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Bewusstsein
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Penrose (auf S. 401 seines Buches Computerdenken):
Ich meine deswegen,
- dass nur u n b e w u s s t e Hirntätigkeit gemäß algorithmischer Prozesse abläuft,
- während b e w u s s t e s Denken davon ganz verschieden ist und in einer Weise vor sich geht, die durch keinen Algorithmus beschrieben werden kann.
Sonderbarerweise sind die Ansichten, die ich hier äußere, fast eine Umkehrung anderer, oft gehörter Meinungen.
Häufig wird argumentiert, dass gerade der bewusste Geist sich rational und verständlich benehme, während das Unbewusste rätselhaft sei.
KI-Forscher behaupten oft, dass jeder Gedankengang, den man bewusst verstehen kann, sich durch KI automatisieren ließe. Nur bei unbewussten Prozessen habe man — noch! — keine Idee, wie sie sich automatisieren lassen.
Ich aber vertrete die Meinung, dass unbewusste Prozesse sehr wohl algorithmisch sein können, doch nur auf einem äußerst komplizierten Niveau, dessen Details zu entwirren uns vor ungeheuere Schwierigkeiten stellt.
Das vollständig bewusste, ganz und gar logisch-rational erklärbare Denken lässt sich zwar gleichfalls oft algorithmisch formulieren, aber stets nur auf einem ganz anderen Niveau: Nicht auf dem Niveau regelbasierter Vorgänge (dem Feuern von Neuronen usw.), sondern dem Verarbeiten ganzer Gedanken.
Manchmal hat diese Gedankenmanipulation algorithmischen Charakter (man denke ans Rechnen), manchmal aber auch nicht (wie etwa beim Finden eines Beweises für Kurt Gödels Unvollständigkeitssatz).
Das sich Bilden von Urteilen — welches ich für ein Wesensmerkmal von Bewusstsein halte — kann stets nur teilweise algorithmisch formulierbar sein.
Penrose (auf S. 411 seines Buches Computerdenken):
Für mich besteht kaum ein Zweifel, dass die Wichtigkeit ästethischer Kriterien nicht nur für blitzartige Urteile der Inspiration gilt, sondern auch für die viel häufigeren Urteile, die wir uns unentwegt bei mathematischer oder wissenschaftlicher Arbeit bilden:
Strenge Beweisführung ist gewöhnlich erst der letzte Schritt. Zuvor muss man viele Vermutungen anstellen, und hierfür sind ästethische Überzeugungen ungeheuer wichtig - natürlich stets eingeschränkt durch bekannte Tatsachen und logisches Folgern.
Paul Dirac etwa war der festen Überzeugung, dass erst sein lebhafter Sinn für mathematische Schönheit ihn seine Gleichung fürs Elektron hat erahnen lassen, während andere vergeblich nach ihr gesucht haben. [ Dirac: Pretty Mathematics, in: Int. J. Theor. Physics 21 (1982), S. 603-605 ].
Lee Smolin ( Zitat von Seite 270 seines Buches TIME REBORN, 2013 ):
The problem of consciousness is an aspect of the question of what the world really is:
We don't know what a rock really is, or an atom, or an electron. We can only observe how they interact with other things and thereby describe their relational properties. Perhaps everything has external and internal aspects:
- The e x t e r n a l properties are those that science can capture and describe — through interactions, in terms of relationships.
- The i n t e r n a l aspect is the intrinsic essence; it is the reality that is not expressible in the language of interactions and relationships.
Consciousness, whatever it is, is an aspect of the intrinsic essence of brains.
Ulrich Warnke (2011):
Bewusstsein ist die treibende Kraft und die Fähigkeit eines Wesens,
Information als solche zu erkennen und zielgerichtet — intelligent also — zu verarbeiten.
Bewusstsein ist demnach ein P r o z e s s . Aber hätte nach dieser Definition nicht jeder Computer ein Bewusstsein? Nein, keineswegs, denn:
Allein nur das Bewusstein zu betrachten, bedeutet, die Rolle des Unterbewusstseins nicht ausreichend zu würdigen.
