welt-verstehen/Roboter+Arbeitsmarkt, stw3033RA

Unsere Welt zu verstehen:  Roboter Arbeitsmarkt



 Beitrag 0-190
 
 

 
Wie schnell werden KI und Roboter den Arbeitsmarkt umkrempeln?
hmsgnr0190z

 
 
Die Spezies Roboter — das ist heute völlig klar — wird zunehmend schneller in der Lage sein, dem Menschen viele der Tätigkeiten abzunehmen, mit denen er in der Vergangenheit einen Großteil seiner Zeit verbracht hat.
 
Da Roboter solche Tätigkeiten dann aber sogar deutlich schneller, besser und kostengünstiger werden erledigen können, müssen wir uns bewusst machen, dass Roboter dem Menschen wenigstens auf dem Arbeitsmarkt zu einem Konkurrenten werden, gegen den er als Mitbewerber keine Chance mehr haben wird.
 
Gefährlich werden kann das all denen, die diese Entwicklung nicht kommen sehen oder unfähig sind, sich darauf einzustellen.
 
Wie nämlich in Beitrag 0-189 schon dargelegt wurde, gibt es durchaus auch Tätigkeiten, hinsichtlich der Roboter (oder KI) Menschen nie werden ersetzen können.
 
Durch Roboter ersetzbar sind Menschen nämlich  h ö c h s t e n s  dort, wo erforderliches Handeln keinerlei vorweg definierbares Verantwortungsbewusstsein erfordert. Nur Tätigkeiten, die selbst absolut gefühlslose Wesen noch perfekt erledigen könnten, sind Tätigkeiten, die man ohne Schaden befürchten zu müssen auch einem Roboter überlassen kann.
 
 
Dies gesagt und akzeptiert, wird man sich dann aber fragen müssen, wie schnell Roboter Fähigkeiten, die sie prinzipiell haben können, denn nun auch tatsächlich bekommen werden.
 
Zwei Dinge muss man sich hierfür klar machen:
     
  • Notwendig für die Entwicklung aller Fähigkeiten, die angewandte KI oder ein Roboter haben kann, sind
       
    • ständig scheller und kostengünstiger werdende Rechner ( Hardware-Evolution )
       
    • immer ausgefeiltere, immer mächtigere KI-Algorithmen ( Software-Evolution ),
       
    • auf jeden Fall aber äußerst kreative Menschen, die Ideen entwickeln (denn nur so lange es reichlich immer wieder neue Ideen gibt, kann Hardware- oder Software-Evolution tatsächlich stattfinden).

     
  • Ein Blick zurück in die Vergangenheit zeigt:
       
    • Seit etwa 1960 war die Hardware-Evolution gekennzeichnet durch das sog. Mooresche Gesetz, nach dem sich die Mächtigkeit der Rechner gemessen an der Verfügbarkeit von Rechner-Ressourcen pro Kosteneinheit alle ein bis zwei Jahre verdoppelt. Mit anderen Worten:
       
      Seit 1960 hat sich die Nützlichkeit der Hardware mit dem Faktor 228 multipliziert.
       
    • Ganz anders aber die Mächtigkeit der Software: Sie hat lediglich der Menge nach — aber keineswegs auch ihrer Mächtigkeit nach — schnell zugelegt.
      KI unterstützende Algorithmen hat man heute nicht sehr viel mehr als noch vor 30 Jahren. Nach wie vor scheint sich alles zu konzentrieren auf Muster­erkennung, Neuronale Netze und die Berechnung transitiver Hüllen gegebenen Wissens (die Idee der Expertensysteme und Brute Force Methodik).
       
      Seit 1960 hat sich — so jedenfalls meine Sicht — die Problemlösungsfähigkeit der Software um maximal den Faktor 28 verbessert.
       
    • Dies bedeutet: In der bisherigen Geschichte des Computer-Zeitalters konnte die Hardware-Evolution um einen Faktor von sage und schreibe 220 schneller vorangetrieben werden als die Evolution von Software.

Dass also heute Roboter existieren, deren Fähigkeiten manche Menschen schon wirklich beeindrucken, ist vor allem der Geschwindigkeit der Rechner geschuldet.
Sobald sie sich nicht mehr deutlich wird erhöhen lassen — ein Zustand, den mache nun schon bald als erreicht einschätzen — wird die Geschwindigkeit, mit der die Spezies Roboter sich entwickelt, wohl zurückfallen auf die recht bescheidene Geschwindigkeit, mit der es uns gelingt, die Evolution von Software voranzutreiben.
 
Da es bisher noch niemand gelungen ist KI zu schreiben, die die Evolution von Software beschleunigt (also wenigstens immer bessere Programmiersprachen erfindet), wird man dann — wie schon während der gesamten Geschichte der Menscheit — vor allem auf die Kreativität von Menschen angewiesen sein.
 
Die aber können von nun an ja wenigstens von dem riesigen Innovationsschub profitieren, den uns die bisher so explosionsartig erfolgte Hardware-Evolution beschert hat. Physiker würden sie vergleichen mit der Inflationsphase nach dem Urknall.
 
 
Seine Kreativität so richtig entdecken kann der Mensch vor allem dann, wenn ihm Roboter alle langweiligen, aber doch zeitraubenden Tätigkeiten abnehmen.
 
Letztlich also, so scheint mir, werden die Roboter doch nur Steigbügelhalter der Menschen sein. Wir sollten sie schätzen, aber nicht fürchten. Ihnen dort aus dem Weg gehen, wo sie uns ersetzen können, scheint mir aber auf jeden Fall notwendig zu sein:
 
Denen, die das nicht beherzigen, könnte es — vor allem im übertragenen Sinne — sehr schnell so gehen, wie jenem unglücklichen Arbeiter im VW-Werk: Ein Industrieroboter hat ihn einfach zerquetscht. Dem Roboter Absicht zu unterstellen geht nicht: Er kann ja gar keine Absichten haben.

 
 
Gebhard Greiter, März 2016
hmsgnr0189z


 
 
Note: The argument above goes back to Seth Lloyd (p. 303 in John Brockmann: The Universe, 2013). He wrote:

Seth Lloyd, 2013:
 
In the 1960, Gordon Moore, the ex-president of Intel pointed out that the components of computers were halving of size every year or two, and consequently the power of computers was doubling at the same rate. Moore's law has continued to hold to the present day.
 
As a result, these machines that we make, these human artefacts, are on the verge of becoming more powerful than human beings themselves, in terms of raw information processing power. If you count the elementary computational events that occur in the human brain and in the computer — bits flipping and synapses firing — the computer is likely to overtake the brain in terms of bits flipped per second in the next couple of decades.
 
We shouln't be too concerned though, because:
For computers to become smarter than us is not really a hardware problem; its more a software issue. Software evolves much more slowly than hardware, and indeed much current software seems designed to junk up the beautifil maschines we build.
 


Seth Lloyd is building quantum computers at MIT. You might want to read this interview with him (and possibly also his book Programming the Universe).

 


aus  Notizen  zu
tags: stw2080R: Roboter+Arbeitsmarkt


Humanoide Roboter


Impressum

B G E