m ), erhalten wir durch Zusammenführen beider Gleichenungen
M = aR2 / G = 5.3 × 1024 kg
für das Gewicht der Erde. Wir haben sie nun also "gewogen".
Die Planetenbahnen werden bestimmt durch das Wechselspiel der anziehenden Schwerkraft der Sonne und der ihr entgegengesetzt wirkenden, durch die Kreisbewegung hervorgerufenen Zentrifugalkraft
K = mv2 / R ,
wobei hier m die Masse des Planeten ist, R der Radius seiner als kreisförmig angenommenen Bahn um die Sonne und v seine Umlaufgeschwindigkeit.
Zusammen mit der ersten Gleichung liefert uns das
v2 = GM/R ,
worin M die Erdmasse ind R = 4 × 108 km den Abstand zwischen Erde und Mond bezeichnet.
Mit Hilfe von 2πR für die wieder als kreisförmig angenommende Umlaufbahn kommt daraus
T2 = (2π)2 R3 / ( GM )
für die Umlaufzeit T von bekanntlich 30 Tagen.
Eben diese Gleichung gilt auch für den Umlauf der Planeten um die Sonne, wenn wir M als Sonnenmasse nehmen.
So also ergibt sich die Keplersche Regel v2 ∼ GM/R, die von allen Planeten des Sonnensystems respektiert wird. Die darin als M auftretende Sonnenmasse kann man bestimmen aus unserem Wissen über Umlaufzeit (1 Jahr) und Abstand zur Sonne ( 1.5 × 1011 m ) im Fall der Erde: MSonne = 2 × 1030 kg.
Wir sehen: Die Sonnenmasse ist etwa 500 000 Mal so groß wie die Erdmasse.
Wenn nun, wie bei den Randsternen von Spiralgalaxien, die Umlaufgeschwindigkeit unabhängig vom Abstand zum Schwerkraftzentrum wird, bei steigendem R also konstant bleibt, so muss nach der letzten Gleichung (6) die Galaxienmasse innerhalb der Umlaufbahn dieser Randsterne linear mit R wachsen. Da sich nun aber weiter außen kaum noch Sterne finden, muss da wohl tatsächlich dunkle Materie sein (bzw. dazu äquivalente Konzentration von Energie).
Die Dichte der » Dunklen « Materie ( Mdm/R3 ) fällt mit R-2 ab, wenn die Masse linear mit R ansteigt.
Hans Jörg Fahr in » Mit oder ohne Urknall «, S. 252-253 :
Die Kraft, welche — als sog. starke Wechselwirkung — in Protonen und Neutronen die Quarks zusammenhält, hat die erstaunliche Eigenschaft, dass sie mit zunehmendem Abstand der Quarks stärker (statt schwächer) wird. Eben deswegen lässt sich kein einzelnes Quark aus einen Proton oder Neutron herausbrechen.
Je näher Quarks nun aber zusammenrücken, desto schwächer wird jene Kraft. Man nennt das asymptotische Freiheit.
Dieses Verschwinden der Kraft macht sich bemerkbar, sobald Protonen und Neutronen auf extrem engen Raum zusammengedrückt werden — wie etwa in Neutronensternen und Schwarzen Löchern.
Dabei können die Mitglieder dieser Dreierverbände von Quarks einander so nahe kommen, dass die Kraft praktisch gar nicht mehr vorhanden ist, sie also gar keine Bindung an ihre Verbundpartner mehr spüren. Sie erkennen in einem solchen Zustand ihren eigenen Verbund vom Typ Proton oder Neutron nicht mehr, sondern verhalten sich mehr oder weniger wie absolut freie Teilchen.
Als solch freies Quark-Gluonen-Plasma hat die kosmische Materie direkt nach dem Urknall tatsächlich vorgelegen.
Hans Jörg Fahr in » Mit oder ohne Urknall «, S. 255-257 :
Etwa 10-6 sec nach dem Urknall (= 1 Mikrosekunde) war das Quark-Gluonen-Plasma so weit abgekühlt, dass es zu kondensieren begann. Es war dies der Zeitpunkt, zu dem sich Protonen und Neutronen gebildet haben — vielleicht aber auch größere ladungsfreie farbneutrale Verbände von Quarks.Zum Vergleich: Wenn man Wasserdampf schnell und stark abkühlt, bilden sich winzige Schneeflocken.
Wie Crawford und Greiner ( 1994: The Search for Strange Matter ) errechnet haben, sind bei diesem Zerfall des Plasmas in schneeflockenartige Gebilde als Ergebnis am wahrscheinlichsten Teilchenverbände, die zu etwa gleichem Anteil aus up-, down- und strange-Quarks bestehen und sich nach einem inneren Schalenmodell unter Wahrung von Paulis Ausschließungsprinzip aufbauen lassen.
