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Unsere Welt zu verstehen:  Stringtheorie



 Beitrag 0-296
 
 

 
Wo steht Stringtheorie heute?
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Leonard Susskind ( auf S. 410 seines Buches Der Krieg um das Schwarze Loch, 2010 ):
 
Die Stringtheorie wurde durch Zufall entdeckt, und ihre Entwicklung vollzog sich fragmentarisch.
 
Man hat noch keinen umfassenden Satz von Prinzipien, ja noch nicht mal einen kleinen Satz sie definierender Gleichungen.
 
Ähnlich rund wie die Theorien von Newton und Einstein ist sie deswegen noch lange nicht.
 
Bis heute ist sie kaum mehr als ein Geflecht zufällig entdeckter mathematischer Tatsachen, die untereinander bemerkenswerte Konsistenz aufweisen, aber ins­gesamt doch erst eine Menge von Puzzleteilchen sind, von der man noch nicht weiß, wie vollständig sie ist. Ein sich abzeichnenden Gesamtbild zu erkennen ist noch immer schwierig.
 
Dennoch ist Stringtheorie unser bislang bester mathematischer Führer hin zu den Fundamenten einer Theorie, welche sämtliche vier Grundkräfte der Physik gleichermaßen berücksichtigt.
 
Der niederländische Nobelpreisträger Gerard 't Hooft vergleicht den heutigen Zustand der Stringtheorie mit einem Stuhl, dem noch Beine und Sitzfläche fehlen, dessen Armlehnen demnächst aber wohl lieferbar sein werden.
 




Peter Woit ( zitiert durch v. Buttlar auf S. 164 seines Buches RaumZeit, 2009 ):
 
Als die Stringtheorie aufkam, schien sie mir eine spekulative Idee zu sein, die es durchaus wert war, weiter verfolgt zu werden.
 
Doch dann vergingen die Jahre, und mit der Zeit wurde immer klarer, dass Stringtheorie nicht funktioniert.
 
Dennoch erhielten die Strings immer mehr Aufmerksamkeit, und mehr und mehr Leute fingen an, auf dem Gebiet zu arbeiten — obwohl Erfolge ausblieben. In den letzten Jahren ist es sogar noch schlimmer geworden. Mittlerweile ist mir nicht einmal mehr klar, ob das, was die Leute da betreiben, überhaupt noch Wissenschaft ist.

 


 
Ich, Gebhard Greiter, würde es eher so sehen:
 
Die Stringtheorie ist noch zu wenig ausgearbeitet, zu wenig präzisiert, um sie ernsthaft anfechten zu können.
 
Da die der Stringtheorie zugrundeliegende Mathematik extrem schwierig ist, gibt es viele Physiker, die diese Theorie schon allein deshalb nicht bewerten können, weil sie viel zu wenig davon verstehen. Wo sie Kritik an ihr üben, kann man die deswegen auch nicht so recht ernst nehmen.
 
 
Wir müssen berücksichtigen:
 
Stringtheorie beschreibt, was irgendwo in den Tiefen des Weltalls möglich sein sein könnte, also nicht nur die Verhältnisse in "unserem" Universum, d.h. in der doch eher nur "kleinen" Umgebung unserer Erde, die durch unseren Beobachtungshorizont begrenzt ist und einen kegelförmigen Bereich der Raumzeit darstellt, in dem wir maximal 46 Mrd. Lichtahre weit und nur knapp 13,5 Mrd. Jahre in die Vergangenheit sehen können — verglichen mit der Weite des Universums dahinter könnten das extrem kleine, kaum nennenswerte räumliche und zeitliche Entfernungen sein.
 
Man bedenke: Wer sich in Norddeutschland befindet, stets nur dort gewohnt hat und soweit das Auge reicht, nur flaches Land sieht, kann sich ja auch nur schwer vorstellen, dass es auch sehr gebirgige Landschaften gibt. Ähnliches gilt im Kosmos: Astronomen können sozusagen nur unsere "nächste" Umgebung einsehen. Stringtheorie aber erhebt den Anspruch, auch noch zu beschreiben, was erst weit hinter unserem Beobachtungshorizont vorzufinden sein könnte.

 


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tags: stw1739S: Stringtheorie


Warum manche Kritiker der Stringtheorie mir blind erscheinen


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