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Unsere Welt zu verstehen:  Philosophie Populärphilosophie



 Beitrag 0-202
 
 

 
Warum verständlich formulierte Philosophie

nicht mit Populärphilosophie verwechselt werden darf
hmsgnr0202z

 
 
In der Philosophie-Zeitschrift HOHE LUFT findet sich ein interessante Diskussion zwischen Peter Trawny und Thomas Vašek. Sie beginnt mit Trawnys Artikel » Die Philosophie muss ihre Popularisierung reflektieren « und endet mit Vašeks letzter Replik » Der Markt soll Verantwortung für die Philosophie übernehmen «.
 
Wie mir scheint, wird in diesem ganzen Diskurs implizit davon ausgegangen, dass verständlich formulierte Philosophie Populärphilosophie sein müsse — eine Form der Philophie also, die Kompromisse machen muss, wenn sie überleben möchte.
 
Solche Gleichsetzung aber erscheint mir fatal, denn:

     
  • Etwas in populärer Form darzustellen behinhaltet fast immer Vergröberung (oft bis hin zur Unkenntlichkeit): Etwas "populär" zu formulieren, bedeutet, es gezielt so zu formulieren, dass es bereitwillig aufgenommen (bzw. vermarktbar) wird.
     
  • Verständlich formulierte Philosophie aber will und darf keine Kompromisse machen nur um populär zu sein. Im Gegen­teil: Sie bemüht sich um möglichst deutliche, verständliche Formulierung, damit die Einsicht dessen, der sie fand, nicht reduziert werde (teilweise verloren geht) auf dem Weg hin zu seinen Zuhörern.

 
 
Nebenbei noch: Sicher ist richtig, dass nicht alle gute Philosophie auf Anhieb für alle verständlich sein kann.
 
Mit der Philosophie - da bin auch ich sicher - ist es wie mit jeder anderen Wissenschaft auch: Es gibt stets große Teile der Argumentation (und auch der Ergebnisse), die man nur als Fachmann wirklich verstehen kann.
 
Dennoch wird stets ein kleiner Teil so mitteilbar sein, dass auch mit dieser Wissenschaft nicht vertraute Denker ihn verstehen. Es muss Ziel der Wissen­schaftler sein, daran zu arbeiten, diesen Teil möglichst groß zu machen.
 
 
Das das gelingen kann zeigt
  • einerseits das Beispiel der Theoretischen Physik: Erst nachdem Steven Hawking mit seinem Buch "Eine kleine Geschichte der Zeit" den Anfang gemacht (sozusagen das Eis gebrochen hat), begannen auch andere theoretische Physiker ähnliche Bücher zu schreiben. Vorher gab es, so weit ich sehen kann, gar keine allgemein verständlich dargestellten Teile der theoretischen Physik (höchstens kurze Berichte über spektakuläre, durch die Experimentalphysik oder die Astronomie schon bestätigte Ergebnisse).
     
  • zum anderen aber schreibt Trawny ja selbst, dass "es inzwischen viele Philosophinnen und Philosophen gibt, die sich auf die Befriedigung des philosophischen Bedürfnisses der Menschen verstehen. Sie haben die Fähigkeit, klare Fragen zu stellen und diese auch klar zu beantworten. Das unterscheidet sie von den alten, klassischen Philosophen, die sich scheinbar vorgenommen haben, ganz und gar dunkel zu schreiben. Während diese ältesten Denker dem Ideal der Klarheit nicht genügen, haben die aktuellen Philosophinnen und Philosophen die lang vermisste Fähigkeit zur Verständlichkeit entwickelt. Keine Frage, dass diese Erscheinung zu begrüßen ist". (zitiert aus [1]).

 
Wenn Verständlichkeit aber gelingen kann, dann muss man sie doch auch anstreben!
Solchem Bestreben  s i n d  Grenzen gesetzt – bisher aber werden sie selten erreicht (Kants Schriften sind gutes Beispiel hierfür).
 
 
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