Man schätzt, dass sich auf diese Weise Multi-Quark-Kokons ergeben haben könnten, deren Durchmesser zwischen 10-7 cm bis hin zu 10 Zentimertern gereicht haben könnte. Edward Witten sagt voraus, dass sie i.W. zwischen 109 bis 1018 Gramm schwer sein sollten mit einem durchschnittlichen Durchmesser von dem einer Billardkugel. [ Bei einer zufälligen Kollision eins solchen Körpers mit der Erde würde er sie einfach durchschlagen und dabei lediglich eine Schockwelle im Erdkörper auslösen, mit der eventuell fürchterliche Verheerungen und Erdbeben einhergingen. ]
Die ganz normalen, uns heute bekannten Protonen und Neutronen würden sich dann sozusagen erst aus dem noch nicht kondensierten Rest der Quarks ergeben haben — nachdem die meisten strange-Quarks bereits in die leichteren Ups und Downs zerfallen waren und sich deswegen danach nur noch die üblichen farbneutralen Dreier-Verbände bilden konnten.
Solche nur aus Quarks bestehen Mammutobjekte — weit kleiner, aber gut vergleichbar mit Neutronensternen — müssten sich heute noch auffinden lassen und könnten sogar den überwiegenden Teil aller Dunklen Materie darstellen. Sie wären sozusagen dunkle Sterne mit maximal wenigen Zentimetern Durchmesser: Winzige Staubkörner verglichen mit leuchtenden Sternen.
Unmengen von ihnen könnten sich gravitativ verklumpen, ohne dass dabei elektromagnetische Strahlung entstünde.
So wäre z.B. zu erklären, dass der Hydra-Zentaurus Galaxien-Haufen (ein Nachbar des Virgo-Clusters, in dem wir zuhause sind) mit seinen nie gesehenen 1015 Sonnenmassen nur wenig leuchtende Materie enthält.
Gebhard Greiter (2021):
Meine ganz persönliche Meinung zu Dunkler Materie:
Dass Galaxien als Materietöpfe zu sehen in dem Sinne, dass sie in je einer Wolke kosmischen Staubes schwimmen, die in ihnen und nahe an ihnen dichter ist als anderswo (aber dennoch im Inneren der Galaxie von fast konstanter Dichte), könnte ich mir tatsächlich noch am ehesten als Erklärung für die Existenz dunkler Materie vorstellen, denn:
Es kann ja tatsächlich der gesamte Inhalt des Universums (soweit er Materie darstellt) als gigantische Staubwolke aufgefasst werden mit "Staubkörnern" jeder nur denkbaren Größe (angefangen bei einzelnen Elementarteilchen und Molekülen bis hin zu Sternen und Schwarzen Löchern). Galaxien sind Schwerpunkte dieser Wolke von "Staub": Regionen also, in denen sie deutlich dichter ist als anderswo. Hiervon beobachtbar sind aner nur kleine Teilwolken enthalten, die sich lokal so weit verdichtet haben, dass sie zu leuchten begannen: entweder als Gaswolke oder gar als Stern. Dennoch muss es da aber jede Menge weiteren Staubes geben, der noch weit davon entfernt ist, sich derart weit verdichtet zu haben, dass er sich entweder stark erhitzen konnte oder wenigstens so dicht wurde, dass er in der Lage ist, zu verstecken, was hinter ihm existiert.
Mein Verdacht: Dieser Rest des "Staubes" (vor allem soweit er aus ganzen Gesteinsbrocken besteht) macht in Summe das aus, was wir dunkle Materie nennen, besteht aber letzlich doch nur aus stark verdünnter ganz normaler Materie jeder nur denkbaren Art von Bruchstücken früherer Sterne: Man hat (was Astrophysiker heute aber NICHT glauben) möglicherweise nur unterschätzt, wie viel das insgesamt an Staub sein kann: an Staub, der zu dünn sind, um durch uns beobachtbar zu sein (sei es in Folge eigener Lichtabstrahlung oder da er für uns nennenswert verdunkeln könnte, was hinter ihnen liegt).
Wenn man sich eine solche Wolke aus Staub und nicht allzu großen Gesteinsbrocken vorstellt, wird – wenn sie im Inneren der Galaxie liegt – ihre Umgebung von Sternen sie in jede Richtung fast gleich stark zu ziehen bemüht sein, so dass sie sich weder auflösen noch groß in nur eine Richtung bewegen oder sich gar schnell weiter verdichten kann.
Dass man sich bei entsprechenden Berechnungen gewaltig irren kann, scheint mir jedenfalls durchaus möglich.
Denken wir dazu mal an interstellare Objekte:
Aufgrund der großen Entfernungen können sie in der Regel nur erkannt werden, wenn sie unser Sonnensystem passieren. Man hat bisher nur ganze zwei entdeckt. Wie will man da wissen, wie viele es wirklich geben könnte?
Mit anderen Worten: Ich kann mir bisher einfach nicht vorstellen, wie es gelungen sein sollte, für Gesteinsbrocken jeder nur denkbaren Größe deutlich unterhalb typischer Mond abzuschätzen, in welcher Dichte sie in Galaxien oder dem Weltraum tatsächlich vorkommen.
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Ich muss zugeben, dass ich von Modified Newtonian Gravity (MOND) rein gar nichts halte. Diese Theorie scheint mir — ihrer Qualität nach — gut vergleichbar mit der Theorie der Epizyklen aus dem Mittelalter: Sie konnte Beobachtungsergebnisse (die Bahnen der Planeten, wie wir sie von der Erde aus sehen) erstaunlich genau erklären, hat sich aber dennoch als falsch erwiesen (und war um Welten komplexer als die ganz einfache Newtonsche Theorie).
