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Unsere Welt zu verstehen:  Prinzip



 Beitrag 0-281
 
 

 
Das anthropische Prinzip (Metaphysik)
hmsgnr0281z

 
 
Unter einer Naturkonstanten versteht man eine physikalisch relevante Zahl, welche — wenigstens innerhalb des Beobachtungshorizonts (und der Messgenauigkeit) von uns Menschen — von Zeit und Ort unabhängigen Wert zu haben scheint.
 
Wie nun aber Stringtheorie uns nahelegt, scheint es Regionen im Kosmos zu geben, die sich hinsichtlich der Werte solcher Naturkonstanten gravierend unterscheiden.
 
Zudem lässt sich schnell einsehen — eben der Werte ihrer Naturkonstanten wegen — nur extrem wenige dieser Regionen biologisches Leben erlauben:
 
Was die Werte der Naturkonstanten im Lebensraum der Menschen so besonders macht ist u.A.
     
  • Die Stärke der anziehenden Kraft zwischen den Kernteilchen kann gerade die abstoßende Kraft zwischen den positiv geladenen Protonen in den Kernen gewöhnlicher Atome — wie etwa Sauerstoff oder Kohlenstoff — überwinden, ist aber umgekehrt nicht ganz so stark, dass sie zwei Wasserstoffkerne (Protonen) in ein gebundenes System bringen kann. Das Diproton also gibt es nicht. Könnte es sich aber bilden, so wäre praktisch der gesamte Wasserstoff im Kosmos in Diprotonen oder noch größeren kernen gebunden. Sterne wie die Sonne, die durch langsame Fusion von Wasserstoff zu Helium über lange Zeit Energie erzeugen, könnt es dann kaum geben.
     
    Andererseits würden wesentlich schwächere Kernkräfte die Bildung größerer Atomkerne unmöglich machen.
     
    Wir sehen also: Falls die Entwicklung von Leben einen Stern wie die Sonne erfordert, der mit einer konstanten Rate über Millionen Jahre hinweg Energie erzeugt, so ist eine notwendige Voraussetzung dafür, dass die Stärke der Kernkräfte innerhalb ziemlich enger Grenzen liegen muss.
     
  • Ähnlich fein abgestimmt sein muss die Stärke der schwachen Wechselwirkung, denn sie steuert die Wasserstoff-Fusion in der Sonne. Nur weil die schwache Wechselwirkung in unserem Universum etwa 1 Millon Mal schwächer als die Kernkraft ist, verbrennt der Wasserstoff in der Sonne langsam und gleichmäßig. Wäre sie deutlich stärker oder schwächer, gäbe es Probleme für jede Art von Leben, das nur in Gegenwart sonnenartiger Sterne gedeihen kann.
     
  • Eine dritte numerische Abhängigkeit betrifft die mittlere Entfernung zwischen den Sternen, die in unserer galaktischen Umgebung einige Lichtjahre beträgt.
    Wir hätten keine Überlebenschance, wenn sie z.B. 10 Mal kleiner wäre. Es ergäbe sich dann nämlich eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass im Verlauf der vergangenen 4 Mrd. Jahre ein anderer Stern dem Sonnensystem so nahe gekommen wäre, dass sich die Planetenbahnen verändert hätten. Es würde reichen, die Erde in eine leicht exzentrische elliptische Umlaufbahn zu bringen, um Leben auf ihr unmöglich zu machen.
     
  • Man könnte noch zahlreiche weitere Konstellationen solcher Bedeutung aufzählen.
     
    So bewirkt etwa erst eine empfindliche Balance zwischen elektrischen und anderen quantenmechanischen Kräften die Eigenschaft von Wasser flüssig zu sein, die Neigung von Kohlenstoff­atomen, sich zu komplexen Molekülen zu gruppieren, und die Vielfalt der organischen Chemie auch noch in vieler anderer Hinsicht.

 
Die bemerkenswerte Harmonie zwischen den Werten der Naturkonstanten und den Bedürfnissen von Leben aufzuzeigen ist das Bedürfnis der Wissenschaftler, die das sog. » schwache anthropische Prinzip « herausstellen: die Tatsache, dass nur recht spezielle Werte der Naturkonstanten unsere Existenz möglich machen.
 
Dass die Natur eben diese speziellen Werte bevorzugt zu erreichen sucht — wie Vertreter des sog. » starken anthropischen Prinzips « anzunehmen geneigt sind —, kann Naturwissenschaft aber nicht belegen.

 
 
Quelle: Gerhard Börner: Schöpfung ohne Schöpfer? (2006), S. 84-85


 


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