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Wissenschaft
Richard A. Muller (2016):
Die theoretische Physik darf die Bodenhaftung nicht verlieren, sondern muss darauf bestehen, dass
- Theorien falsifizierbar sind
- und es für akzeptierte Theorien stets neu überprüfbare experimentelle Ergebnisse gibt.
Wie wichtig das ist, zeigt Einsteins Theorie zur Brown'schen Bewegung:
Schon kurz nach ihrer Veröffentlichung gab es eine Reihe von Experimenten, deren Resultat Einsteins Theorie zu widerlegen schienen. Es hat ganze 4 Jahre gedauert, bis klar wurde, dass diese Experimente fehlerhaft waren. Richtig durchgeführt haben sie Einstein schließlich bestätigt (was fast schlagartig dazu geführt hat, dass man Atome und Moleküle nun allgemein als tatsächlich existierend anerkannt hat).
Zu den Theorien, die nicht falsifizierbar sind, gehören Spiritualismus, Intelligent Design, aber eben auch der von Arthur Eddington behauptete Zusammenhang zwischen Entropie und Zeitpfeil.
Vermutlich fallen einem noch andere ein. Unter diesen kommt die Astrologie der Möglichkeit, sie durch Beobachtung zu widerlegen, noch am nächsten:
Ein sorgfältiges Expirement von Shawn Carlson (bei dem ich als wissenschaftlicher Berater mitwirkte und einen Teil meines Waterman-Preises zur Erstellung der astrologischen Karten verwendete) wurde veröffentlicht im angesehenen Wissenschaftsjournal Nature [Shawn Carlson: A double-blind test of Astrology, Nature 318, Dec 1985]:
Shawn überprüfte die Grundthese der Astrologie, wonach der genaue Geburtszeitpunkt im Zusammenhang mit Persönlichkeitsmerkmalen stehe. Sein Doppelblindversuch hat diese These klar widerlegt.
An der Studie beteiligt ware mehrer angesehene Astrologen aus der ganzen Welt. (Ja, es gibt solche tatsächlich, und die meisten von ihnen haben einen Doktortitel in Psychologie.)
Nachdem das Ergebnis der Studie jene Astrologen widerlegt hat, waren sie schockiert und enttäuscht, aber keiner von ihnen wandte sich deswegen von der Astrologie ab (!).
Wissenschaft hat die Astrologie demnach falsifiziert — womit man dann Astrologen, die dennoch weiter an sie glauben, als Pseudwissenschaftler bzw. Esoteriker einzustufen hat.
Bauhof in 1595-39:Hallo Grtgrt,
1. Durch eine Theorie kann niemals "die Wahrheit herauskommen". Warum? Weil keine (physikalische) Theorie beweisbar ist, sondern nur widerlegbar. Auch wenn 1000 Experimente eine Theorie belegen, ein einziges Experiment kann sie später widerlegen.
2. Der Bayesche Ansatz mag zwar gut geeignet sein, herauszufinden, welche Theorie am wahrscheinlichsten die bessere Theorie ist. Aber primäre Grundvoraussetzung für die Wissenschaftlichkeit ist, dass eine (physikalische) Theorie an der Erfahrung scheitern können muss.
Irena in 1595-38:Grtgrt in 1595-37:
Schließlich wird die Theorie, für die sich so die höchste Wahrscheinlichkeit ergab (d.h. deren Evidenzgewicht durch die Daten und Beobachtungen am meisten zugenommen hat) als die eingestuft, an der es festzuhalten gilt.
Ich bin froh, dass sich kein Wissenschaftler von einem Computer sagen lässt, wie er sich verhalten soll.
Grtgrt in 1595-37:
Aber noch weitere Aspekte können so gut berücksichtigt werden:
Augenscheinlich unplausible, allzu weit hergeholt erscheinende Theorien erfordern besonders gewichtige Indizien, ehe sie ernst genommen werden können.
... Dazu benötigen wir unser Gehirn, nicht den Computer.
Irena in 1595-38:Grtgrt in 1595-37:
Auf jeden Fall hat dieser Ansatz den Vorteil, die Wissenschaftler zu drängen, systematisch Indizien zu sammeln und zu bewerten, und wie die Erfahrung uns zeigt, führt das in aller Regel auch wirklich zum Ziel: Die Wahrheit k o m m t heraus.
Unsinn. Eigentlich, wenn ich dieses Ansatz nicht lächerlich gefunden hätte, dann würde ich es als äußerst gefährlich einstufen.
Aber vor allem ist dieser Ansatz völlig sinnlos, ...
Zitat:Zum Beispiel schätzte Laplace die Masse des Saturns auf Basis vorhandener astronomischer Beobachtungen seiner Umlaufbahn.
Er erläuterte die Ergebnisse zusammen mit einem Hinweis seiner Unsicherheit:
» Ich wette 11.000 zu 1, dass der Fehler in diesem Ergebnis nicht größer ist als 1/100 seines Wertes. «
Laplace hätte die Wette gewonnen, denn 150 Jahre später musste sein Ergebnis auf Grundlage neuer Daten um lediglich 0,37 % korrigiert werden.
Zitat:
Der bayessche Wahrscheinlichkeitsbegriff wird häufig verwendet, um die Plausibilität einer Aussage im Lichte neuer Erkenntnisse neu zu bemessen. Pierre-Simon Laplace (1812) entdeckte diesen Satz später unabhängig von Bayes und verwendete ihn, um Probleme in der Himmelsmechanik, in der medizinischen Statistik und, einigen Berichten zufolge, sogar in der Rechtsprechung zu lösen.
Irena in 1595-49:Na ja , da muss du mit ihm näher befassen. Sonst ist es aus dem Finger gezauberte These, die entspricht nicht der Tatsache und zeigt, dass du mit dem Thema hast deine Hausaufgaben nicht gemacht. Es geht ihm nicht "möglichst früh" die falsche Theorie wegräumen. Es geht ihm um eine prinzipielle Möglichkeit eine Theorie zu falsifizieren. Erst dadurch bescheinigt er ihr eine Wissenschaftlichkeit.Grtgrt in 1595-46:Poppers Kriterium aber zielt auf etwas ganz anderes: Es zielt darauf, eine Theorie, die falsch ist, möglichst früh — und dann sogar endgültig — als falsch erkennen zu können.
Zitat:Poppers Kriterium zielt darauf ab, eine Theorie, die falsch ist, möglichst früh und dann sogar endgültig als falsch erkennen zu können.
Zitat:Es geht ihm um eine prinzipielle Möglichkeit eine Theorie zu falsifizieren. Erst dadurch bescheinigt er ihr eine Wissenschaftlichkeit.
Okotombrok aus 1916-8:
Zitat von Grtgrt:Karl Popper bemerkt ganz richtig: Es ist einfacher, eine Theorie zu widerlegen, als sie zu beweisen.
Das scheint aus dem Gedächtnis zitiert zu sein, gesagt hat er
Zitat von Karl Popper:Ein Satz (oder eine Theorie) ist dann und nur dann empirisch wissenschaftlich, wenn er falsifizierbar ist. Popper, Karl: Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. München, Deutscher Taschenbuchverlag, 2. Auflage 1994. Seite 82
Man sollte nur in Ausnahmefällen aus dem Gedächtnis zitieren. Erst ein ordentliches Zitat mit Quellennachweis ermöglicht es dem Leser, die Aussage im Kontext zu verstehen und überhaupt erst zu überprüfen.
Bauhof aus 2035-183: