Bewusstsein





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Was ist Bewusstsein?

   





D i s k u s s i o n


 Beitrag 0-266
Wie Roger Penrose Bewusstsein charakterisiert

 
 

 
Notwendige Eigenschaften von Bewusstsein

( nach Roger Penrose )

 
 
Der britische Mathematiker Roger Penrose versucht genau zu definieren, wie sich Bewusstsein von Mechanismen unterscheidet, die Bewusstsein nur simulieren (KI etwa).
 
Was Objekte mit Bewusstsein auszeichnet, so argumentiert er, sind
     
  • gesunder Menschenverstand
     
  • zwischen WAHR und FALSCH unterscheiden zu können,
     
  • Verstehen
     
  • und künstlerische Wertung.

Ich, Gebhard Greiter, würde wenigstens noch hinzunehmen:
     
  • Abstraktionsvermögen

 
In bewusste Urteile, so Penrose, gehen viele unbewusste Faktoren ein: Erfahrung, Intuition, Vorurteil, oft sogar falscher Gebrauch von Logik. Und so ist Ergebnis solchen Urteilens durch Dritte niemals mit Sicherheit verhersagbar.


Penrose (auf S. 401 seines Buches Computerdenken):
 
Ich meine deswegen,
     
  • dass nur  u n b e w u s s t e  Hirntätigkeit gemäß algorithmischer Prozesse abläuft,
     
  • während  b e w u s s t e s  Denken davon ganz verschieden ist und in einer Weise vor sich geht, die durch keinen Algorithmus beschrieben werden kann.

Sonderbarerweise sind die Ansichten, die ich hier äußere, fast eine Umkehrung anderer, oft gehörter Meinungen.
 
Häufig wird argumentiert, dass gerade der bewusste Geist sich rational und verständlich benehme, während das Unbewusste rätselhaft sei.
 
KI-Forscher behaupten oft, dass jeder Gedankengang, den man bewusst verstehen kann, sich durch KI automatisieren ließe. Nur bei unbewussten Prozessen habe man — noch! — keine Idee, wie sie sich automatisieren lassen.
 
 
Ich aber vertrete die Meinung, dass unbewusste Prozesse sehr wohl algorithmisch sein können, doch nur auf einem äußerst komplizierten Niveau, dessen Details zu entwirren uns vor ungeheuere Schwierigkeiten stellt.
 
Das vollständig bewusste, ganz und gar logisch-rational erklärbare Denken lässt sich zwar gleichfalls oft algorithmisch formulieren, aber stets nur auf einem ganz anderen Niveau: Nicht auf dem Niveau regelbasierter Vorgänge (dem Feuern von Neuronen usw.), sondern dem Verarbeiten ganzer Gedanken.
 
Manchmal hat diese Gedankenmanipulation algorithmischen Charakter (man denke ans Rechnen), manchmal aber auch nicht (wie etwa beim Finden eines Beweises für Kurt Gödels Unvollständigkeitssatz).
 
Das sich Bilden von Urteilen — welches ich für ein Wesensmerkmal von Bewusstsein halte — kann stets nur teilweise algorithmisch formulierbar sein.
 


 
Dass Penrose mit seiner letzen Feststellung recht hat, erkennt sogar die Justiz an: Oberste Revisionsgerichte – das deutsche Bundesverfassungsgericht etwa – entscheiden nicht selten mit Mehrheit, erkennen also an, dass selbst Richter bewusst unterschiedlicher Meinung sein können.
 
Dass sie dennoch nicht  b e a b s i c h t i g t  unterschiedlicher Meinung sind, d.h. objektiv bleiben, unterstellt man ihnen.
 
Dass Menschen in gleicher Situation zu unterschiedlichem Urteil kommen können, könnte mit daran liegen, dass sie wohl stets auch auf leicht unterschiedlicher Abstraktionsebene denken. Algorithmen aber kennen kein Kontinuum von Abstraktionsebenen.
 
 

 
 
Was hat Bewusstsein mit Ästhetik zu tun?

 
Wie kommt Penrose auf die Idee, dass (s.o.) auch die Fähigkeit zu "künstlerischer Wertung" wichtige Eigenschaft von Bewusstsein sei?


Penrose (auf S. 411 seines Buches Computerdenken):
 
Für mich besteht kaum ein Zweifel, dass die Wichtigkeit ästethischer Kriterien nicht nur für blitzartige Urteile der Inspiration gilt, sondern auch für die viel häufigeren Urteile, die wir uns unentwegt bei mathematischer oder wissenschaftlicher Arbeit bilden:
 
Strenge Beweisführung ist gewöhnlich erst der letzte Schritt. Zuvor muss man viele Vermutungen anstellen, und hierfür sind ästethische Überzeugungen ungeheuer wichtig - natürlich stets eingeschränkt durch bekannte Tatsachen und logisches Folgern.
 
Paul Dirac etwa war der festen Überzeugung, dass erst sein lebhafter Sinn für mathematische Schönheit ihn seine Gleichung fürs Elektron hat erahnen lassen, während andere vergeblich nach ihr gesucht haben. [ Dirac: Pretty Mathematics, in: Int. J. Theor. Physics 21 (1982), S. 603-605 ].
 


Physikalisch in sich abgeschlossene Systeme haben eindeutig den Drang, sich auf stabile Gleichgewichtszustände hin zu entwickeln. Da sie meist besonders symmetrisch sind, könnte man sich fragen, ob die Natur und unser Bewusstsein nicht vielleicht all das als besonders ästehtisch und erstrebenswert einordnen, was – unter gegebenen Randbedingungen – maximal mögliche Symmetrie aufweist.
 
Könnte dann nicht vielleicht Emergenz sich allein deswegen so häufig – und immer wieder mit ganz ähnlichem Ergebnis – ergeben, weil ein der Natur innewohnender Drang existiert, möglichst viel Symmetrie und Gleichgewicht anzustreben?

 

 Beitrag 0-71
Was uns Physiker — Lee Smolin etwa — über die Natur des Bewusstseins sagen

 
 

 
Was Lee Smolin übers Bewusstsein sagt

 


Lee Smolin ( Zitat von Seite 270 seines Buches TIME REBORN, 2013 ):
 

The problem of  consciousness  is an aspect of the question of what the world really is:
 
We don't know what a rock really is, or an atom, or an electron. We can only observe how they interact with other things and thereby describe their relational properties. Perhaps everything has external and internal aspects:
  • The  e x t e r n a l  properties are those that science can capture and describe — through interactions, in terms of relationships.
     