Ich würde mir wünschen, dass die Astrophysiker mal versuchen würden, zu quantifizieren, wie sich der Prozentsatz Dunkler Materie in sehr alten Regionen des Weltalls vergleicht mit dem in z.B. unserer Lokalen Gruppe. Mein Verdacht nämlich ist, dass die Dichte Dunkler Materie korrelliert sein könnte mit der Zahl der Supernovae, die in einer betrachteten Region des beobachbaren Universums schon stattgefunden haben. Jede Supernova nämlich zerstört lokal, was Gravitation an Verklumpung von Gas und Staub schon hat schaffen können und erhöht in einer wirklich großen Umgebung des explodierten Sterns die Zahl der "Staubteilchen" großer Granularität (= Gesteinsbrocken, welche die Macht der Explosion eines Sternes in seine Umgebung geblasen hat).
Mit anderen Worten: Würde man feststellen, dass der Prozentsatz Dunkler Materie für weit von uns entfernete (und daher jüngere) Galaxiencluster kleiner ist als für uns nahe liegende, wäre das starker Hinweis darauf, dass Dunkle Materie eben doch ganz normale, nicht leuchtende Materie ist bestehend aus dünnen, da weiträumig verstreuten Wolken von Gesteinsbrocken, wie Supernovae sie ja wohl zur Folge haben können.
Gebhard Greiter (2021):
Wie der Astrophysiker Lawrence Krauss in seinem Buch A Universe from Nothing (2012) argumentiert, könne es gut sein, dass der Urknall, der unsere kosmische Umgebung schuf, Quantenfluktuation war.
Wenn Materie nun aber nicht durch kosmische Evolution entstand, sondern Ergebnis einer Quantenfluktuation war, so musste dieses Ergebnis ja — des Prinzips der Ladundungserhaltung wegen — zu gleichen Teilen aus Materie und Antimaterie bestanden haben. Genauer: Es müsste bestanden haben aus einem Paar gewaltig großer Teilchen, von denen eines i.W. Materie, das andere i.W. Antimaterie war.
Wenn nun aber das sofort einsetzende Inflationsgeschehen die beiden gleichermaßen expandiert hat zu ganzen Universen, könnte es doch gut sein, dass wir gerade in dem leben, das vor allem aus Materie bestand (und immer noch besteht): Die beiden hätten sich dann ja kaum vermischen können, da sich der Abstand zwischen ihnen ebenso schnell vergrößert hätte wie ihr jeweiliger Durchmesser.
Sabine Hossenfelder erklärt das recht schön gegen Ende ihres Vortrages How to create a Baby Universe (2021).
Leonard Susskind (2010) schrieb:
Unter Materie verstehen Physiker nicht nur Dinge, die aus Atomen bestehen.
Als Materie gelten auch andere Elementarteilchen wie Photonen, Neutrinos und Gravitonen.
Hohnerkamp (2013, stark gekürzt):
Der englische Naturforscher Isaac Newton stellte fest, dass es bei verschiedenen Körpern auch einer verschiedenen Kraftanstrengung bedarf, ihre Bewegung zu ändern. Er führte als Maß für solche Trägheit den Begriff Masse ein und postulierte auch gleich, dass jene Masse dafür verantwortlich sei, dass Körper sich gegenseitig anziehen. Fortan galt die Eigenschaft, Masse zu besitzen, als Spezifikum materieller Objekte (und auch heute findet man das oft so formuliert, z.B. in Wikipedia).
Materielle Objekte sind danach alle Objekte, die Masse besitzen und daher Trägheit bei Bewegungsänderung zeigen sowie von anderen Objekten gleicher Art angezogen werden.
Erst Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie mache uns klar, dass dazu auch Licht gehört und man das Wort » Masse « besser durch » Energie « ersetzt, da ja Masse im Sinne Newtons nicht notwendig Ruhemasse ist.
Was aber wurde nun aus dem Begriff » Materie « ?
Offensichtlich bestehen alle Objekte, die man vor Einstein als materiell bezeichnet hatte, aus Elementarteilchen, d.h. aus Quanten. Auch das Licht — sich uns als Welle eines elektromagnetischen Feldes zeigend — ist auf mikroskopischer Ebene ein Strom von Quanten.
Somit musste man sich neu überlegen, was denn nun das Spezifikum eines materiellen Objekts sein solle.
Mit Hilfe der Relativitätstheorien und der Quantenphysik ist leicht einzusehen, wie die Definition des Begriffs » Materie « abzuwandeln ist, um diesen neuen Einsichten Rechnung zu tragen:
Was ein materielles Objekt kennzeichnet, ist nicht die Eigenschaft (Ruhe-) Masse zu haben,
sondern die Eigenschaft Energieträger zu sein.
Aber nicht nur das: Wer die Spezielle Relativitätstheorie kennt, der weiß, dass die Energie immer zusammen mit einem Impuls auftritt, diese beiden Größen also ebensowenig von einander trennbar sind wie Zeit von Raum.
Demnach sagt die Physik heute:
Materielle Objekte sind alle,
denen sich ein Energie-Impuls-Vektor zuordnen lässt.
