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Unsere Welt zu verstehen:  Henrietta Leavitt



 Beitrag 0-326
 
 

 
Henrietta Leavitt — Edwin Hubble — Georges Lemaître
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Als Begründer der modernen Kosmologie muss man wohl vor allem Henrietta Levitt (1968-1921), Edwin Hubble (1889-1953) und Georges Lemaître (1894-1966) sehen:
     
  • Henrietta Leavitt war eine — recht unbekannte — amerikanische Astronomin, die als erste eine Technik entdeckt hat, Entfernungen im Weltall zu messen. Erst diese Technik, später neu entdeckt durch Shapley, hat die Astronomen — kurz nachdem Leavitt gestorben war — in die Lage versetzt, zu erkennen, dass es über unsere Milchstraße hinaus noch andere » Welteninseln « gibt.
     
    Erst etwas später nannte man sie, wie heute, » Galaxien «.
     
     
  • Durch Edwin Hubble über 5 Jahre hinweg gesammelte genaue Beobachtungsdaten haben zur Erkenntnis geführt, dass der Abstand zwischen weit voneinander entfernten Welteninseln (Galaxien) sich ständig vergrößert.
     
     
  • Georges Lemaître schließlich — bekannt als Begründer der Urknalltheorie — war einer der wenigen, die sich mit Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie schon früh überaus gründlich befasst hatten. Ihm gelang es sogar, Einstein selbst gleich 2 Mal in wichtigen Punkten erfolgreich zu korrigieren:

       
    • Einstein nahm die Entdeckung, dass der Raum expandiere, zunächst mit großer Skepsis auf. Er war aufgewachsen in der Überzeugung, dass das Universum als Ganzes statisch sei. Lemaître traf sich mit Einstein und versuchte, ihm seine Vorurteile auszureden, womit er zunächst wenig erfolgreich war: Ihre Berechnungen — so antwortete Einstein ihm — sind zwar mathematisch richtig, aber Ihre Physik ist schrecklich.
       
      Erst später musste Einstein zugeben, dass Lemaître doch Recht hatte.
       
       
    • So ein Vorgang wiederholte sich: Einstein hatte sein » kosmologische Konstante « als geringfügige, aber bedeutende Abänderung seiner Gleichungen eingefügt in der Hoffnung, seine Theorie so mit einem statischen Universum vereinbar zu machen. Als er später dann doch einräumen musste, dass das Universum nicht statisch sein kann, bezeichnete er das Einfügen dieser Konstanten als seine größte Eselei.
       
      Lemaître, viel weitsichtiger und Einsteins Gleichungen schon besser verstehend, versuchte ihn umzustimmen: Diese Konstante, so argumentierte er, mache das Universum nicht statisch, könne aber dennoch Berechtigung haben und müsse keineswegs verworfen werden.
       
      Wieder behielt Lemaître recht: Wie wir heute wissen, ist die Konstante notwendig, wenn Einsteins Gravitationstheorie mit der Tatsache in Einklang sein soll, dass die Expansion des Universums — wie wir seit 1998 wissen — sogar  b e s c h l e u n i g t  vor sich geht.
       
       
    • Lemaître war weitsichtig genug, nicht nur Einstein zu korrigieren, sondern auch Papst Pius XII, als der 1951 in einer öffentlichen Rede argumentierte, der Urknall bestätige die Schöpfungsgeschichte. Lemaître erkannte sofort, wie gefährlich diese Argumentation sein konnte. Er nahm deswegen Kontakt zur päbstlichen Akademie der Wissenschaften auf und versuchte so, den Papst davon zu überzeugen, die Sache auf sich beruhen zu lassen: Öffentliche Verlautbarungen, wonach zwischen dem Schöpfungsakt und dem Urknall eine Beziehung bestünde, seien unangebracht.
       
      Lemaître war überzeugt, dass man Wissenschaft und Religion nicht miteinander vermischen dürfe. Er soll wörtlich geschrieben habe: Die Bibel hat von der Physik und die Physik hat von Gott keine Ahnung.
       
      Pabst Pius lies sich überzeugen und hielt sich fortan in der Öffentlichkeit mit jedem Hinweis auf den Urknall zurück.
       
      Heute zeigt sich, wie recht Lemaître hatte: Inzwischen ist unter Physikern häufig die Rede davon, dass der Urknall wohl nicht der eigentliche Anfang war. Man stelle sich die peinliche Lage der katholischen Kirche vor, wenn Lemaître sie nicht daran gehindert hätte, den Urknall in ihrer offiziellen Lehre zum Schöpfungsakt zu erklären.

 
 
Eine besonders schöne Beschreibung der Geschichte der modernen Kosmologie — beginnend mit Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie bis hin in die Gegenwart — findet sich im Sachbuch Pedro G. Ferreira: Die perfekte Theorie (2014), in Englischer Originalausgabe: The perfect Theory. A Century of Geniuses and the Battle over General Relativity (2014).

 


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