  • The  i n t e r n a l  aspect is the intrinsic essence; it is the reality that is not expressible in the language of interactions and relationships.

Consciousness, whatever it is, is an aspect of the intrinsic essence of brains.
 


Wenn Smolin hiermit recht hat, werden wir nie in der Lage sein, zu verstehen, wie Bewusstsein zustande kommt.
 
Siehe hierzu wie Kant und Bohr die Grenzen der Physik beschreiben:
 
 
Wir kennen die Dinge nur so, wie sie auf uns wirken.
 
Die Physik kann nicht ergründen, wie die Natur funktioniert.

 
 
Es macht dennoch Sinn, darüber nachzudenken, wie sich Bewusstsein — seiner Wirkung und seinem Wesen nach — am ehesten charakterisieren lässt:

 

 Beitrag 0-103
Wie ein Biologe Bewusstsein und Unterbewusstsein definiert: Beide gehen nahtlos ineinander über

 
 

 
Bewusstsein und Unterbewusstsein

 
 
Ulrich Warnke — ein Biologe und Erfinder alternativmedizinischer Behandlungsmethoden — versteht das Bewusstsein biologischer Wesen als Ausläufer ihres Unterbewusstseins:


Ulrich Warnke (2011):
 

Bewusstsein ist die treibende Kraft und die Fähigkeit eines Wesens,
 
Information als solche zu erkennen und zielgerichtet — intelligent also — zu verarbeiten.

 
Bewusstsein ist demnach ein  P r o z e s s . Aber hätte nach dieser Definition nicht jeder Computer ein Bewusstsein? Nein, keineswegs, denn:
 
Allein nur das Bewusstein zu betrachten, bedeutet, die Rolle des Unterbewusstseins nicht ausreichend zu würdigen.
 
 
Das Unterbewusstsein des Menschen befähigt ihn,
 
Information auch über Gefühle zu empfangen und intelligent zu verarbeiten:

 
 
Deutlich über 95% aller in einem Menschen stattfindender Intformationsverarbeitung wird vom Unterbewusstsein erbracht. Es nimmt etwa 109 Informations­einheiten pro Sekunde auf. Kaum 1% davon gelangt über die Bewusstheitsschwelle.
 
Wichtiger noch: Unsere über das Bewusstsein gesteuerte Vernunft hat keine Kontrolle über die automatisch ablaufenden Gefühlsaktivitäten des Unterbewusst­seins, und das ist gut so, denn die Automatik des Unterbewusstseins reagiert hochintelligent und um Größenordnungen schneller als unser bewusst arbeitender Verstand. Dies dient unserem Schutz, und zudem bekommen wir so die Möglichkeit, uns in unserem bewussten Denken auf das jeweils Wesentliche zu konzentrieren, so dass wir nicht gehemmt werden durch einen Zwang, alle uns ständig überflutende Information komplett verarbeiten zu müssen: Wir können in eigener Entscheidung Prioritäten setzen.
 


 
Wie gut unser extrem schnelles Unterbewusstsein unser eher langsames Bewusstsein unterstützt,
 
machen folgende Beispiele klar:

 
 
Zuschauer bei Formel-1-Rennen können die genaue Position des Rennwagens sehen, auch wenn dieser mit 320 km/h fährt (also 83 Meter/sec zurücklegt).
Das sollte eigentlich unmöglich sein, denn unser Gehirn hat eine Erkennungsverzögerung von 100 ms, was bei dieser Geschwindigkeit 8,3 Metern entspricht.
 
Wir besitzen also einen Vorschaumechanismus, ein vorwegnehmendes Erkennen beweglicher Stimuli durch die Netzhaut. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Sehapparat, gesteuert durch unser Unterbewusstsein, dem Objekt vorauseilt, so dass uns nicht bewusst wird, was unser Auge aufnimmt, sondern stattdessen eine Extrapolation davon, welche die notwendigerweise vorhandene Erkennungsverzögerung exakt ausgleicht.
 
 
Derek H. Fender (California Institute of Technology) konnte im Experiment nachweisen: Das Auge blickt ganze 6 ms bevor ein auf zufälliger Bahn torkelnder Lichtstrahl einen beliebigen Punkt auf der Wand erreicht, an genau jene Stelle.
 
 
Wenn das Auge ein Objekt erfasst hat, dauert es 30 ms, bis die lichtempfindlichen Nerven angeregt werden. Weitere 5 ms werden benötigt, die Information dem Gehirn zuzuleiten. Und nochmals 100 ms vergehen, bis das Geschehen mit einer entsprechenden Erfahrung assoziiert ist.
 
Von der Wahrnehmung eines Objekts bis hin zum bewussten Erkennen vergehen demnach 135 ms. Die 6 ms vorauseilenden Autofokus mit berücksichtigt, kommt man so auf 141 ms, die unser Sehapparat dem bewussten Erkennen des Objekts vorauseilt.
 
 
Schon in den 80-er Jahren hat Benjamin Libet durch Experimente nachweisen können, dass unser Gehirn zielgerichtet etwas anvisieren kann, noch  b e v o r  unser Bewusstsein davon erfährt (siehe hier). Das Bewusstsein, einen Finger bewegen zu wollen, war in seinen Experimenten erst 200 ms vor der Bewegung vorhanden. Schon 550 ms vor der Bewegung aber war Gehirnaktivität nachweisbar, diese Bewegung vorzubereiten.
 
Man glaubte Libet damals nicht, denn schließlich konnte das bedeuten, dass der Mensch keinen freien Willen hat. Libet selbst aber sah in den Ergebnissen seiner Experimente keinen Widerspruch zur Willensfreiheit. Er konnte sogar zeigen, dass seine Versuchspersonen die Bewegung zwar unbewusst vorbereiteten, dann aber durchaus noch in der Lage waren, sie bis 100 ms vor dem geplanten Ausführungszeitpunkt willentlich zu unterlassen.
 
Nimmt man neuere Versuchsergebnisse hinzu, so steht fest:
 
Das subjektive Erleben eines Willensaktes tritt im Mittel erst 200 ms nach Beginn der Gehirntätigkeit ein, die seine Durchführung vorbereitet.