Note: Da sich die neue Sprechweise noch nicht überall durchgesetzt hat — und alte Schriften ohnehin nicht abänderbar sind — wird häufig noch von Masse gesprochen, wo eigentlich Materie bzw. die sie darstellende Energie gemeint sind.
Sie ist relativ, d.h. aus der jeweils subjektiven Sicht unterschiedlicher, relativ zueinander bewegter Bezugssysteme heraus unterschiedlich groß.
Lothar Schäfer (2004):
Wenn zwei Moleküle oder Gegenstände A und B weit voneinander entfernt sind, ist es für alle praktischen Anwendungen ausreichend, sich vorzustellen, dass ihre Wellenfunktionen unabhängig voneinander sind.
Wird der Abstand zwischen ihnen aber kleiner als etwa 10-10 Meter, so beginnen diese Wellenfunktionen deutlich miteinander zu interferieren, so wie man das bei Wellen immer beobachtet. Die Zustände von A und B verlieren dann ihre Eigenständigkeit, ja sogar ihre Identität, und das System { A, B } gelangt in einen Zustand, der stabilisierend oder destabilisierend sein kann:
Die Elektronen des Systems entdecken dann nämlich, dass die meisten von ihnen sich auf destabilisierende Zustände höherer Energie zurückziehen müssen, da vorteilhaftere schon besetzt sind.
Nach diesem Prinzip entstehen abstoßende Kräfte zwischen den Molekülen: Die Elektronen im einen Ding bemerken, dass die vorteilhaften Zustände im anderen schon besetzt sind und daher vermieden werden müssen.
Der begriffliche Zwang, besetzte Zustände zu meiden, ruft dann physikalische Kräfte hervor.
Man kann es auch so sehen:
Ein geistiges Prinzip wird in ein mechanisches verwandelt.
Keen aus 1955-82:Da hätte ich noch eine Frage, die mich schon längere Zeit beschäftigt:
Ist Materie immer gegenständlich? Schon dieses Wort Materie, verstehen zu wollen fasziniert mich!
Zitat von Close:
Richard Feynman und andere hatten [basierend auf Diracs Theorie des Elektrons gezeigt, dass sich das elektromagnetische Feld selbst in [virtuelle Elektronen [= Materie und [virtuelle Positronen [= Antimaterie umwandeln kann — eine der vielen bizarren Folgerungen aus der Unbestimmtheitsrelation der Quantentheorie. Diese "virtuellen" Teilchen und Antiteilchen im Vakuum hatten für das Elektron zur Folge, dass seine unmittelbare Umgebung nicht einfach leerer Raum ist, sondern dass es dort vor Aktivitäten brodelt.
... es zeigt sich nämlich, dass das Elektron einen Einfluss auf das Vakuum hat und die Leere in seiner Umgebung in einen Schwarm aus Teilchen und Antiteilchen verwandelt.
... Wir leben zwar in einer Welt der Materie, doch das Vakuum enthält sowohl "virtuelle" Materie als auch "virtuelle" Antimaterie.
Virtuell bedeutet hier, dass diese Teilchen nicht zu materieller (oder antimaterieller) Substanz werden; ihre Gegenwart hat aber trotzdem einen Einfluss auf die anwesenden Materieteilchen.
Keen aus 1955-82:
Wenn Gas oder Sauerstoff ebenfalls Materie sind, wie verhält sich dabei Antimaterie?
Zitat:
Der Einfang von Positronen durch Antiprotonen ergibt Antiwasserstoff, wovon am CERN pro Sekunde einige 100 Atome hergestellt werden.
Für ein Nanogramm benötigt man 100000 Jahre, und für die Menge in einem Kinderballon bzw. für 1 Gramm benötigte man sogar länger als das Alter des Universums.
Henry aus 1955-216:
Aber es gibt im Quantenvakuum keine Teilchen, wenn sich im "realen" Kosmos Teilchen zeigen und das tun sie eben nur in Zeitbruchteilen können sie das nur "quantisiert", das ist das, was die Quantenmechanik aussagt.
Und "quantisierte" Energie lässt sich als Teilchen interpretieren, grob ausgedrückt.
Zitat von Feynman:
A real particle is "on mass shell", which basically means that it has the mass it is supposed to have, no less, no more. A virtual particle is "off mass shell". In a Feynman diagram, the virtual particles are those that connect vertices; they are the internal lines like the wavy one in the diagram. Actually, they represent internal propagators, but you may think of them as the tracks of the particles. The real particles are those that enter and those that leave the diagram.
In fact, the longer the line, the more the represented particle is "on mass shell", and if it is infinitely long (never again interacts), it is perfectly "real".
Hans-m aus 1955-155:
Schon die Tatsache, dass wir sie [die virtuellen Teilchen messen/nachweisen können, zeigt, dass sie mit "normaler" Materie interagieren. Was eine Messung anzeigt, ist ja nichts anderes, als eine physikalische Wirkung auf die Messanordnung. Und alles, was im Labor eine Wirkung hat, das hat auch die gleiche Wirkung irgend wo anders im Universum.
