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Unsere Welt zu verstehen:  Unterbewusstsein



 Beitrag 0-103
 
 

 
Bewusstsein und Unterbewusstsein
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Ulrich Warnke — ein Biologe und Erfinder alternativmedizinischer Behandlungsmethoden — versteht das Bewusstsein biologischer Wesen als Ausläufer ihres Unterbewusstseins:


Ulrich Warnke (2011):
 

Bewusstsein ist die treibende Kraft und die Fähigkeit eines Wesens,
 
Information als solche zu erkennen und zielgerichtet — intelligent also — zu verarbeiten.

 
Bewusstsein ist demnach ein  P r o z e s s . Aber hätte nach dieser Definition nicht jeder Computer ein Bewusstsein? Nein, keineswegs, denn:
 
Allein nur das Bewusstein zu betrachten, bedeutet, die Rolle des Unterbewusstseins nicht ausreichend zu würdigen.
 
 
Das Unterbewusstsein des Menschen befähigt ihn,
 
Information auch über Gefühle zu empfangen und intelligent zu verarbeiten:

 
 
Deutlich über 95% aller in einem Menschen stattfindender Intformationsverarbeitung wird vom Unterbewusstsein erbracht. Es nimmt etwa 109 Informations­einheiten pro Sekunde auf. Kaum 1% davon gelangt über die Bewusstheitsschwelle.
 
Wichtiger noch: Unsere über das Bewusstsein gesteuerte Vernunft hat keine Kontrolle über die automatisch ablaufenden Gefühlsaktivitäten des Unterbewusst­seins, und das ist gut so, denn die Automatik des Unterbewusstseins reagiert hochintelligent und um Größenordnungen schneller als unser bewusst arbeitender Verstand. Dies dient unserem Schutz, und zudem bekommen wir so die Möglichkeit, uns in unserem bewussten Denken auf das jeweils Wesentliche zu konzentrieren, so dass wir nicht gehemmt werden durch einen Zwang, alle uns ständig überflutende Information komplett verarbeiten zu müssen: Wir können in eigener Entscheidung Prioritäten setzen.
 


 
Wie gut unser extrem schnelles Unterbewusstsein unser eher langsames Bewusstsein unterstützt,
 
machen folgende Beispiele klar:

 
 
Zuschauer bei Formel-1-Rennen können die genaue Position des Rennwagens sehen, auch wenn dieser mit 320 km/h fährt (also 83 Meter/sec zurücklegt).
Das sollte eigentlich unmöglich sein, denn unser Gehirn hat eine Erkennungsverzögerung von 100 ms, was bei dieser Geschwindigkeit 8,3 Metern entspricht.
 
Wir besitzen also einen Vorschaumechanismus, ein vorwegnehmendes Erkennen beweglicher Stimuli durch die Netzhaut. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Sehapparat, gesteuert durch unser Unterbewusstsein, dem Objekt vorauseilt, so dass uns nicht bewusst wird, was unser Auge aufnimmt, sondern stattdessen eine Extrapolation davon, welche die notwendigerweise vorhandene Erkennungsverzögerung exakt ausgleicht.
 
 
Derek H. Fender (California Institute of Technology) konnte im Experiment nachweisen: Das Auge blickt ganze 6 ms bevor ein auf zufälliger Bahn torkelnder Lichtstrahl einen beliebigen Punkt auf der Wand erreicht, an genau jene Stelle.
 
 
Wenn das Auge ein Objekt erfasst hat, dauert es 30 ms, bis die lichtempfindlichen Nerven angeregt werden. Weitere 5 ms werden benötigt, die Information dem Gehirn zuzuleiten. Und nochmals 100 ms vergehen, bis das Geschehen mit einer entsprechenden Erfahrung assoziiert ist.
 
Von der Wahrnehmung eines Objekts bis hin zum bewussten Erkennen vergehen demnach 135 ms. Die 6 ms vorauseilenden Autofokus mit berücksichtigt, kommt man so auf 141 ms, die unser Sehapparat dem bewussten Erkennen des Objekts vorauseilt.
 
 
Schon in den 80-er Jahren hat Benjamin Libet durch Experimente nachweisen können, dass unser Gehirn zielgerichtet etwas anvisieren kann, noch  b e v o r  unser Bewusstsein davon erfährt (siehe hier). Das Bewusstsein, einen Finger bewegen zu wollen, war in seinen Experimenten erst 200 ms vor der Bewegung vorhanden. Schon 550 ms vor der Bewegung aber war Gehirnaktivität nachweisbar, diese Bewegung vorzubereiten.
 
Man glaubte Libet damals nicht, denn schließlich konnte das bedeuten, dass der Mensch keinen freien Willen hat. Libet selbst aber sah in den Ergebnissen seiner Experimente keinen Widerspruch zur Willensfreiheit. Er konnte sogar zeigen, dass seine Versuchspersonen die Bewegung zwar unbewusst vorbereiteten, dann aber durchaus noch in der Lage waren, sie bis 100 ms vor dem geplanten Ausführungszeitpunkt willentlich zu unterlassen.
 
Nimmt man neuere Versuchsergebnisse hinzu, so steht fest:
 
Das subjektive Erleben eines Willensaktes tritt im Mittel erst 200 ms nach Beginn der Gehirntätigkeit ein, die seine Durchführung vorbereitet.

 
 
 
Quelle: Ulrich Warnke: Quantenphilosophie, Scorpio 2011, Kapitel 4


 


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