 
 
 
Quelle: Ulrich Warnke: Quantenphilosophie, Scorpio 2011, Kapitel 4


 

 Beitrag 0-236
Das Wesen des Bewusstseins

 
 

 
Das Wesen des Bewusstseins

( nach Görnitz )

 


Brigitte und Thomas Görnitz (2002):
 

Ein Mensch ist bewusst, wenn er sich dessen bewusst werden kann.

 
Man erkennt hieraus: Wesen mit Bewusstsein müssen in der Lage sein, sich selbst zu reflektieren. Wie im folgenden gezeigt wird, ist das nur möglich, wenn die konkrete Information, welche ihr Wissen über sich selbst darstellt, durch einen quantenphysikalischen Zustand ihres Gedächtnisses gegeben ist:
 
 
Das Wesen des Bewusstseins wird erkennbar an seiner höchsten Stufe, dem reflektierenden Bewusstsein: Es muss in der Lage sein, sich bis hin zum Selbstbewusstsein entwickeln zu können.
 
Selbst der Mensch erwirbt die Fähigkeit zum Ich-Bewusstsein erst  n a c h  seiner Geburt.
 
Reflektiertes Bewusstsein ist Information, die sich selbst kennt. Bewusstsein an sich muss also das Potential haben, sich selbst zu kennen.
 
 
Sich selbst reflektierendes Bewusstsein muss die Möglichkeit haben, konkrete Information über sich selbst auf eine echte Teilmenge dieser Information quasi "isomorph" abzubilden. Dies kann — schon aus mathematischen Gründen heraus — nur dann gelingen, wenn der Zustandsraum des dem Bewusstsein zur Vergüngung stehenden Gedächtnisses unendlich große Kardinalität hat, d.h. wenn er ein quantentheoretischer Zustandsraum ist.
 
Denn: Klassische Strukturen sind eindeutig, können also nur endlichen Zustandsraum haben.
 
Beweis: Sollte ein Zustandsraum isomporph auf eine Teilmenge seiner selbst abbildbar sein, wäre er nicht eindeutig.
 


Aus dem hier Gesagten ergibt sich insbesondere, dass
 
 
auf klassischen Computern implementierte KI keinerlei Bewusstsein haben kann.


 
 
Quelle: Thomas & Brigitte Görnitz: Der krative Kosmos, Spektrum-Verlag (2002), Kap. 12.4, S. 314-320


 

 Beitrag 0-270
Interagieren Bewusstsein und Materie auch über Resonanz in unterschiedlichsten Feldern?

 
 

 
Wie interagieren Bewusstsein und Materie?

 
 
Dass unser Bewusstsein – unser Wille – körpereigene Materie zu deutlicher Reaktion veranlassen kann ist offensichtlich: Es könnte sich ja sonst niemand willentlich bewegen oder auch nur den Arm heben.
 
Wie erstmals Versuche von Jahn und Dunne gut reproduzierbar gezeigt haben, kann der Wille biologischer Lebewesen (von Menschen, aber — wie man zeigen konnte — z.B. auch von Hühnerküken) wenigstens in  g e r i n g e m  Ausmaß selbst auf das Verhalten von  M a s c h i n e n  Einfluß haben:
 
 
Da alle bekannten physikalischen Vorgänge letztlich auf Feldanregungen (Wellen und Wellenpakete) zurückführbar sind, denken Jahn und Dunne, dass dies auch fürs Bewusstsein gelten könnte:
 
So wie ein Elektron am ehesten in der nahen Umgebung eines Atomkern "stark" präsent ist, scheint unser Bewusstsein in unserem Kopf lokalisiert zu sein, könnte aber letztlich – als Wellenpaket – zwar nur dort nenneswerte "Stärke" haben, ansonsten aber – wie  a l l e  Feldanregungen – praktisch überall auch Fernwirkung erzeugen, wenn auch nur extrem schwache.
 
Psychokinese (PK) — so glauben Jahn und Dunne — sei auf solche Fernwirkung zurückführbar.
 
Wie auch der Physiker David Bohm, glauben sie jedoch nicht,
     
  • dass Bewusstsein und Materie isoliert voneinander produktiv werden können
     
  • oder dass Psychokinese auf die Übertragung irgend einer noch unbekannten Kraft zurückführbar sei.

Die Botschaft ist vermutlich subtiler, meint Jahn: Es kann sein, dass es keinen Sinn macht, Materie und Bewusstsein getrennt voneinander zu betrachten. Das einzige, was wir wahrnehmen können - so sagt er - ist die Tatsache, dass sich beide auf irgendeine Weise gegenseitig durchdringen.
 
Wenn nun aber keine Kraftübertragung mit im Spiel ist, worauf ist die Interaktion von Materie und Bewusstsein denn dann zurückführbar?
 
Bohm, Jahn und Dunne vermuten, dass Psychokinese auf einen Austausch von Information zwischen Bewusstsein und Materie zurückführbar sei, den man sich aber nicht als einen Fluß zwischen dem Mentalen und dem Materiellen vorstellen dürfe, sondern eher als Resonanz zwischen den beiden sie darstellenden Wellenpaketen.
 
Interessant ist, dass einige der Testpersonen das sogar selbst so empfanden:
 
Der am häufugsten genannte Faktor, der mit einer erfolgreichen Durchführung des Experiments in Verbindung gebracht wurde, war das Bestreben, einen » Einklang « mit dem zu beinflussenden gerät her­zu­stellen.
 
Ein Proband beschrieb dieses Gefühl als ein Eintauchen in den Prozess, der zu einem Verlust des Ichbewusstseins führt:
    "Ich spüre keinerlei unmittelbare Einwirkung auf den Apparat, sondern eher einen unmerklichen Einfluss, wenn ich im Einklang mit ihm stehe. Es ist als säße ich in einem Kanu: Schwimmt es dorthin, wohin ich will, lasse ich mich treiben, nimmt es aber einen anderen Kurs, versuche ich es aufzuhalten und ihm die Möglichkeit zu geben, den Einklang mit mir wieder herzustellen." [Jahn und Dunne: Margins of Reality, S. 142]

 
 
Einige der Experimente von Jahn & Dunne:
 
 
Robert C. Jahn, Professor für Raumfahrtwissenschaft und zweitweise Dekan der Fakultät für Ingenieurwesen an der Princeton University, wurde nur zufällig PK-Forscher: Er war Fachmann für Raketenantrieb im tiefen Weltraum und Verfasser des maßgeblichen Handbuchs Physics of electric Propulsion für sein Fachgebiet. Er hielt nichts von paranormalen Phänomenen, als sich eine Studentin an ihn wandte mit der Bitte, er möge ein PK-Experiment überwachen, das sie als unabhängiges Studienprojekt durchzuführen plante.
 