Selbst wenn die Wirkung des Einzelteilchens verschwindent klein ist, so ist sie jedoch nicht null. Nach der Chaostheorie kann die endgültige Wirkung verheerend sein.
Zitat von Hawking:
These pairs of particles occur for all varieties of elementary particles.
They are called virtual particles, because they occur even in the vacuum, and they can't be directly measured by particle detectors.
However, the indirect effects of virtual particles, or vacuum fluctuations, have been observed in a number of experiments, and their existence confirmed.
Grtgrt aus 1955-157:Mit anderen Worten:
Virtuelle Teilchen lassen sich nur nachweisen durch die Wirkung, die ihre Anwesenheit auf andere, direkt beobachtbare Quanten hat.
Henry und schrieb in Beitrag Henry 1955-168 und 1955-169 :
Dass die virtuellen Teilchen nicht direkt zu messen sind, ist der eindeutige Beleg dafür, dass nicht mit "realen" Teilchen wechselwirken, sonst könnte man sie nämlich direkt messen.
Wenn sie auf "reale" Teilchen wie auch immer wirken würden, wäre das eine Verletzung des Energieerhaltungssatzes, einer der Grundlagen der gesamten Physik.
Wrentzsch aus 1968-64:
Wenn die Kleinste Energieeinheit (das Quant) ausgedehnt wird weil außen herum nichts an Energie ist, entsteht der Zusammenhalt des Quants mit gleich großen Energiemangel im Zentrum wie Energiemangel außen.
Das Photon oder Quant in Bewegung wirkt als Impuls oder Welle.
Das Transportmedium für die Welle ist fast immer gegeben.
Zitat von Dürr (S. 36-37, etwas gekürzt):
Die neue Weltsicht ist im Grunde holistisch, nicht atomistisch: Es existiert eigentlich nur das Eine, das Ungetrennte, das Untrennbare. ...
Das untrennbare Eine ist Prozesshaftes, Potentialität, aber nicht nur Möglichkeit, sondern auch das Vermögen zur Schaffung von Realität und von greifbar Seiendem [bestehend aus anfassbaren Objekten].
Die zeitliche Evolution besteht in einem fortschreitenden Prozess der Differenzierung dieses Untrennbaren durch Errichtung von Grenzzäunen (physikalisch: auslöschende Überlagerung von Potentialwellen).
Man ist an Zellteilung erinnert, wo sich eine Zelle ja auch vermehrt durch Neubildung von Zellwänden.
Dies imitiert die Entstehung unabhängiger Subsysteme, die als Teile des Gesamtsystems fungieren und aus denen dieses Gesamtsystem "zusammengesetzt" erscheint. Dies ist aber nie der Fall, weil der Zusammenhang viel tiefer geht, so wie etwa die sichtbar getrennten weißen Schaumkronen auf stürmischer See ja auch nicht die Betrachtung rechtfertigen, das Meer sei aus Wellen und Schaumkronen zusammengesetzt.
Das Sinnstiftende im Zusammenwirken der Als-ob-Teile entsteht immer aus dem Ganzen, das sie einschließt. Dieses Ganze, Eine, ist immer da.
Auch wir, die wir alle hier im Raum leben, sollten uns nicht vorstellen, dass wir wirklich getrennte Teile dieser Wirklichkeit sind, lose zusammengehalten durch einige Licht-, Laut- und andere von der Physik identifizierbaren Signale, die wir uns zur Verständigung wechselseitig zuwerfen. Wir sind alle Teile dieses selben Einen, derselben Potentialität, und spüren das auch: Wie sonst nämlich könnten ein paar hingeworfene Worte und Sätze mit ihrem dürftigen, abzählbaren Informationsgehalt sich in unserem jeweiligen Bewusstsein so reich entfalten.
Zitat von Dürr, S. 44:Ich habe als Physiker 50 Jahre lang — mein ganzes Forscherleben — damit verbracht zu fragen, was eigentlich hinter der Materie steckt. Des Endergebnis ist ganz einfach:
Es gibt keine Materie!
Zitat von Dürr, S. 39-42, einiger Kürzungen wegen nicht ganz wörtlich:
Unsere Mesowelt ist eine statistisch ausgemittelte Mikrowelt (vergleichbar einem Ameisenhaufen, der von Ferne wie ein statischer Hügel aussieht, der beim genauen Hinsehen aber ungeheuere Beweglichkeit zeigt: Dass sich dies Gewimmel nicht auch im Großen ausprägt, liegt daran, dass für jede Ameise, die in einer Richtung läuft, es immer auch eine andere gibt, die das Umgekehrte macht, weshalb dann im Durchschnitt keine Bewegung des Ganzen sichtbar ist).
Dass diese Ausmittelung so vollständig gelingt, liegt wesentlich am 2. Hauptsatz der Thermodynamik, welcher besagt, dass in einem sich selbst überlassenen System jede Besonderheit, jedes Ausgezeichnetsein, im Laufe der Zeit zerstört wird (man denke an einen Schreibtisch, der, wenn wir nicht aufräumen, immer unordentlicher wird).
Deshalb verstehen wir nicht, wie es in der Natur mit ihrem starken Hang zur Unordnung überhaupt dazu kommt, dass sich bei der Evolution hochdifferenzierter Systeme (wie uns Menschen etwa) Unordnung über lange Zeit hinweg hinweg nicht durchsetzen kann.
