Theologie








D i s k u s s i o n



 Beitrag 0-487
Karl Rahners Gottesbild

 
 

 
Karl Rahners Gottesbild

 
 
Karl Rahner (1904-1984), ein Jesuit, gilt als einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts.
 
Er wirkte bahnbrechend für eine Öffnung der katholischen Theologie für das Denken des 20. Jahrhunderts und nahm mit seiner Theologie Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil, an dessen Vorbereitung und Durchführung er als Sachverständiger mitarbeitete.


Karl Rahner (wörtlich zitiert):
 

Er
[ Gott ] ist in uns als die Hoffnung, die trägt in allen Abstürzen unserer eigenen Verzweiflung.
 
Er ist in uns als die Liebe, die uns liebt und lieben macht,
 
verschwenderisch, frohlockend, obwohl wir kalte, kleine und enge Herzen haben.
 
Er ist in uns die ewige Jugend in der verzweiflungsvollen Vergreisung unserer Zeit und unserer Herzen.
 
Er ist das Lachen, das hinter unserem Weinen schon leise aufklingt.
 
Er ist die Zuversicht, die trägt, die Freiheit, die beschwingte Seligkeit unserer Seele.

 
 
Wir sind mehr als wir wissen. Indem wir das bekennen, geben wir ihm die Ehre.

 


Quelle: Herbert Vorgrimler: Gott. Vater, Sohn und Heiliger Geist — Was Christen glauben (2015)


 

 Beitrag 0-488
Das Gottesbild des Jesus Christus

 
 

 
Das Gottesbild des Jesus Christus

aufbauend auf dem Israels

 
 
Der Theologe Herbert Vorgrimler charakterisiert es so:


Vorgrimler (2015):
 
Der Mensch Jesus Christus, gläubiger Jude, hat sich in betonter und exklusiver Weise als Sohn des göttlichen Vaters gewusst.
 
Ein entscheidendes Gottesbekenntnis Jesu findet sich in seiner Antwort an den Schriftgelehrten, der ihn nach dem ersten Gebot unter allen fragte. Jesus zitierte das » Schema Isreael «, das Glaubensbekenntnis der Iraeliten:
 
    "Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein Einziger.
     
    Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
     
    Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen dir ins Herz geschrieben sein, du sollst sie deinen Kindern einschärfen und sollst davon reden, wenn du in deinem Hause sitzest, wenn du auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Du sollst sie zum Denkzeichen auf deine Hand binden und sie als Merkzeichen auf deiner Stirn tragen, und sollst sie an die Türpfosten deines Hauses schreiben.
    "

     
    (Deuteronomium 6,4-9)

Dieses Gottesbekenntnis zu dem einen und einzigen Gott trug Jesus dem Schriftgelehrten als das erste Gebot vor, verbunden mit dem zweiten, das ihm gleich sei: den Nächsten wie sich selbst zu lieben. (Markus 12,29 und Levitikus 19,18).
 
Es bildete sein Credo und sollte Maßstab sein für alle Glaubensbekenntnisse derer, die sich auf Jesus berufen und ihm nachfolgen:
 
 
Unser Gott ist Einer (nicht mehrere)
 
und er ist der einzige Gott — es gibt keine anderen, die mit ihm konkurrieren würden.

 
Wenn der Glaube und die Theologie der Christen über die biblischen und nachbiblischen Zeugnisse des dreieinigen Gottes nachdenken, sollte das Gottes­bekenntnis Jesu als unabdingbares Korrektiv gelten.
 
Nach dieser sehr wichtigen Feststellung, nun — in der Reihenfolge der neutestamentlichen Schriften — einige grundlegende Zeugnisse, die den Menschen Jesus von Nazareth in seinem Verhältnis zu Gott dem Vater zeigen:
     
  • Berühmt ist der sog. Jubelruf Jesu bei Matthäus:
     
    "Alles ist mir vom meinem vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater, und den Vater erkenntn niemand als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren Will." (Matthäus 11,27)
     
    Diese Worte eheren zunächst den Vater und bezeugen das einzigartige Sohnesbewusstsein Jesu. Zugleich sind sie Hinweis auf die tragische und leidvolle Distanz der Christengemeinde zur jüdischen Glaubensgemeinschaft, an der Matthäus besonders gelegen war: Hat etwa der Vater sich Isreale nicht geoffenbart?
     
    Zum vergleichbaren WortJesu bei Johannes (14,6), sagt der jüdische Religionsphilosoph Franz Rosenzweig: Niemand außer denen, die immer schon beim Vater waren, die gläubigen Kinder Israels.

     
  • Nach Matthäus (24,36) weiß niemand etwas über den Tag und die stunde, da alle Menschheitsgeschichte endet, außer dem Vater allein.
     
  • Nach Markus (14,36) betete Jesus: 2Abba, mein Vater, alles ist dir möglich."
     
  • nach Lukas (2,49) sagte schon der Knabe Jesus, als er im Jerusalemer Tempel zurückgeblieben war, er müsse in dem sein, was seines Vaters ist.
     