Jahn stimmte widerstrebend zu, fand die Versuchsergebnisse dann aber so aufregend, dass er 1979 zum Gründer des Instituts Princeton Engineering Anomalies Research (PEAR) wurde. Seitdem haben PEAR-Forscher
     
  • nicht nur überzeugende Beweise für die Existenz von Telekinese beigebracht,
     
  • sondern auch so viele Daten zu diesem Thema zusammengetragen wie niemand sonst in den USA.

Gemeinsam mit einer engen Mitarbeiterin — der klinischen Psychologin Brenda Dunne — hat Jahn viel Zeit und Mühe darauf verwendet, ein Phänomen zu erforschen, das in den Augen der orthodoxen Fachwelt gar nicht existiert. Dazu Jahn: Ich halte dieses Gebiet für weitaus bedeutender als alles andere, an dem ich jemals gearbeitet habe.
     
  • In einer Versuchsreihe benutzten Jahn und Dunne einen sog. Random Event Generator (REG): ein gerät, welches über einen rein zufallsgesteuerten natürlichen Prozess, wie ihn etwa der radioaktive Zerfall darstellt, Zufallsfolgen binärer Werte 0 oder 1 ermittelt. Man kann ihn interpretieren als einen automatischen Münzwerfer, der in sehr kurzer Zeit eine riesige Zahl von Münzwürfen durchführt. Wie jedermann weiß, sollte das Verhältnis von Kopf und Zahl statistisch gesehen gegen 1:1 konvergieren.
     
    Jahn und Dunne setzten freiwillige Versuchspersonen vor den REG, die sich darauf konzentrieren sollten, eine von der Norm abweichende große menge von Würfen mit Kopf bzw. Zahl zu erreichen. Im Laufe von mehreren Hunderttausend Versuchen stellte sich heraus, dass die Testpersonen tatsächlich einen kleiner, aber statistisch gesehen signifikanten Einfluss auf den Output des REG hatten. Zudem wurde entdeckt:
       
    • Die Fähigkeit, PK-Wirkung zu erzeugen, war nicht auf einige wenige begabte Einzelpersonen beschränkt, sondern bei den meisten der Testpersonen vorhanden.
       
    • Ferner erzielten verschiedene Personen unterschiedliche und durchgängig eindeutige Ergebnisse, die so charakteristisch waren, dass Jahn und Dunne sie als » Signaturen « bezeichneten.

     
  • Bei einer anderen Versuchsreihe verwenden Jahn und Dunne eine Art Spielautomat, in dem 900 Kugeln mit je 1.5 cm Durchmesser um 330 Nylonzapfen kreisten um sich dann schließlich auf 19 Auffangbehälter am unteren Ende des "Spielatomaten" zu verteilen. Das Gerät bestand aus einem 3 Meter hohen und 1.8 Meter breiten Rahmen mit einer klaren Frontscheibe, so dass die Testpersonen zusehen konnten, wie die Kugeln zwischen den Hindernissen nach unten fielen und sich schließlich in den Behältern sammelten. Normalerweise fallen mehr Kugeln in die mittleren Behälter als in die äußeren, und am Ende gleicht die Verteilung einer glockenförmigen, symmetrischen Kurve.
       
    • Wie schon beim REG arbeiteten Jahn und Dunne mit freiwilligen Testpersonen, die - vor dem Apparat sitzend - versuchen sollten, allein durch ihre Willenskraft mehr Kugeln in die äußeren als in die inneren Behälter zu "bugsieren".
       
    • Auch hier gelang es im Laufe zahlreicher Durchgänge das "Landeverhalten" der Kugeln geringfügig, aber signifikant zu verändern.

      Jahn und Dunne denken, damit bewiesen zu haben, dass unser Bewusstein nicht nur mikroskopische Prozesse, wie etwa den Zerfall eines radioaktiven Stoffes, sondern sogar das Verhalten makroskopischer Objekte, den Weg der Kugeln, beeinflussen können.
       
      Mehr noch: Die » Signaturen « einzelner Personen, die schon beim REG-Versuch mitgewirkt hatten, ergaben sich auch wieder beim Spielautomaten-Experiment — mit individuellen Schwankungen, wie sie auch bei anderen Begabungen auftreten.

 
Jahn und Dunne stellen zusammenfassend fest:
    "Kleine Teilergebnisse dieser Art können selbstverständlich der Bandbreite des Zufallsverhaltens zugeordnet werden und rechtfertigen daher keine Revision von herkömmlichen wissenschaftlichen Annahmen. Das Gesamtergebnis aber lässt unbestreitbar eine Abweichung von beträchtlichem Ausmaß erkennen."

Interessant ist, dass Ähnliches galt, als man statt mit Testpersonen noch mit Hühnerküken gearbeitet hat:
 
Getrennt durch einen Zaun gab es in diesem Versuch eine Gruppe von Küken und - auf der anderen Seite des Zaunes - eine einem Huhn möglichst ähnlich gemachte Maschine, welche für Hühner typische Bewegungen ausführte in zufällige Richtungen hin, so dass - solange keine Küken zugegen waren - dieses künstliche Huhn sich durchschnittlich immer gleich weit weg vom Zaun befand.
 
Wurde dann dann gegenüber - jenseits des Zaunes - eine größere Zahl von Küken gesetzt, konnten Jahn und seine Studentin beobachten, wie sich der Schwerpunkt der Orte, an denen sich das künstliche Huhn befand, kaum merklich, aber reproduzierbar signifikant über gewisse Zeitspannen hinweg hin zum Zaun verschob, d.h. hin zu den Küken, die in jener Kunsthenne wohl ihr Muttertier gesehen haben könnten.
 
