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Unsere Welt zu verstehen:  Wissenschaft Gottesbild



 Beitrag 0-534
 
 

 
Ein mit Wissenschaft und Bibel verträgliches Gottesbild
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Die Autoren der Bibel legen Gott in den Mund: » Ihr sollt euch kein Bild von mir machen «.
 
Im Religionsunterricht wird das meistens so interpretiert, dass Gott hiermit dem Volk Israel verboten habe, Götzenbilder anzubeten, d.h. Götter neben ihm zu haben und zu verehren.
 
Nun wäre es aber ganz sicher falsch, die Aussagen der Bibel ausschließlich rein wörtlich verstehen zu wollen: Sie sind Ergebnis philosophischen Nachdenkens über Jahrhunderte hinweg und wollen somit stets auch philosophisch interpretiert und weitergedacht werden — erst indem man ständig neu über sie nachdenkt, entfalten sie ihre volle Wirkung.
 
Was das hier genannte Beispiel betrifft, kann Gottes Aussage auch dahingehend verstanden werden, dass er seinem Volk sagen wollte:

 
» Wenn immer ihr euch ein Bild von mir macht, wird es meiner nicht gerecht werden:
 
Ihr könnt mich stets nur ansatzweise verstehen, niemals aber auch nur annähernd in vollem Umfang.
«

 
Der Astrophysiker Steven Hawking schrieb mal: " Wir haben kein modellunabhängiges Verständnis der Wirklichkeit ". Es ist dies eine nun schon mindestens 2500 Jahre alte Erkenntnis und sie impliziert insbesondere, dass unser Gottesbild immer nur durch uns selbst erdacht und erfühlt sein kann.
 
Uns klar sein sollte, dass man Gott nur kennen kann über das Ergebnis von Religionsphilosophie, d.h. als ein Bild, das der Mensch sich von Gott zu machen versucht, wohl wissend, dass
     
  • es nie genauer sein kann als das Strichmännchen, welches ein 2-Jähriger gezeichnet hat, seinen Vater oder Bruder darzustellen,
     
  • und uns insbesondere nicht garantiert, in welch konkreter Weise der so erdachte Gott denn nun eigentlich existiert.

Soweit wir bisher wissen, ist der Mensch das einzige Ergebnis der Evolution, welches bewusst darüber nachdenken kann, mit welcher Wahrscheinlichkeit diese oder jene seiner Meinungen denn nun eigentlich zutreffend sein kann.
 
Wir wissen inzwischen ganz genau, dass es Aussagen gibt,
     
  • deren Wahrheitswert wir kennen und von dem wir wissen, dass er sich nie verändern kann (z.B. fehlerfrei bewiesene mathematische Wahrheiten),
     
  • andere, deren Wahrheitswert uns unbekannt, prinzipiell aber bestimmbar ist,
     
  • und drittes auch solche, deren Wahrheitswert Menschen nie werden kennen lernen.

 
Wissenschaft zu betreiben ist immer der Versuch, den Wahrheitswert einer oder mehrerer Aussagen der zweiten dieser Kategorien kennen zu lernen (oder wenigstens logisch nachvollziehbare Argumente für oder gegen sie zu finden).
 
Zu philosophieren bedeutet, den Urgrund unserer Psyche zu befragen, mit welcher Wahrscheinlichkeit Aussagen der dritten Kategorie richtig sein könnten. Wie Logik uns klar macht, wird das Ergebnis solcher Abschätzung von Wahrscheinlichkeit aber nur Sinn machen, sofern es kompatibel ist mit uns schon bekanntem Wissen oder Teilwissen. Eben deswegen darf selbst philosophisches und religionsphilosophisches Denken Ergebnisse der Wissenschaft auf keinen Fall ignorieren.
 
Dies hat mit zu berücksichtigen, wer zu einem Gottesbild kommen möchte, das wert sein könnte, ernst genommen zu werden (trotz unseres Wissens darüber, dass kein einziges Gottesbild, das wir uns ausdenken können, auch nur den geringsten Beweis für die Existenz einer diesem Bilde entsprechenden Gottheit sein kann).
 
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Dass der Erkenntnishorizont von Menschen begrenzt ist — und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch immer begrenzt bleibem wird — kann und sollte uns nicht darin hindern, dennoch zu versuchen, ihn ständig zu erweitern. Und so will ich jetzt mal kurz zeigen, wie leicht es ist, ein Gottesbild zu finden, das in keiner Weise dem Geist der Bibel einerseits und anerkannten naturwissenschaftlichen Ergebnissen andererseits widerspricht:
 
Wie Quantenphysik und Kosmologie uns immer deutlicher zeigen, scheint zu gelten:
 
 
Nichts im Kosmos entsteht, um ewig zu existieren.

