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Unsere Welt zu verstehen:  Notwendige Eigenschaften



 Beitrag 0-266
 
 

 
Notwendige Eigenschaften von Bewusstsein

( nach Roger Penrose )
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Der britische Mathematiker Roger Penrose versucht genau zu definieren, wie sich Bewusstsein von Mechanismen unterscheidet, die Bewusstsein nur simulieren (KI etwa).
 
Was Objekte mit Bewusstsein auszeichnet, so argumentiert er, sind
     
  • gesunder Menschenverstand
     
  • zwischen WAHR und FALSCH unterscheiden zu können,
     
  • Verstehen
     
  • und künstlerische Wertung.

Ich, Gebhard Greiter, würde wenigstens noch hinzunehmen:
     
  • Abstraktionsvermögen

 
In bewusste Urteile, so Penrose, gehen viele unbewusste Faktoren ein: Erfahrung, Intuition, Vorurteil, oft sogar falscher Gebrauch von Logik. Und so ist Ergebnis solchen Urteilens durch Dritte niemals mit Sicherheit verhersagbar.


Penrose (auf S. 401 seines Buches Computerdenken):
 
Ich meine deswegen,
     
  • dass nur  u n b e w u s s t e  Hirntätigkeit gemäß algorithmischer Prozesse abläuft,
     
  • während  b e w u s s t e s  Denken davon ganz verschieden ist und in einer Weise vor sich geht, die durch keinen Algorithmus beschrieben werden kann.

Sonderbarerweise sind die Ansichten, die ich hier äußere, fast eine Umkehrung anderer, oft gehörter Meinungen.
 
Häufig wird argumentiert, dass gerade der bewusste Geist sich rational und verständlich benehme, während das Unbewusste rätselhaft sei.
 
KI-Forscher behaupten oft, dass jeder Gedankengang, den man bewusst verstehen kann, sich durch KI automatisieren ließe. Nur bei unbewussten Prozessen habe man — noch! — keine Idee, wie sie sich automatisieren lassen.
 
 
Ich aber vertrete die Meinung, dass unbewusste Prozesse sehr wohl algorithmisch sein können, doch nur auf einem äußerst komplizierten Niveau, dessen Details zu entwirren uns vor ungeheuere Schwierigkeiten stellt.
 
Das vollständig bewusste, ganz und gar logisch-rational erklärbare Denken lässt sich zwar gleichfalls oft algorithmisch formulieren, aber stets nur auf einem ganz anderen Niveau: Nicht auf dem Niveau regelbasierter Vorgänge (dem Feuern von Neuronen usw.), sondern dem Verarbeiten ganzer Gedanken.
 
Manchmal hat diese Gedankenmanipulation algorithmischen Charakter (man denke ans Rechnen), manchmal aber auch nicht (wie etwa beim Finden eines Beweises für Kurt Gödels Unvollständigkeitssatz).
 
Das sich Bilden von Urteilen — welches ich für ein Wesensmerkmal von Bewusstsein halte — kann stets nur teilweise algorithmisch formulierbar sein.
 


 
Dass Penrose mit seiner letzen Feststellung recht hat, erkennt sogar die Justiz an: Oberste Revisionsgerichte – das deutsche Bundesverfassungsgericht etwa – entscheiden nicht selten mit Mehrheit, erkennen also an, dass selbst Richter bewusst unterschiedlicher Meinung sein können.
 
Dass sie dennoch nicht  b e a b s i c h t i g t  unterschiedlicher Meinung sind, d.h. objektiv bleiben, unterstellt man ihnen.
 
Dass Menschen in gleicher Situation zu unterschiedlichem Urteil kommen können, könnte mit daran liegen, dass sie wohl stets auch auf leicht unterschiedlicher Abstraktionsebene denken. Algorithmen aber kennen kein Kontinuum von Abstraktionsebenen.
 
 

 
 
Was hat Bewusstsein mit Ästhetik zu tun?

 
Wie kommt Penrose auf die Idee, dass (s.o.) auch die Fähigkeit zu "künstlerischer Wertung" wichtige Eigenschaft von Bewusstsein sei?


Penrose (auf S. 411 seines Buches Computerdenken):
 
Für mich besteht kaum ein Zweifel, dass die Wichtigkeit ästethischer Kriterien nicht nur für blitzartige Urteile der Inspiration gilt, sondern auch für die viel häufigeren Urteile, die wir uns unentwegt bei mathematischer oder wissenschaftlicher Arbeit bilden:
 
Strenge Beweisführung ist gewöhnlich erst der letzte Schritt. Zuvor muss man viele Vermutungen anstellen, und hierfür sind ästethische Überzeugungen ungeheuer wichtig - natürlich stets eingeschränkt durch bekannte Tatsachen und logisches Folgern.
 
Paul Dirac etwa war der festen Überzeugung, dass erst sein lebhafter Sinn für mathematische Schönheit ihn seine Gleichung fürs Elektron hat erahnen lassen, während andere vergeblich nach ihr gesucht haben. [ Dirac: Pretty Mathematics, in: Int. J. Theor. Physics 21 (1982), S. 603-605 ].
 


Physikalisch in sich abgeschlossene Systeme haben eindeutig den Drang, sich auf stabile Gleichgewichtszustände hin zu entwickeln. Da sie meist besonders symmetrisch sind, könnte man sich fragen, ob die Natur und unser Bewusstsein nicht vielleicht all das als besonders ästehtisch und erstrebenswert einordnen, was – unter gegebenen Randbedingungen – maximal mögliche Symmetrie aufweist.
 
Könnte dann nicht vielleicht Emergenz sich allein deswegen so häufig – und immer wieder mit ganz ähnlichem Ergebnis – ergeben, weil ein der Natur innewohnender Drang existiert, möglichst viel Symmetrie und Gleichgewicht anzustreben?

 


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