 
Note: Es sollte jedem klar sein, dass es sich hierbei um Experimente handelt, deren Ergebnis ein Großteil der etablierten Wissenschaftler eher skeptisch betrachtet. Dennoch: Sie scheinen gut dokumentiert, sollten also jederzeit — durch wen auch immer — wiederholbar sein.

 
 
Quellen:
     
  • Michael Talbot: Das holographische Universum (1992), S. 134-138.
     
    Vorsicht aber: Dieses Buch beruft sich spätestens ab Kap. 6 auch auf Quellen, die sicher  n i c h t  als seriös einzustufen sind.
    Selbst wo Talbot ausnahmsweise auch über eigene Erfahrungen berichtet, kann ich ihm nicht glauben. Spätestens beim Schreiben dieses Buches scheint er mir zum Esoteriker geworden zu sein.
     
    Im ersten Teil des Buches allerdings finden sich Meinungen und Theorien von Wissenschaftlern diskutiert, die verdienen, ernst genommen zu werden. Man sollte aber besser deren eigene Schriften studieren, um sicher zu sein, dass Talbot sie nicht sinnwidrig entstellt.
     
    Talbot verweist mehrfach auf Arbeiten von Professoren aus dem Bereich der Psychologie ( z.B. Kenneth Ring, [1], [2] ). Doch welcher Stellenwert ihnen zukommt, ist mir nicht klar. Sind oder waren sie anerkannte Wissenschaftler? Wenn ja: Waren sie es auch noch als Autoren ihrer späten Werke? Wie etwa ist Stanislav Grof einzuordnen? Mir scheint vernünftig, was er z.B. hier zum Verhältnis zwischen Religion — allgemeiner: Spiritualität — und Wissenschaft schrieb.
     
    Talbots Buch ist komplett online einsehbar.
     
  • Lynn McTaggart: The Field (2001)
    Auch hier ist Vorsicht geboten: Lynn McTaggart ist Journalist, nicht Wissenschaftlerin. Auch sind ihre Quellenangaben wenig genau.
     
  • Robert G. Jahn, Brenda J. Dunne: Margins of Reality — The Role of Consciousness in the Physical World (2009)
     
  • Jahn's Bio and Selected Publications on his Engineering Anomalies Research (1987-1996)


 

 Beitrag 0-277
Wo endet Bewusstsein? Endet es überhaupt irgendwo?

 
 

 
Heisenbergs Frage:

Wo endet Bewusstsein?



Heisenberg (1952):
 
Ist es völlig sinnlos, sich hinter den ordnenden Strukturen der Welt im Großen ein » Bewusstsein « zu denken, dessen » Absicht « sie sind?

 
Natürlich ist das eine Vermenschlichung des Problems, denn das Wort » Bewusstsein « ist ja aus menschlichen Erfahrungen gebildet. Also dürfte man diesen Begriff außerhalb des menschlichen Bereichs eigentlich nicht verwenden.
 
Wenn man derart stark einschränkt, wäre es aber auch nicht mehr erlaubt, vom Bewusstseion eines Tieres zu sprechen. Man hat aber doch das Gefühl, dass eine solche Redeweise einen gewissen Sinn enthält.
 
Man spürt, dass der Begriff » Bewusstsein « weiter und nebelhafter wird, wenn wir ihn außerhalb des menschlichen Bereichs anzuwenden suchen.
 


 
Quelle: Werner Heisenberg: Der Teil und das Ganze (1969), S. 290.


 

  Beitrag 949-16
Über die Begriffe Bewusstsein und Wirklichkeit

 
 
H... aus 949-12:
 
warum versucht der Mensch häufig, das wirkliche Etwas zu erfassen??? Was ist denn "wirklich"?


Hallo H...,

wenn deine Frage gemeint war als

Warum versucht der Mensch häufig, das eigentliche Etwas zu erfassen?


scheint mir die Antwort klar: Er ist schlicht und einfach neugierig und frägt sich deswegen, ob das, was er bisher für unbegründbar hielt, nicht vielleicht doch eine Begründung hat.

Ob das, was er dann findet, von höherer oder geringerer Wirklichkeit ist, als das, was er schon kannte, steht auf einem ganz anderen Blatt (und könnte von Fall zu Fall verschieden sein).

Aus Sicht der Quantenphysik jedenfalls ist der Zustand, in den ein Quantum springt, wenn man es beobachtet, sicher konkreter als der Überlagerungszustand, in dem es sich vorher befindet. Ist er aber deswegen auch wirklicher? Mir erscheinen beide als gleich wirklich (es sind halt nur Zustände unterschiedlicher Art).

Wenn ich aber einer Person die Hand schütteln kann, wird sie mir sicher mehr wirklich sein, als wenn ich sie nur über ein Photo kenne (selbst dann, wenn ich sicher sein kann, dass es nicht manipuliert wurde).

 
H... aus 949-12:
 
Was ist den eigentlich Bewusstsein und Wahrnehmung???


Ich definiere:

Ein Ding hat Bewusstsein, wenn es sich selbst von anderen unterscheiden kann.


Die Tatsache allerdings, dass die Philosophen auf diese einfache Erklärung noch gar nicht gekommen zu sein scheinen, macht mich sprachlos.

Dass ein Ding D1 ein anderes Ding D2 wahrnehmen kann, bedeutet in meinen Augen,
  • dass D1 von D2 kommende Signale empfängt
  • und die dazu nutzen kann, sich ein ihm selbst bewusstes Bild (Modell) von D2 zu machen.
Es ist dabei unerheblich, ob die von D2 kommenden Signale durch D2 erzeugt oder (man denke an einen Spiegel) von ihm nur in Richtung D1 umgelenkt wurden.

Beste Grüße,
grtgrt
 

  Beitrag 949-30
Wie könnte man sich kosmisches Bewusstsein vorstellen?

 
 
H... aus 949-21:
 
... wieder die Frage, was "bewusst" ist. Also, wir haben da eine Menge Materie, die sich irgendwie sinnvoll verknüpft hat.
Dann fließen da elekt. Ströme. Und solange die fließen, kann diese Materie in geheimnivoller Weise auf andere Materie reagieren.
Hier geht es wohl noch weiter...
 

Hi H...,

mir scheint, wenn man davon spricht, dass physikalische Objekte ein "Bewusstsein" haben könnten, sollte man dieses Wort nicht allzu wörtlich nehmen — es scheint mir unter allen verfügbaren Begriffen der, der am besten passt. Vielleicht muss das richtige Wort dafür aber erst noch erfunden werden.