  • Im gleichen Evangelium bittet Jesus am Kreuz: "Vater, vergib ihnen" (23,34), und im Augenblick des Todes legt er sein Leben in die Hände des Vaters. (23,46).
     
  • Das erst in verhältnismäßig später Zeit nach Jesus niedergeschriebene Johannes-Evangelium war sehr daran interessiert, die Göttlichkeit Jesu, seine Einheit mit dem vater, festzuhalten. Umso bemerkenswerter sind eingestreute Zeugnisse wie die Formulierung: "Der Sohn kann nichts von sich aus tun, er sehe denn den Vater etwas tun" (5,19)
     
    Und weiter heißt es: "Ich suche nicht meinen Willen, sondern den des Vaters" und: "Ich lebe um des Vaters willen." (6,57).
     
  • Bemerkenswert ist, wie Jesus in der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus (Joh. 11,1-45) den Vater um Erhörung seines Betens bittet.
     
  • Und eine Art Schlüsselwort zur Erklärung des Verhältnisses Jesu zum göttlichen Vater findet sich in Johannes 14,28: "Der Vater ist größer als ich."

     
    Ob das wohl in das Bewusstsein und die Gebetssprache heutiger Christen eingegangen ist?

     
  • Ein weiteres spätes Zeugnis über den Sohn Gottes enthält der Brief an die Hebräer: "Er hat in den tagen seines Fleisches Gebete und flehentliche Bitten mit starkem Geschrei und unter Tränen vor den gebracht, der ihn vom Tode erretten konnte, und er ist erhört worden aus seiner Angst und hat — wiewohl er Sohn war — an dem, was er litt, den Gehorsam gelernt." (Hebräer 5,7 und 8)
     
  • Schließlich sei noch der bekannte Text aus dem ersten Brief an die Korinther des Apostels Paulus genannt, in dem er von der Vollendung am Ende aller Tage spricht (15,24.28):
     
    Von Jesus heißt es da, er werde am Ende das Reich Gottes dem Vater übergeben. Nachdem Jesus alle Feinde einschließlich des Todes unterworfen habe, werde gelten: "Wenn ihm [Jesus] aber alle unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei."

All diese Texte zeigen, dass Jesus nach der Überzeugung der ersten Glaubenszeugen auf gar keinen Fall mit Gott dem Vater gleichzusetzen ist. Wie immer es um seine von Gott stammende Sendungsautorität bestellt sein mag und wie hoch seine göttliche Qualität auch einzuschätzen ist: Er ist "nur" der Sohn, Gott dem Vater nachgeordnet, dem er sich bewusst untergeordnet hat.
 
So wie uns begegnet auch Jesus der Wille des Vaters als etwas Unbegreifliches, dem er sich beugt, aber nicht unbeschwerten, frohen Herzens, sondern um den Preis von Blut, Angst und Tränen. So einfach ist es eben nicht, gemeinsam mit Jesus zum Vater zu sagen: Dein Wille geschehe.
 
 
Sollten solche Überlegungen nicht auch Konsequenzen für gläubige Menschen haben? Es ist doch schließlich für sie Jesus Christus der Mittler zum Vater schlechthin. Er ist des Vaters letztes und nicht mehr überbietbares Wort an die Menschen. Er ist unser Lehrer und guter Weggefährte, verlässlicher Bruder und Freund, derjenige, der uns zutiefst versteht und dem man alles sagen kann.
 
So ist es gewiss nicht verkehrt, sich betend an ihn zu wenden, um sich von ihm immer wieder sagen zu lassen, was sein und unser Gott von uns erwartet.
 
Wir sollten nicht vergessen, dass er das Geschenk des Vaters an uns war, dass er "nur" Bote und Mittler sein wollte, den Vater anbetend verehrte und seine Bitten an ihn richtete.
 
 
Seinem Beispiel folgend sollten in den gottesdienstlichen Versammlungen die Gebete der Gemeinde und ihrer Amtsträger an Gott den Vater gerichtet werden, an das unergründliche göttliche Geheimnis, dem alle Ehre in Ewigkeit gilt.
 
Der große Lobpreis am Ende aller eucharistischen Hochgebete bringt das zum Ausdruck:

 
 
» Durch ihn — Jesus Christus — und mit ihm und in ihm ist Dir, Gott allmächtiger Vater,
 
in der Einheit des Heiligen Geistes,
 
alle Ehre und Herrlichkeit,
 
jetzt und in Ewigkeit.
 
Amen. «

 


Quelle: Herbert Vorgrimler: Gott. Vater, Sohn und Heiliger Geist — Was Christen glauben (2015), S. 40-45


 

 Beitrag 0-489
Wie Gottes Dreifaltigkeit zu verstehen ist

 
 

 
Das christliche Gottesbild

hinsichtlich der Lehre von der » Dreifaltigkeit « Gottes

 
 
Ohne es so zu nennen, begegnet uns die Dreifaltigkeit des christlichen Gottes schon im Alten Testament: Er tritt dort auf als Vater, als Wort und als Geist.
 