Was also ist da passiert? Hat die Natur für ihren lebendigen Teil nicht vielleicht doch bei einer höheren Instanz eine Ausnahmeregelung den Zweiten Hauptsatz betreffend erwirkt?
Nach heutiger Einsicht scheint es keine solche Ausnahmeregelung zu geben. Die unbelebte wie die belebte Natur basieren auf derselben Art von Prä-Materie, die im Grunde eigentlich keine Materie ist. Sie kann sich auf verschiedene Weise organisieren:
- Einmal ungeordnet und unkorreliert. Dann wird das resultierende Gesamtsystem stumpf, langweilig, apathisch (und wir nennen es unbelebte Materie).
- Prä-Materie kann sich aber auch auf differenziertere, raffiniertere Weise formieren. Es entstehen dann Stukturen, in denen das im Grunde embryonal Lebendige selbst noch in der Mesowelt zum Ausdruck kommt und so lebendiger Organismus wird. Die eingeprägte Potentialität wird makroskopisch sichtbar. Das Gesamtsystem muss dazu weit weg von seinem Gleichgewichtszustand sein, um ein Ausmitteln seiner inneren Lebendigkeit zu vermeiden.
Stellen Sie sich ein physikalisches Pendel vor (als herabhängenden, beweglichen Stab mit einem Gewicht unten). Es pendelt beim Anstoßen vorhersehbar und berechenbar um seine unter stabile Gleichgewichtslage. Dreht man aber Stab und Gewicht weit weg von unteren, stabilen Gleichgewicht nach ganz oben, so gibt es dort eine weitere Gleichgewichtslage. Sie ist instabil, und so wissen wir nicht, ob das Pendel auf die eine oder die andere Seite fallen wird. In diesem Instabilitätspunkt wird die inhärente Lebendigkeit des Systems sichtbar, weil es von winzig kleinen Unterschieden abhängt, ob der Pendel zum einen oder zum anderen Bewegungsablauf veranlasst wird. Die Naturwissenschaft kennt viele Systeme mit solch eingeprägten, dynamischen Instabilitäten. Sie führen zu, wie man sagt, "chaotischem" Bewegungsverhalten: Kleine Veränderungen in den Ursachen bewirken extrem große Unterschiede in den Folgen: Der Schlag eines Schmetterlings kann einen Taifun auslösen.
Leben — belebte makroskopische Oranismen — erfordern Strukturen in der Nähe inhärenter Instabilitäten. Aber Instabilitäten kippen. Um sie also lange in der Balance zu halten, müssen sie dauernd nachjustiert werden durch etwas, das sie neu austariert (intelligente Zuführung von Energie).
Diese Situation steht nicht im Widerspruch zum 2. Hauptsatz der Thermodynamik (d.h. zur allgegenwärtigen, dominanten Tendenz zur Unordnung). Denn es ist ja auch unsere ordnende Hand, die unseren Schreibtisch immer wieder in Ordnung bringen kann. Sie darf dabei aber nicht nur werkeln; sie muss darauf achten, was sie tut: Sie muss intelligent sein, den sonst beschleunigt sie nur den Prozess hin zur Unordnung.
Lebendige Systeme brauchen deswegen ... Intelligenz, eine geistige Führung, die prinzipiell im immateriellen Form-Grund verankert ist und sich in der Milliarden Jahre langen Evolution des Biosystems durch ein Plus-Summen-Spiel in komplexen Verästelungen immer höher entwickelt hat.
Thomas Görnitz (1999, 2011):
"Die Meinung, dass wir verstünden, was Materie ist, kann zur Zeit wohl nur schwerlich ernsthaft vertreten werden.
In den naturwissenschaftlich orientierten Teilen der Biowissenschaften und Medizin wird noch vielfach ein historisch gewachsener und heute überholter Materiebegriff verwendet."
Er kann als Verfeinerung dessen angesehen werden, was wir im Alltagsleben unter Materi verstehen: Etwas, das feiner sein kann als Sand, aber doch nicht wesentlich verschieden davon.
Dieser [naive] Materiebegriff erfasst aber nur klassische Eigenschaften.
Es gibt sie selbstverständlich schon an kleinen Molekülen, und nur mittels dieser klassischen Eigenschaften werden heute biologische Vorgänge erklärt.
"Für den Teil der biologischen Probleme aber, für welche die Erklärungskraft dieser einfachen Modelle nicht ausreicht, konnte ich bei vielen Kontakten selten Bereitschaft erkennen, sich die Beschränktheit der klassischen Erklärungsmuster zu verdeutlichen."
Zitat von Dürr:
Wenn wir von der Welt sprechen, in sie hineinsehen, dann vergleichen wir unsere Bilder miteinander und sind oft verschiedener Meinung. Wir machen den Fehler zu glauben, dass das, was jeder von uns in dieser Welt sieht, dasselbe sei, das auch der andere sieht. Aber es ist durch unsere spezielle Wahrnehmung gefiltert und deformiert. Denn dort, wo wir sehr empfindlich sind, nehmen wir mehr wahr, und dort, wo wir unempfindlich sind, nehmen wir überhaupt nichts wahr.