Ein Beispiel für physikalisches Bewusstein (so werde ich in Zukunft sagen), spricht zu mir aus Bildern, die zeigen, wie sich Elektronen in den Orbitalen eines Atoms von selbst anordnen (bzw. wie sich Atome in Molekülen nach einem gewissen Muster anordnen). Sie etwa

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob sich da Elektronen bzw. Moleküle treffen wie Menschen, wenn zu einem Meeting kommen und sich dann ja auch um einen Tisch herum selbst geeignet anordnen (da sie sich der jeweils anderen bewusst sind).

Dieser gedankliche Ansatz scheint mir die Schiene, auf der man sich physikalisches Bewusstsein vorstellen muss: als eine Art Gleichgewicht also, das sich von selbst einstellt. Es kommt zu Störungen, wo solches Gleichgewicht gewaltsam gestört oder verhindert wird, und Störungen in diesem Sinne könnten durchaus vergleichbar sein mit Störungen der Gesellschaft, die eintreten, wenn z.B. Mörder morden, Diebe klauen, oder Diktatoren herrschen, wie Stalin geherrscht hat.

Im einen wie im anderen Fall garantieren die Gesetze der Natur, dass solche Störungen wieder verschwinden (das Gleichgewicht sich also wieder einpendelt). Das kosmische Bewusstsein könnte schlicht und einfach in dem Drang der Natur bestehen, mathematischen Gesetzen folgend immer wieder Gleichgewichte herzustellen (so etwa, wie es passiert, wenn man Wasser in einem Kübel umrührt: Hört man auf umzurühren, wird die Wasseroberfläche schnell wieder glatt).

Beste Grüße,
grtgrt
 

  Beitrag 1730-54
Was ist (menschliches) Bewusstsein?

 
Bevor wir einen gemeinsamen Nenner finden können, sollten wir erst einmal miteinander abgleichen, was wir unter Bewusstsein verstehen.

Für mich ist Bewusstsein das, was wir bewusst wahrnehmen.
Also alles dass, was wir mit unseren Sinnen erfassen können.
Sehen hören, schmecken fühlen etc. all das erleben wir bewusst. Unser Gehirn nimmt es war, und wir wissen darüber.
Bewusst kommt von Wissen.

Was wir nicht wissen, spielt sich auch nicht in unserem Bewusstsein ab.

Wir wissen z.B nicht, was sich vor unserer Existenz abgespielt hat. man kann nur durch Physikalische Erkenntnisse darauf schliessen, was da passiert ist. Aber bewusst hat das niemand erlebt.

Somit ist alles, was sich jenseits unseres Wahrnehmungshorizonts abspielt, sei es räumlich oder zeitlich, kein Bewusstseinsereignis.

Deshalb kann tote Materie auch kein Bewusstsein haben

Nehmen wir einmal an, das Universum gäbe es genau so, wie es ist.
Lediglich gäbe es keine Menschen und keine Tiere mit Bewusstsein. Vielleicht gäbe es auch überhaupt keine Lebewesen.

Wo wäre denn dann das Bewusstsein?


 

  Beitrag 1917-7
Was man unter Bewusstsein (im Sinne der Physik) verstehen könnte

 
 
U...bus aus 1917-5:
 
Was ist denn Bewußtsein?
 

U...bus:

In Beitrag 949-28 und Beitrag 949-30 steht, wie ich diese Frage beantworten würde.

Gruß, grtgrt
 

  Beitrag 1924-11
Ist das sich selbst bewusste Bewusstsein des (oder der) Menschen Teil eines kosmischen Bewusstseins?

 
E... aus 1924-8:
 
Grtgrt aus 1924-1:
Nüchterner und genauer ausgedrückt:
 
Der physische Teil unserer Welt wird geschaffen, geformt, und regiert durch nur gedanklich Existierendes.

Gebhard Greiter (grtgrt),
der hiervon überzeugt wurde durch Argumente von Lothar Schäfer

Was selbst bei der genaueren Formulierung immer noch fehlt, ist ein Hinweis darauf wer oder was da denkt.

Gedanklich existierendes setzt voraus das gedacht wird. In diesem Fall sollte man wissen wer oder was gedacht hat als z. B. unser heimisches Sonnensystem oder noch davor unser Universum entstand. Auch Schäfers Lothar macht dazu leider keine Angaben. Vielleicht hast Du einen Tip, der auch mich in die Lage versetzt, Lothar Schäfer zu folgen.
 

Hi E...,

hiermit sprichst du eine ganz besonders wichtige Frage an. Leider habe ich noch nicht einmal die Ahnung einer Antwort darauf.

Lothar Schäfer scheint " das sich selbst bewusste Bewusstsein " des Menschen wohl als so eine Art Zipfel eines versteckten " kosmischen Bewusstseins " zu sehen. Er verkennt aber keineswegs, dass das verdammt schwierige Fragen, unseren " freien Willen " betreffend, aufwirft. Hier scheint auch er (indirekt) zu sagen: "Leider habe ich noch nicht einmal die Ahnung einer Antwort darauf."

Beste Grüße,
grtgrt
 

  Beitrag 1926-17
Wie lässt sich Bewusstsein nachweisen?

 
 
An alle:

Kann sich jemand ein Verfahren vorstellen, mit dem man testen kann, ob physikalische Objekte (und seien es nur solche bestimmter Klasse) in der Lage sind, sich selbst von anderen zu unterscheiden?

Dass die Elektronen eines Moleküls irgendwie unterschieden werden, habe ich schon in Beitrag 1926-6 erwähnt.
Die Frage dort ist nur: Unterscheiden sie sich selbst oder werden sie unterschieden?

grtgrt
 

  Beitrag 1926-19
-

 
Henry aus 1926-18:
Grtgrt aus 1926-16:
 
Warum soll "sich selbst von anderen unterscheiden können" nicht eine Fähigkeit sein, die ein gegebenes Objekt haben oder nicht haben kann?

"Fähigkeit" ist schon wieder etwas anderes als die Definition dessen, was Bewusstsein ist.

Bei mir eben nicht, denn ich definiere ja:


Bewusstsein zu haben bedeutet, die Fähigkeit zu haben, sich selbst von anderen zu unterscheiden.