Das Unterbewusstsein des Menschen befähigt ihn,
Information auch über Gefühle zu empfangen und intelligent zu verarbeiten:
Deutlich über 95% aller in einem Menschen stattfindender Intformationsverarbeitung wird vom Unterbewusstsein erbracht. Es nimmt etwa 109 Informationseinheiten pro Sekunde auf. Kaum 1% davon gelangt über die Bewusstheitsschwelle.
Wichtiger noch: Unsere über das Bewusstsein gesteuerte Vernunft hat keine Kontrolle über die automatisch ablaufenden Gefühlsaktivitäten des Unterbewusstseins, und das ist gut so, denn die Automatik des Unterbewusstseins reagiert hochintelligent und um Größenordnungen schneller als unser bewusst arbeitender Verstand. Dies dient unserem Schutz, und zudem bekommen wir so die Möglichkeit, uns in unserem bewussten Denken auf das jeweils Wesentliche zu konzentrieren, so dass wir nicht gehemmt werden durch einen Zwang, alle uns ständig überflutende Information komplett verarbeiten zu müssen: Wir können in eigener Entscheidung Prioritäten setzen.
Brigitte und Thomas Görnitz (2002):
Ein Mensch ist bewusst, wenn er sich dessen bewusst werden kann.
Man erkennt hieraus: Wesen mit Bewusstsein müssen in der Lage sein, sich selbst zu reflektieren. Wie im folgenden gezeigt wird, ist das nur möglich, wenn die konkrete Information, welche ihr Wissen über sich selbst darstellt, durch einen quantenphysikalischen Zustand ihres Gedächtnisses gegeben ist:
Das Wesen des Bewusstseins wird erkennbar an seiner höchsten Stufe, dem reflektierenden Bewusstsein: Es muss in der Lage sein, sich bis hin zum Selbstbewusstsein entwickeln zu können.
Selbst der Mensch erwirbt die Fähigkeit zum Ich-Bewusstsein erst n a c h seiner Geburt.
Reflektiertes Bewusstsein ist Information, die sich selbst kennt. Bewusstsein an sich muss also das Potential haben, sich selbst zu kennen.
Sich selbst reflektierendes Bewusstsein muss die Möglichkeit haben, konkrete Information über sich selbst auf eine echte Teilmenge dieser Information quasi "isomorph" abzubilden. Dies kann — schon aus mathematischen Gründen heraus — nur dann gelingen, wenn der Zustandsraum des dem Bewusstsein zur Vergüngung stehenden Gedächtnisses unendlich große Kardinalität hat, d.h. wenn er ein quantentheoretischer Zustandsraum ist.
Denn: Klassische Strukturen sind eindeutig, können also nur endlichen Zustandsraum haben.
Beweis: Sollte ein Zustandsraum isomporph auf eine Teilmenge seiner selbst abbildbar sein, wäre er nicht eindeutig.
Heisenberg (1952):
Ist es völlig sinnlos, sich hinter den ordnenden Strukturen der Welt im Großen ein » Bewusstsein « zu denken, dessen » Absicht « sie sind?
Natürlich ist das eine Vermenschlichung des Problems, denn das Wort » Bewusstsein « ist ja aus menschlichen Erfahrungen gebildet. Also dürfte man diesen Begriff außerhalb des menschlichen Bereichs eigentlich nicht verwenden.
Wenn man derart stark einschränkt, wäre es aber auch nicht mehr erlaubt, vom Bewusstseion eines Tieres zu sprechen. Man hat aber doch das Gefühl, dass eine solche Redeweise einen gewissen Sinn enthält.
Man spürt, dass der Begriff » Bewusstsein « weiter und nebelhafter wird, wenn wir ihn außerhalb des menschlichen Bereichs anzuwenden suchen.
H... aus 949-12:warum versucht der Mensch häufig, das wirkliche Etwas zu erfassen??? Was ist denn "wirklich"?
H... aus 949-12:Was ist den eigentlich Bewusstsein und Wahrnehmung???
H... aus 949-21:
... wieder die Frage, was "bewusst" ist. Also, wir haben da eine Menge Materie, die sich irgendwie sinnvoll verknüpft hat.
Dann fließen da elekt. Ströme. Und solange die fließen, kann diese Materie in geheimnivoller Weise auf andere Materie reagieren.
Hier geht es wohl noch weiter...