Erst im Johannes-Evangelium — im neuen Testament also und dem Evangelium, das als letztes niedergeschrieben wurde — liest man "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."
 
Erst von da an also spricht man von Gott in drei "Personen" (da man ja nun "das Wort" umgedeutet hatte in Jesus Christus als den Verkünder und Erklärer des Wortes).
 
Von Anfang an aber hat der Begriff "Person" zu Missverständnissen geführt, die im Lauf der Kirchengeschichte immer wieder diskutiert wurden — stets mit dem Resultat, dass die führenden Theologen der Meinung waren, man dürfe den Begriff der "Person" hier nicht wörtlich nehmen.
 
Das Wort "Person" (lateinisch persona) entstand aus dem Verb personare (= durchdringen, durchtönen). In Karthago nämlich — dem heutigen Tunis — war es üblich, dass Schauspieler dort im selben Stück mehr als nur eine Rolle wahrzunehmen hatten. Um dem Zuschauer klar zu machen, in welcher Rolle sie gerade sprachen, haben die Schauspieler sich Masken vors Gesicht gehalten, jene Rolle deutlich zu machen. Ihre Stimme durchtönte dann die Maske (durchtönen = personare), weswegen man die Maske dann als "persona" bezeichnete — als die Rolle, in der der Schauspieler sprach.
 
Nun hat aber der Begriff persona (= Person) in den folgenden Jahrhunderten — vor allem in der Zeit, als man die Menschenwürde und die Menschenrechte entdeckte — mehr und mehr ganz andere Bedeutung bekommen.
 
Daran sollte denken, wer heute hört oder sagt, dass der christliche Gott in drei "Personen" existiere. Es sind weiterhin nur Rollen gemeint, bzw. die Tatsache, dass Gottes Wesen zu komplex und zu geheimnisvoll erscheint, um mit einem einzigen Begriff treffend genug umschreibbar zu sein.
 
 
Die beiden herausragendsten Theologen des 20. Jahrhunderts — Karl Rahner auf katholischer und Karl Barth auf evangelischer Seite haben beide — übereinstimmend und mit großem Nachdruck — festgestellt: Die Anwendung des modernen Begriffs der "Person" auf Gott führt unweigerlich zum Missverständnis, dass statt eines Gottes deren drei existieren. Das ewige Wort aber bleibt das Wort des Vaters. Ebenso bleibt der Heilige Geist der Geist des Vaters ("Geist", so schreibt Vorgrimler, ist etwas, das verstehen und wollen kann).
 
Barth und Rahner sagen übereinstimmend: Versteht man Wort und Geist als Personen im modernen Sinne, macht man aus dem einen Gott unweigerlich drei Götzen.
 
 
Quelle: Herbert Vorgrimler: Gott. Vater, Sohn und Heiliger Geist — Was Christen glauben (2015), S. 103-110


 

 Beitrag 0-491
Juden, Christen und Muslime glauben an nur EINEN Gott: den des Abrahams

 
 

 
Juden, Christen und Muslime kennen nur einen Gott:

den des Abraham

 
 
Der Gott der Juden, Christen und Muslime ist derselbe.
 
Es ist der Gott Abrahams, der Gott also, von dem die Bibel spricht.
 
Von christlicher Seite her wird das diskutiert z.B. in den beiden sehr lesenswerten Büchern
 
Der Koran wiederum lässt keinen Zweifel daran, dass er sich als den legitimen Erben der Juden und der Christen versteht, denen er als den "Schriftbesitzern" einen gewissen Respekt erweist (Sure 9,29).
     
  • Ein Vergleich von Bibel und Koran — Der Islam ist eine in sich widersprüchliche Religion.
     
  • Seine führenden Vertreter lösen Widersprüche im Koran durch die höchst fragwürdige Regel, dass jeweils nur die letzte "Offenbarung" Gültigkeit habe (weswegen es dann auch keinen Sinn mache, ältere Schriften zu studieren).
     
  • Es kann deswegen islamische Theologie auch nicht als Wissenschaft bezeichnet werden.

 
Problem auch: Alle Muslime — nicht nur die fanatischen unter ihnen — sehen sich aufgerufen zum Kampf gegen die Ungläubigen, die "Freunde des Satans" (Sure 4,76). Der Islam solle alle anderen Religionen besiegen, denn sie alle hätten die Gottesoffenbarung entstellt und dadurch Gott beleidigt.
 
Zu dieser Entstellung gehört nach Auffassung des Korans der christliche Glaube an die "Dreifaltigkeit" Gottes (den Muslime missverstehen als Glauben an drei Götter: an den Schöpfergott, an den Menschen Jesus und an den Menschen Maria. Ihr Kampf gegen Juden und Christen — die der Islam deswegen als "ungläubig" einstuft — beruht also auf einem Missverständnis. Schade, dass Muslime das nicht einsehen wollen.
 
 
Mehr zu diesem Thema: