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Unsere Welt zu verstehen:  Religion Markus



 Beitrag 0-452
 
 

 
Religion — Wie Markus Gabriel sie erklärt
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Ohne die Religion wäre es niemals zur Metaphysik, ohne die Metaphysik niemals zur Wissenschaft und ohne die Wissenschaft niemals zur Mehrzahl aller Erkenntnisse gekommen, die wir heute formulieren können.
 
Was sich in diesem Prozess ereignet, ist nicht einfach nur als Aufklärung einzuordnen:

 
Die Moderne ist nicht durch einen Abbau von Religion gekennzeichnet, sondern durch eine Erweiterung unseres Freiheitsverständnisses:
 
Es ist dem Menschen in der Moderne aufgegangen, dass dass er Geist ist und dass dieser Geist eine Geschichte hat.

 
 
Diese Dimension war ihm vorher verborgen oder nur ansatzweise zugänglich.
 
Deswegen darf man die Anerkennung des Geistes und seiner Geschichte auch nicht als prä-modern oder gar als Rückschritt denunzieren. Schon Religion beruht auf einer Anerkennung des Geistes.
 
 
Natürlich gibt es unsinnige Formen von Religion, bloßen Aberglauben und manipulative Sekten. Es gibt aber auch defiziente Formen der Wissenschaft, wissenschaftlichen Irrtum, ohne den es keinen wissenschaftlichen Fortschritt gäbe.
 
Nur weil eine menschliche Haltung davon bedroht ist, Pathologien auszubilden, folgt daraus nicht, dass man sie abschaffen sollte.
 
Denn die Eliminierung des Geistes wäre selbst Geist in seiner schlechtesten Form — Geist in der Form seiner eigenen Verleugnung.
 
Die Frage, ob es Gott gibt, muss man daher sehr viel umsichtiger angehen, als plumpe Sekten oder Neoatheisten es tun.

 
Wer sich mit der Gottesfrage unabhängig von der Geschichtlichkeit des Geistes befasst,
 
verfehlt die Frage eigentlich schon.

 
In der Religion geht es um den Menschen und um seine Verortung in einen Sinnzusammenhang.

 
 
 
Quelle: Markus Gabriel: Warum es die Welt nicht gibt, Ullstein 2013, S. 212-213

 


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