 
Ewig existent scheint einzig und allein der Kosmos selbst: das Weltall, d.h. die Summe aller Welten. Sie stellt sich dem Quantenphysiker dar als ein grenzenloses Meer von Energie, die sich ständig mehr oder weniger lokal neue Form gibt, also ständig in Bewegung ist vergleichbar mit der wogenden Oberfläche eines unbegrenzt großen Ozeans. Das physikalische Vakuum – dessen Lebendigkeit Wissenschaft sich nicht erklären kann – entspricht einem solchen Ozean, wenn man sich darin das Wasser durch Energie ersetzt denkt (und die Wellen im Wasser identifiziert mit den Wellenpaketen im Potentialfeld der physikalischen Grundkräfte, die der Physiker Elementarteilchen nennt bzw. QuBits, sofern es sich um durch Fourier-Entwicklung nicht mehr zerlegbare Wellen handelt).
 
Wie über einem wirklichen Ozean gibt es über diesem Meer von Energie aber lokal unterschiedliches "Wetter", welches mit mehr oder weniger "Luftbewegung" verbunden ist: Je stärker der Wind, desto mehr Schaumkronen zeigen sich auf dem Wasser. Was im wirklichen Ozean die Schaumkronen sind, entspricht im Weltall (welches Physiker heute das Multiversum nennen) allen dort tatsächlich aus dem Vakuum gekommenen Dingen: Elementarteilchen, Atomen, Gaswolken, Sternen, Galaxien, ganzen Welten und allem, was auch immer sonst im Zuge der Evolution so entstanden sein mag (bis hin zu denkenden Lebewesen oder gar – nicht mehr physikalisch erfassbar – ihren Gedanken und Ideen).
 
All diesen Dingen ist gemeinsam, dass sich jeder Art von ihnen ein für diese Art typisches Alter zuordnen lässt, welches sie – im Durchschnitt gesehen – erreichen. Der Physiker nennt es ihre mittlere Zerfallszeit. Bei der Art "Mensch" sind das etwa 75 Jahre, bei gewissen Elementarteilchen nur extrem kleine Bruchteile von Sekunden, bei Sternen mittlerer Größe einige Milliarden von Jahren.
 
Bildlich gesprochen ist wirklich alles im physischen Weltall Existierende mehr oder weniger großer Teil einer Art "Schaumkrone", die sich – je nach "Windstärke" – langsam oder auch recht schnell bilden kann, immer aber nur endlich lange existiert: Sie beginnt zu zerfallen, stirbt also mehr oder weniger schnell, sobald sie ihre höchste Position über der Meeresoberfläche erreicht hat (im Meer der Energie wäre das ihr Zustand maximaler Lageenergie). Die Materie bzw. die Energie, aus der sie besteht, vereinigt sich nach ihrem Zerfallen wieder mit dem Meer: im Ozean mit seinem Wasser, im Weltall mit dessen Vakuumenergie.
 
Der Urknall als das Ereignis, welches der Welt um uns herum ihre erste uns bekannte Form gab, kann gut verglichen werden, mit einem urplötzlich aufkommendem "Orkan" im Vakuum: mit einem Ereignis, das – lokal, aber sehr weiträumig – eine gewaltige "Schaumkrone" schuf, die selbst heute erst wenig in sich zusammengefallen ist. So wie im Meer bei abflauendem Wind die Wellenberge an Höhe verlieren, immer flacher und ausgedehnter werden, passiert das gerade eben jetzt auch mit dem Weltraum um uns herum: Er expandiert, und in etwa 100 Mrd. Jahren werden aus der Milchstraße heraus nur noch etwa 40 Galaxien zu sehen sein (statt der vielen Milliarden von Galaxien, deren Licht uns heute noch erreicht).
 
 
Nur das Vakuum mit seiner Lebendigkeit scheint immer präsent und nie zu sterben.
 
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      Physikalisch gesehen haben Schöpfungskraft nur das Vakuum und die Naturgesetze, welche Evolution zur Folge haben.
       
      Gottes Geist lässt sich gut vergleichen mit den Naturgesetzen.
       
      Und so scheinen Naturgesetz, Vakuum und Evolution dem dreifaltigen Gott der Bibel gut zu entsprechen:
         
      • Naturgesetz dem Geist,
         
      • das Vakuum dem Vater, dem nie ruhenden Schöpfer von allem,
         
      • und die Evolution dem Sohn als Begleiter und Förderer von allem, was er geschaffen hat.

 
Im Rahmen philosophischer Überlegung — die ja stets nur Möglichkeiten mehr oder weniger klar sehen, aber nie etwas beweisen kann — scheint mir das ein nicht allzu weit hergeholter Gedanke.

 


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