Es wäre halt schön, wenn jeder, dem meine Definition nicht gefällt, eine — sorgfältig und komplett formulierte — andere geben würde.



Die Frage, wie man Bewusstsein erkennt, wenn es sich selbst nicht mitteilt, kann man erst dann angehen, wenn Einigkeit darüber besteht, was man denn nun eigentlich unter Bewusstsein verstehen möchte. Anders gesagt: Diese Frage ist erst dann wohldefiniert, wenn sie sich auf eine bestimmte Definition des Begriffes "Bewusstsein" bezieht.

Gruß,
grtgrt
 

  Beitrag 1926-38
Eine noch treffendere Definition von Bewusstsein

 
 
Gregor Lämmer aus 1926-35:
 
Denken ist Bewusstsein.

Das zu behaupten, geht mir zu weit.

Denken ist zunächst mal nur Informationsverarbeitung. Erst wo Bewusstsein dazukommt, wird daraus mehr.

Vielleicht sollte man sagen:

Denken, das sich selbst zum Gegenstand haben kann, bezeichnet man als Bewusstsein.



Gregor Lämmer aus 1926-34:
 
Bewusstsein ist bewusstes Sein.

Es gibt einen Unterschied von "Wissen, dass man weiß" und "Nichtwissen, wie man weiß".

Beide Aussagen finde ich treffend und richtig.

Dennoch scheint mir die erste als  D e f i n i t i o n  von Bewusstsein ungeeignet, da man dann ja sofort fragen müsste, was es denn eigentlich bedeutet, "zu sein".

grtgrt


PS: Brauchbare Definitionen sind nur solche, die
  • entweder den zu definierenden Begriff auf andere, bereits wohldefinierte Begriffe zurückführen,
  • oder den neuen Begriff implizit definieren (sozusagen als Lösung einer logischen Gleichung). In dem Fall allerdings müsste man beweisen, dass jene Gleichung auch tatsächlich Lösungen hat.

 

 Beitrag 0-431
Welche Qualität muss Informationsverarbeitung haben, damit sich Bewusstsein bildet?

 
 

 
Ist Bewusstsein als emergentes Phänomen

notwendige Folge extrem vernetzter Informationsverarbeitung?

 
 
Ein Tropfen Wasser ist nass — ein Eiskristall oder eine Dampfwolke aber sind es nicht, obgleich sie doch aus identischen Wassermolekülen bestehen. Warum? Einfach deswegen, weil die Eigenschaft der Nässe nur Folge einer bestimmten Anordnung der Wassermoleküle ist.
 
Es ergibt keinen Sinn zu sagen, ein einziges Wassermoekül sei nass, da das Phönomen der Nässe erst auftritt, wenn genügend Moleküle da sind, die sich in dem Muster angeordnet haben, das wir Flüssigkeit nennen.
 
Daher sind Festkörper, Flüssigkeiten und Gase sämtlich emergente Phänomene: Sie sind mehr als die Summe ihrer Teile, da bestimmte Anordnung jener Teile ihnen Eigenschaften gibt, die
     
  • keine Eigenschaften der Teilchen sind,
     
  • sondern von der Anordnung der Teilchen untereinander abhängen (und davon wie stabil sie sich zeigt).

Für Bewusstsein scheint Ähnliches zu gelten:
     
  • So löscht z.B. der Eintritt in den Tiefschlaf das Bewusstsein aus, indem er lediglich Teilchen neu anordnet.
     
  • Auf ähnliche Weise würde mein Bewusstsein verschwinden, wenn ich eingefroren würde.

Kurz: Bringt man eine Menge von Atomen oder subatomarer Teilchen zusammen, um irgend etwas zu bekommen, sei es nun Wasser oder ein Gehirn, dann treten neue Phänomene auf mit beobachtbaren Eigenschaften. Physiker studieren diese emergenten Eigenschaften sehr gerne und stellen fest: Häufig lassen sie sich beschreiben durch eine kleine Menge von Zahlen, die man messen kann — Größen, die etwas über die Zähflüssigkeit der Substanz aussagen, wie komprimierbar sie ist, etc.
    Wenn beispielsweise eine Substanz so dickflüssig ist, dass sie erstarrt, nennt man sie einen Festkörper, andernfalls ein Fluid.
    Und wenn ein Fluid nicht komprimierbar ist, bezeichnen wir es als Flüssigkeit, andernfalls aber als Gas oder als Plasma (je nachdem wie gut seine elektrische Leitfähigkeit ist).

Könnte es dann aber nicht auch entsprechende Messgrößen geben, welche das Bewusstsein beziffern?
 
Der italienische Neurowissenschaftler Giulino Tonini hat eine solche Größe vorgeschlagen. Er nennt sie integrierte Information Φ. Sie misst, wie viele unterschiedliche Teile eines Systems Einfluss auf einander nehmen. Genauer:
    Hat man einen Prozess P, der ein System S von Teilchen im Laufe der Zeit in einen neuen Zustand bringt, so quantifiziert seine integrierte Information Φ(S,P) das Unvermögen, den Vorgang in unabhängige Teile aufzuspalten:
     
    Wenn der zukünftige Zustand eines jeden Teils nur von dessen Vergangenheit abhängt, aber nicht auch von den Aktivitäten anderer Teile des Systems, so ist Φ(S,P) = 0 und S einfach nur Summe von einander unabhängiger Teilsysteme.

Giulinos » Integrated Information Theory (IIT) « sei — so schreibt Max Tegmark — die bisher präziseste Bewusstseinstheorie, die wir haben.
 
IIT ist nur für diskrete System definiert, die in einer endlichen Zahl von Zuständen vorkommen. Es können das Bits in einem Computerspeicher sein oder stark vereinfachte Neuronen, die entweder an oder aus sein können.
 
Das bedeutet leider, dass IIT noch nicht anwendbar ist auf die meisten physikalischen Systeme, die sich ständig verändern. So kann ja z.B. die Position eines Teilchens oder die Stärke eines Magnetfeldes unendlich viele Werte annehmen. Versucht man die IIT-Formel auf solche System anzuwenden, erhält man meist nur das wenig hilfreiche Ergebnis, dass Φ unendlich sei.
 
Quantensysteme können zwar diskret sein, aber auf für sie ist die IIT noch nicht hinreichend weit entwickelt.
 
