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Unsere Welt zu verstehen:  Hawkings Einstellung



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Hawkings Einstellung zu Gott
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Steven Hawking bezeichnet sich selbst als Atheisten. Dennoch ist nicht wahr, er würde ernsthaft behaupten, die Existenz Gottes widerlegt zu haben, wie die Presse gelegentlich – zu stark vereinfacht – berichtet.
 
Richtig ist vielmehr, dass Hawking sehr genau weiß, dass Wissenschaft nichts über Gott oder seine Existenz aussagen kann. Dies beweist folgender Auszug aus einem Interview, welches Hawking gegen Ende des Jahres 1992 in einer Sendung der BBC gab:
 


Aus einem Interview mit Steven Hawking (BBC, 1992):
 
Reporter:
    Wenn man Ihre Theorien stark vereinfacht — ich hoffe Sie werden mir das verzeihen, Stephen —, haben Sie, soweit ich das verstehe, früher geglaubt, es habe einen Schöpfungsaugenblick, einen Urknall gegeben, aber heute sind Sie nicht mehr dieser Meinung. Sie glauben nun, dass es keinen Anfang und kein Ende gibt, dass unser Universum in sich abgeschlossen ist. Heißt das, es hat kein Schöpfungsakt stattgefunden, und deshalb bleibt auch kein Raum mehr für Gott?

Hawking:
    In der Tat, Sie haben das allzu sehr vereinfacht. Ich glaube immer noch, dass das Universum einen Anfang in der realen Zeit hat, einen Urknall. Aber es gibt eine andere Art von Zeit, die imaginäre, orthogonal zur realen Zeit, in der das Universum keinen Anfang und kein Ende hat. Dies würde bedeuten, dass die Art und Weise, wie das Universum begonnen hat, von den physikalischen Gesetzen bestimmt würde. Man müsste nicht sagen, dass Gott das Universum auf irgendeine willkürliche Weise in Gang gesetzt hat, die wir nicht verstehen können. Über die Frage, ob Gott existiert oder nicht, ist damit überhaupt nichts gesagt, nur dass er nicht willkürlich ist.

Reporter:
    Aber wenn die Möglichkeit besteht, das Gott nicht existiert, wie erklären Sie sich dann all die Dinge, die es außerhalb der Wissenschaft gibt — Liebe, den Glauben, den Menschen in Sie gesetzt haben und weiterhin setzen, oder ihre eigene Inspiration?

Hawking:
    Liebe, Glaube und Moral gehören einer anderen Kategorie an als die Physik. Aus den physikalischen Gesetzen kann man nicht ableiten, wie wir uns verhalten sollen. Es wäre allerdings zu wünschen, dass das logische Denken, das wir aus der Physik und Mathematik lernen können, uns auch in unserem moralischen Verhalten bestimmt.

Reporter:
    Aber ich glaube, dass viele Menschen der Meinung sind, Sie hätten Gott praktisch überflüssig gemacht. Leugnen Sie das?

Hawking:
    Meine Arbeit hat lediglich gezeigt, dass man nicht behaupten muss, das Universum habe als eine persönliche Laune Gottes begonnen. Dennoch bleibt die Frage: Warum macht sich das Universum die Mühe zu existieren? Wenn Sie wollen, können Sie Gott als die Antwort auf diese Frage definieren.

 


 
Quelle: Stephen Hawking: Einsteins Traum, Expeditionen an die Grenze der Raumzeit, Rowohlt 1993, S. 176-177


 


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