Die wahrgenommene Welt ist demnach eine ganz andere als die da draußen (die wirkliche).
Ein Hauptstreit, den wir untereinander führen, kommt daher, dass wir nie in Betracht ziehen, dass wir verschiedene Dinge sehen, weil wir auf verschiedene Weise sensibilisiert sind. Es ist uns gar nicht bewusst, was wir weglassen, uns dazu denken, oder wirklich echt sehen.
Keiner von uns merkt z.B. dass wir in unserem Auge, in unserem Gesichtsfeld, einen schwarzen Fleck haben. Wir sind gewöhnt daran, ihn ohne Nachzudenken mit Erinnerungen oder Schlussfolgerung zu übermalen, mit dem, was da gar nicht hingehört. Wer wirklich einen schwarzen Fleck sieht, gehe besser zum Augenarzt, denn da ist irgendetwas nicht in Ordnung. Wir alle haben diesen schwarzen Fleck, aber niemand spricht davon, weil wir alle unbewusst gelernt haben, den Mangel an Sehfähigkeit — diesen schwarzen Fleck — durch gespeicherte Information zu kompensieren.
Zitat von Dürr:
Diese Gestalt hat keinen Ort, an dem sie sich befindet; sie ist sozusagen über die ganze Welt ausgebreitet. Es gibt überhaupt keine Auflösung in Teile. Auch ist in der Physik die Wirklichkeit nicht Realität, sondern Potentialität. Sie ist nur Möglichkeit, die sich energetisch und materiell irgendwo manifestieren kann, sozusagen etwas noch nicht Entschiedenes, Schwebendes. Und diese Potentialität ist räumlich nicht lokalisiert.
Das führt dazu, dass die ganze Welt keine Ränder hat. Es gibt nur das Eine, und wir könnten sagen, das Ganze. Das "Ganze" aber ist auch nicht das richtige Wort. Es wäre dann ja etwas, dem kein Teil fehlt. Aber wenn es gar keine Teile gibt, dann können wir es auch nicht das Ganze nennen.
Zitat von Dürr:
Das hat fantastische Konsequenzen und heißt beispielsweise, dass wir alle, die wir hier im Raum sitzen, zwar unterschiedlich und unterscheidbar, aber nicht getrennt sind. Wir befinden uns sozusagen in dieser Gemeinsamkeit, und das ist eine wesentliche Voraussetzung, dass wir überhaupt miteinander kommunizieren können.
Zitat von Dürr, S. 116-118, hier etwas gekürzt:
Vom Standpunkt des Physikers bleibt es zunächst rätselhaft, auf welche Weise die in der Mikrophysik entdeckte Ur-Lebendigkeit [ er meint damit wohl Quantenfluktuation in unserer makrospopischen Alltagswelt eine Chance haben soll, sich dort in der Gestalt viel größerer, höher entwickelter Lebensformen der Pflanzen- und Tierwelt, uns eingeschlossen, bemerkbar zu machen.
Und dies ohne dabei durch die erwartete A u s m i t t e l u n g ... zum scheinbar Unbelebten degradiert zu werden.
Hier bedarf es eines Verstärkungsmechanismus, einer Art Kettenreaktion bzw. eines Dominoeffekts, durch den gewisse Möglichkeiten bevorzugt und verstärkt wirksam werden können.
In der Physik sind es » statisch instabile Gleichgewichtszustände, singuläre Chaospunkte «, die eine solche bevorzugte Auslese ermöglichen.
Das klingt unverständlicher als es ist und lässt sich durch ein einfaches Pendel demonstrieren, dessen Hin- und Herschwingungen, wie beim langen Pendel einer alten Standuhr, uns allen vertraut sind. Physikalisch lassen sie diese Schwingungen leicht berechnen, außer in dem einen singulären Fall, wenn ich das Pendel exakt senkrecht nach oben richte, also auf den Kopf stelle. Für diese Lage ist nicht vorhersagbar, in welche Richtung es fallen wird, wenn ich es loslasse. Es bleibt zunächst schüchtern oben stehen: Wir nennen das ein instabiles Gleichgewicht.
Meditation und Versenkung heißt für mich, gleichnishaft, dass ich mich in einen solch statischen Instabilitätszustand begebe. Das Interessante an diesen Chaos-Systemen ist jedoch, dass die Hintergrundstörungen, die den chaotischen Ablauf bewirken, ihre Wurzeln im nicht auftrennbaren Beziehungsgefüge, der quantenphysikalischen Potenzialität, haben.
Dies hat zur Folge, dass das Chaos wegen dieser Ur-Verbundenheit kein Chaos mehr ist: "Der Alte würfelt nicht" sagte Einstein mal in seiner entschiedenen Ablehnung der Quantenphysik. Jetzt wird diese Aussage richtig, aber umgekehrt als Stütze der Quantenphysik.
Zitat von Dürr, S. 113:
Aus der Sicht der Quantenphysik — in meiner Interpretation — gibt es keinen isolierten Gott. In gewisser Weise sind Schöpfer und Schöpfung dasselbe: ein zeitlich offenes, lebendiges Beziehungsgefüge. ...