Wie also lässt sich IIT dennoch auf angedachte Bewusstseinstheorien anwenden?
 
Nun: Wie Max Tegmark in Kapitel 2 seines Buches Leben 3.0 anhand von Beispielen zeigt, können Materieklumpen emergente Eigenschaften mit einem Bezug zu Information haben: Es kann langlebige Zustände geben, die zum Speichern von Information nutzbar sind, und außerdem kann es eine — mehr oder weniger abstrakte — "Substanz" geben (dann Computorium genannt), mit deren Hilfe sich — aufgrund ihrer Formbarkeit — Berechnungen ausführen lassen. Künstliche neuronale Netze (KNN) sind ein eindrucksvolles Beispiel für Computorium.
 
Diese Erkenntnis platziert unser bewusstes Erleben nicht nur eine, sondern gleich zwei Stufen über dem Niveau der Materie.
 
 
 
Was ermöglicht einem Klumpen Materie subjektives Erleben?

 
 
Mit anderen Worten: Unter welchen Bedingungen wird Materie in der Lage sein, folgende 4 Dinge zu vollbringen:
     
  • Sich erinnern
     
  • Rechnen
     
  • Lernen
     
  • Erleben

KI-System, wie sie heute (2019) existieren, haben ganz offensichtlich die ersten 3 dieser 4 Fähigkeiten. Aber werden sie irgendwann auch erleben können (= bewusst erleben können)?


Max Tegmark (ab S. 450 in Leben 3.0):
 
Ebenso wie Margolus und Toffoli (am MIT) unter dem Begriff Computorium alles zusammenfassen, was Berechnungen ausführen kann, möchte ich jetzt den Begriff Sentronium verwenden für jede "Substanz", die empfindungsfähig (englisch: sentient) ist.
 
Sollte Bewusstsein die Art und Weise sein, wie sich Informationen "anfühlen", wenn sie auf bestimmte Weise verarbeitet werden, dann muss Bewusstsein substrat-unabhängig sein.
 
Es ist dann nämlich allein die Struktur der Informationsverarbeitung, auf die es ankommt, nicht die Struktur der Mechanismen, welche die Informationsverarbeitung durchführen.
 
Anders ausgedrückt: Das Bewusstsein ist auf gleich doppelte Weise substrat-unabhängig:
     
  • unabhängig vom informationsverarbeitenden Mechanismus,
     
  • und erst recht unabhängig von der Materie, mit deren Hilfe er implementiert ist.

Wie wir gesehen haben, beschreibt die Physik Muster in der Raumzeit, die sich uns als sich umherbewegende Teilchen darstellen. Wenn die Teilchenanordnungen bestimmten Prinzipien gehorchen, führt das zu emergenten Phänomenen, die vom Teilchensubstrat weitgehend unabhängig sind und sich völlig anders "anfühlen", da sie ja nur der mehr oder weniger begrenzten Bewegungsfähigkeit der Teilchen wegen ergeben. Großartiges Beispiel hierfür ist die Informationsverarbeitung in Computronium.
 
 
Aber was sind denn nun die Qualitäten, welche Informationsverarbeitung haben muss, damit sie sich ihrer selbst bewusst wird?
 
Ich [Tegmark] werde nicht so tun, als würde ich sie alle kennen. Notwendig aber erscheinen mir mindestens folgende Kriterien:
     
  • Ein bewusstes System kann sehr viel Information speichern.
     
  • Ein bewusstes System kann ganz erhebliche Informationsmengen verarbeiten [ und auch weitgehend parallel verarbeiten ].
     
  • Ein bewusstes System ist hochgradig unabhängig vom Rest der Welt, kann aber nicht aus nahezu unabhängigen Teilen bestehen.

 
Was den Stand der Bewusstseinsforschung betrifft, so sei erwähnt, dass Giulio Toninis IIT von einigen begeistert begrüßt, von anderen aber vernichtend kritisiert wird. Einer der heftigsten Kritiker ist Scott Aaronson (man lese seine Blogposts 1799 und 1823).
 


 
Quelle: Max Tegmark: Leben 3.0 — Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz (2017)
 
Eine Einführung ins Konzept der künstlichen neueronalen Netze findet sich auf den Seiten 14-19 der Dissertation von Jörg Höhne (2007)
 
Max Tegmark: Consciousness as a State of Matter (2015)


 

 Beitrag 0-526
Warum KI nicht denken kann, wie Gehirne denken

 
 

 
Über die Leistungsfähigkeit biologischer Gehirne

und warum KI sie nicht erreicht

 
 
Bestes Beispiel biologischer Gehirns sind die Gehirne von Menschen.
 
Man sollte dennoch nicht übersehen, dass sie lediglich die am weitesten fortentwickelten biologischen Gehirne darstellen (soweit wir wissen).
 
 
Ich bin ganz sicher, dass z.B. das Gehirn eines Hundes sich von dem seines menschlichen Freundes gar nicht so groß unterscheidet.
 
 
Wo im Folgenden von einem Gehirn die Rede ist, sei darunter verstanden das Gehirn eines biologischen Lebewesens (am besten vertreten durch die Gehirne eines geistig gesunder Menschen).
 
 
Tatsache scheint mir zu sein, dass
     
  • Jedes biologische Gehirn auf zwei qualitativ unterschiedlichen Ebenen denkt:
       
    • einerseits auf rein rationaler Ebene (bestimmt durch Logik),
       
    • andererseits aber auch auf gefühlsgesteuerter Ebene (bestimmt durch — auf welchem Weg auch immer — gewonnener Überzeugung).

     
  • Ganz grundsätzlich aber gibt es 3 Ebenen des Denkens:
       
    • die Ebene (1) kreativen Denkens — typisch für Philosophie —
       
    • die Ebene (2) kreativen, aber zudem noch rational begründbaren Denkens — typisch für Wissenschaft — und
       
    • die Ebene (3) regelbasierten Denkens [ so wie KI sie implementiert: Hier kann es Kreativität gar nicht mehr geben. An ihre Stelle treten unerwartete Entdeckungen auf einem durch die Entwickler der KI fest vorgegebenem Weg, der auf Ebene (3) aber sehr viel weiter gegangen werden kann als auf Ebene (1), da die dort denkenden biologischen Gehirne allzu schnell ermüden ].