Mein "Ich" ist nicht im Raum lokalisiert, verbirgt sich nicht unter meiner Haut oder nahe an meinem Herzen, sondern ist unendlich ausgebreitet. Du und Ich kommunizieren nicht über räumliche Distanz miteinander, sondern sind in Kommunion, wo mein Ich und dein Du ausgedehnt sind, so dass beide sich nicht nur treffen, sondern den anderen mit einschließen ...
Zitat von Dürr, S. 116:
Mich interessiert vor allem, wie wir die heutige Form der alten Religionen von all dem reinigen können, was von ihrem Ursprung bis heute meist durch machtpolitische Einflüsse [ oder unbeholfene Erklärungsversuche? geändert oder hinzugefügt wurde. Ich vermute, wenn man das alles abschält und diese Religionen auf ihren Ursprung zurückführt, werden alle sich wesentlich näher kommen.
Der Buddhismus befindet sich auf einer Stufe, die viel wirklicher ist als die der theistischen Religionen, die zur Erläuterung Abbildungen in die Realität vorgenommen und Trennungen überbetont haben.
Im Moment, zu dem man anfängt, etwas aufzuschreiben, wird die Versuchung groß, das Aufgeschriebene als das Wesentliche zu betrachten und Aussagen allzu wörtlich zu nehmen, statt darin mehr eine Sammlung gelungener Gleichnisse zu sehen.
Zur Unterstützung der Lernenden brauchen wir realistische Greifsprachen, doch wir sollten unsere Gespräche öfter mit den Nachsatz enden lassen: "Vergiss es, denn auch das war nur ein Gleichnis. Das letzte Stück des Weges zu weiterer Annäherung muss jeder für sich selbst suchen und gehen."
Irena aus 2039-23:Stueps, das Wellenpaket äußert sich, in dem eine der Möglichkeiten des Wellenpakets sich manifestiert. In dem Augenblick werden andere Möglichkeiten hinfällig. Also in Moment der Äußerung gibt es keine Welle bzw. Wellenpaket.
Stratis Karamanolis sagt auf Seite 49 seines Buches » Die Suche nach der Weltformel « (2006):
Jedes Materieteilchen, beispielsweise ein Elektron, ist ein winziger Bereich eines riesigen Feldes, in dem die Feldstärke extrem hohen Wert annimmt so dass eine vergleichsweise sehr große Feldenergie sich auf eine kleine Stelle des Raumes konzentriert.
Solch ein Energieknoten — der aber keineswegs klar gegen das übrige Feld abgegrenzt ist — breitet sich durch den leeren Raum aus wie eine Wasserwelle auf der Oberfläche eines Sees.
Walter Thirring (Zitat):
Die moderne theoretische Physik hat unser Denken vom Wesen der Materie in neue Bahnen gelenkt. Sie hat den Blick vom zunächst Sichtbaren, den Teilchen, weitergeführt zu dem, was dahinter liegt, dem Feld:
Anwesenheit von Materie ist nur Störung des vollkommenen Zustandes des Feldes an dieser Stelle, etwas Zufälliges, ...
Dem entsprechend gibt es auch keine einfachen Gesetze, welche die Kräfte zwischen Elementarteilchen beschreiben. Ordnung und Symmetrie sind im dahinter liegenden Feld zu suchen.
Einstein (Zitat):
Wir können daher Materie als den Bereich des Raumes betrachten, in dem das Feld [von Kräften] extrem dicht ist. [...]
In dieser neuen Physik ist kein Platz für beides, Feld und Materie, denn das F e l d ist die einzige Realität.
Grtgrt aus 2039-31:
Harti aus 2039-30:
Die Aussage "Es gibt keine Materie" ist nur sprachverwirrend.
Ein Beispiel dazu:
Wenn ich ein Auto zerlege, kann ich auch Einzelteile nicht mehr als Auto bezeichen. Daraus die Aussage zu folgern "Es gibt kein Auto" ist nicht sinnvoll.
Hallo Harti,
dein Beispiel finde ich recht gut.
Dennoch finde ich Dürrs Aussage » Es gibt keine Materie « keineswegs verwirrend. Mir ist klar, dass er hier überspitzt formuliert um aufzurütteln: Er will seine Zuhörer zwingen, darüber nachzudenken, wie diese Aussage denn gemeint sein könnte.
Was er uns mitteilt, ist einfach nur: Wir haben versucht, die Welt in immer kleinere Bausteine zerlegt zu sehen und sind schließlich auf Grundbausteine gestoßen, die man nicht mehr als Materie einstufen kann, da sie nur noch Schwingung sind (genauer: Schwingungsformen).
Gruß, grtgrt
Henry aus 2039-28:
Irena aus 2039-23:
Es kann aber passieren, dass ein Photon oder anderes Teilchen nie einen Wechselwirkungspartner findet.
Okotombrok aus 2039-27:
das glaube ich nicht.
Nach meiner Auffassung verletzt das den ersten Hauptsatz.
Es gibt Berechnungen die zeigen, dass selbst in den entferntesten Winkeln des Kosmos kein Teilchen die Chance hat, auch nur tausendstel Sekunden ohne Wechselwirkung zu überstehen.